Kapitel 22

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,,Alec?"

Ich stuppse ihn mit meinem Fuß an und aufeinmal fährt er in die Höhe.
,,Scheiße, Alter", flucht er und sieht zu Matt und mir auf ,, erschreckt mich nicht so!"
Er stemmt sich vom Boden auf und lehnt sich an die Mülltone.
,,Gehts dir gut?", fragt Matt, während er ihn mustert.
,,Ja, was soll schon sein?", Er zuckt mit den Schultern und ich verstehe gar nichts mehr.
,,Du kannst nicht einfach auflegen, nachdem du Ray erwähnt hast und dann nicht mehr an dein Handy gehen!", platzt Matt heraus und ich kann ihn irgendwie nachvollziehen. Ich habe mir ja auch verdammt Sorgen gemacht.
Doch Alec hält nur sein komplett zersplittertes Handy in die Luft.
,,Und wie hast du das jetzt hinbekommen?", Ich wölbe eine Augenbraue, als Alec sein Handy in die Tone neben sich wirft.
,,Weiß nicht, runter gefallen oder so", er fängt laut an zu lachen und ich und Matt steigen einfach nicht mehr durch. Wir tauschen lediglich verwirrte Blicke aus, ehe wir wieder zu unserem Kumpel sehen, dessen Lachkrampf sich wieder gelegt hat.
Als mein Blick dann zurück auf den Boden fällt, fasse ich nicht was ich sehe.
,,Was ist das?", Frage ich Alec mit ernster Miene.
,,Was ist was?", er ist ertappt worden. Verdammt, was ist, wenn das da wirklich das ist, was ich denken?
,,Woher hast du das?!"
,,Ich weiß nicht was du meinst", grummelt er, hebt die kleine Plastiktüte auf und streift sie sich in die Hosentasche.
,,Sag mir einfach warum",forsche ich nach, denn ich werde nicht locker lassen, wenn das wirklich Koks war, was ich gesehen habe.
,,Laber mich nicht voll", er streckt die Hand aus und ich bin mir nicht sicher, ob er mich wegstoßen, sich an mir festhalten oder vom reden stoppen will. Seine Hand sinkt wieder und er grinst mich verschmitzt an.
Matt wendet sich angewidert ab.
,,Ich bin weg, ich tu mir diesen Schwachsinn nicht länger an", meint er wütend und verzieht sich.
Matt ist einfach zu gut für unsere Clique. Nie würde er zu Alkohol, Zigaretten, geschweige denn Drogen greifen.
Er ist einfach ein vorzeige Mensch und nun unfassbar enttäuscht von Alec. Zurecht. Ich bin es ja irgendwie auch, auch wenn ich wusste, das ein paar die ich kenne, das mal ausprobieren wollten. Ich meine Drogen nehmen.
,,Wo hast du die Drogen her?"
,,Darf ich nicht sagen"
,,Ich gebe dir eine letzte Chance. Wo hast du das Koks her?", presse ich hinter zusammen gebissenen Zähnen hervor. Aber er bleibt stumm.
Wütend schubse ich ihn gegen die Tonne, sodass er mit ihr nach hinten überfällt und  verschwinde dann.
Er bringt uns alle noch in Große Schwierigkeiten damit.

Ich habe jetzt keinen Nerv dazu nach Hause zu gehen um mir eventuell irgendeinen Schwachsinn von Thomas anzuhören, wieso auch immer, aber er redet ja sowieso nur Quatsch.
Nach etwas überlegen und durch den Ort schlendern wähle ich die Nummer von Jason, der sofort abnimmt.
,,Hey J", wir alle nennen ihn immer nur J.
,,Was geht ab? Nichts zu tun?", will er wissen und ich puste leise Luft in die Sprechanlage des Handys.
,,Würde ich sonst anrufen?"
,,Nein"
Wow, unsere Gespräche sind echt immer ziemlich trocken, aber ich rufe ja auch nicht an, damit wir um den heißen Brei herum reden.
,,Pub?"
,, Definitiv, ja"
Ich wusste das J dabei ist, also gehe ich schonmal die Route, zu der kleinen Bar, in dem Ort, entlang.
Nur 10 Minuten muss ich dort auf ihn warten und schon begrüßt er mich mit einem Handschlag. Zusammen betreten wir die Bar, die um diese Uhrzeit noch ziemlich leer ist.
Wir setzen uns an den Tresen, der aus dunklem Holz gemacht ist und mich an echt komische oder auch schlimme Zeiten erinnert.
Mein Verstand schreit mir nur so zu, dass ich hier verschwinden soll, aber ich schalte ihn einfach mal kurz ab. Das andere Programm hier ist gerade spannender.
Willy trottet an die Bar und will unsere Bestellung auf nehmen. Er ist ein Mann älteren Baujahres, hat einen dicken Schnauzer und einen Bierbauch, gefühlt habe ich ihn nie in einem anderen Hemd, als in diesem karierten, was er trägt, gesehen.

,,Hey Jungs", begrüßt er uns, da wir so zu sagen Stammgäste sind. Stolz bin ich darauf nicht.
,,Hey Willy, kannst du mir 'n Bier bringen?", fragt Jason und ich bestelle mir das selbe. Zum anfangen passt das ganz gut.
Er stellt die beiden Flaschen vor uns auf die Platte und ich nehme sofort einen großen Schluck.
Jason erzählt mir ein wenig von dem Mädchen was er letztes Wochenende geknallt hat und mir kommt in den Sinn was ich alles erlebt habe. Er bemerkt es nicht oder doch, fragt trotzdem nicht nach.
Sowas brauche ich gerade, einen Kumpel, der rein gar nicht merkt wenn es dir dreckig geht.
Ich weiß, dass das eigentlich das Gegenteil ist, von dem, was sonst alle brauchen wenn es ihnen schlecht geht. Aber so bin ich nun mal. Ich will nicht über Probleme quatschen, wenn es sowieso nichts bringt.

Wir trinken unser erstes Bier leer und bestellen uns noch eines, denn es ist gerade mal Nachmittag, wir haben noch viel Zeit uns zu steigern.
Mein Handy unterbricht Jason in seinem Redefluss und als ich auf das Display sehe erscheint der Name Emily. Mit einem kurzen Seufzen lege ich auf und schalte dann mein Handy ab. Ich will jetzt nicht mit ihr reden, alles erklären und mich rechtfertigen oder was auch immer sie von mir gerade wollte. Sie brauche ich gerade nicht.
Da war er, der Arsch der ich eigentlich bin. Natürlich brauche ich Emily, ich bin nur einfach zu blöd um es zu begreifen.
Jason hat schon längst mit seiner Erzählung fortgesetzt, als ich mein Bier leere.
Und der Gedanke an Emily ist so schnell wieder verschwunden, wie das nächste Bier vor mir steht.
Genau weiß ich nicht, was es mir jetzt bringen soll mich zu betrinken, ich tue es halt einfach.
Wieder eine bescheuerte Eigenschaft von mir. Ich tue Sachen einfach, ungerechtfertigt und unbedacht, viel zu schnell und zu forsch.
Es macht mir Angst wie sehr ich mich selbst mittlerweile an Ihn erinnere.

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