Kapitel 21

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Was wohl passiert ist, das es ihm so unter die Haut geht?

,,Emily?", höre ich meine Mutter und dann auch schon ihre Schuhe auf der Treppe, auf den Weg nach oben.
Kurzer Hand klopft es an meiner Tür.
Ich bleibe im Schneidersitz auf dem Bett sitzen und rufe einfach: ,,Komm rein"
Schon geht die Tür auf und meine Mutter, die sich mittlerweile umgezogen hat, setzt sich neben mir auf die Matratze.
,,Ist alles in Ordnung?", fragt sie und mustert mich bedürftig.
,,Ja, was soll sein?", entgegne ich etwas forsch, aber ich bin nun mal schlecht gelaunt. Weshalb hat sich Nick so schnell verzogen?
,,Brave ist so schnell abgehauen, ich dachte ihr habt euch gestritten", sagt sie und verleiht ihren Worten Druck. Und das ist ein Zeichen, dass sie anfangen will mich auszuhorchen.
,,Nein, haben wir nicht", meine Antworten bleiben kurz.
,,Ist er dein Freund?"
,,Gott Nein, er ist nur ein Freund", stöhne ich genervt und massiere mir die Schlefen.
,,Gut"
,,Wieso gut?", Will ich jetzt wissen. Diese Aussage trifft mich mehr, als sie eigentlich sollte.
,,Brave ist nichts für dich. Er ist das komplette, schlechte Gegenteil von dir-"
Ich will ihre Rede stoppen, indem ich meine Hand hebe, aber sie redet weiter.
,,-Er ist gefährlich!"
Und dieser Satz gibt mir den Rest.
,,Wie kannst du sowas von ihm behaupten?!", fahre ich sie an und springe vom Bett auf.
Oder hat sie recht, bin ich zu voreilig über ihn zu Urteilen? Sie scheint ihn ja ebenfalls zu kennen, zumindest seine schlechte Seite.
,,Du weißt wieso ich das sage", brummt sie und erhebt sich ebenfalls.
,,Für mich ist er nicht gefährlich!", ich versuche wieder runter zu kommen, doch mich nervt es einfach das sie es wagt, so von ihm zu reden.
Vielleicht ist er für andere gefährlich, aber doch nicht für mich, richtig?
Mir würde er nichts tun.
Nicht so wie Ray.
Oder?
Wieso bringt mich meine Mutter zu solchen Zweifeln? So ein Mist!
,,Geh bitte aus meinem Zimmer", sage ich, werfe ein Blick in den Spiegel und bin ein wenig unzufrieden mit dem Abbild, welches sich von meiner selbst bildet.
,,Na schön. Aber ich warne dich", sie macht eine dramatisierende, künstlerische Pause, dreht mich an meinen Schultern zu sich und sieht mir tief in die Augen ,,Halte dich von ihm fern"
,,Mum", mecker ich und winde mich aus ihrem Griff.
,,Halte.Dich.Von.Ihm.Fern!", Sagt sie noch einmal laut und mit zusammen gebissenen Zähnen, bevor sie meine Zimmertür hinter sich zuknallt.
Ich bin wieder alleine mit meinen Gedanken, wage einen letzten Blick in den Spiegel und lasse mich dann mit den Rücken auf mein Bett fallen.
Wo sich Niclas jetzt wohl rum treibt? Was er wohl tut? Hoffentlich baut er keine Scheiße. Gott, bitte nicht.
Ich will nicht das er irgendwo mit hinein geriet, ich will nicht das ihm wieder etwas passiert.
Ich will doch einfach, dass er bei mir ist.

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Niclas

,,Scheiße, was denkst du was passiert ist?", Frage ich meinen Kumpel Matt.
,,Man, keine Ahnung", er vergräbt seine Hände nervös in den Hosentaschen seiner Jeans.
Wir suchen nun schon eine ganze Weile nach unserem Freund Alec, aber keine Spur.
,,Das einzige was ich weiß, ist, dass er, kurz bevor er aufgelegt hat, als wir vorhin telefoniert haben, Rays Namen sagte und ich meine auch Rays Stimme erkannt zu haben. Nun geht er einfach nicht mehr ans Handy", grübelt Matt wütend. Was Ray wohl von ihm wollte?
Mir ist ganz und gar nicht wohl bei dieser Sache. Generell bei allem, was mit Ray zu tun hat.
Was will er denn von mir und meinen Freunden? Er sieht uns wahrscheinlich schon als Feinde an.
,,Ich versuch nochmal ihn zu erreichen", sage ich und greife nach meinem Handy, während wir nebeneinander die Straße runter gehen.
,,Das bringt doch nichts", seufzt er und irgendwie weiß ich ja auch, dass Alec nicht abnehmen wird. Trotzdem will ich es versuchen.
,,Glaubst du Ray hat ihn zusammengeschlagen ?", seine Stimme ist vorsichtig, als wolle er nichts verrufen.
,,Ich weiß nicht. Würde Alec alleine gegen Ray ankommen?", denke ich laut nach, während ich nur die Mailbox aus meinem Handy sprechen höre.
,,Unterschätze ihn nicht"
,,Tu ich nicht, ich will nur sagen das Ray, dieser Dreckskerl, nicht schlecht in solchen Prügeleien ist. Vorallem wenn er mit seiner Clique kommt", ich stecke mein Handy wieder ein.
,,Halts Maul, darüber will ich gar nicht nachdenken!", knurrt er instinktiv. Matt ist nun mal ein Helfertyp und hier geht es um seinen besten Kumpel.

Wir erschrecken uns beide, als mein Handy klingelt. Sofort grabe ich es wieder aus meiner Hosentasche und sehe gebannt aufs Display.
Kein Alec.
,,Ja?",murre ich in den Hörer. Ich weiß, dass ich jetzt nicht so gemein sein sollte, aber ich dachte das Alec uns endlich ein Lebenszeichen gibt.
,,Was ist los?", fragt die klare Stimme und ich verdrehe instinktiv die Augen.
Sie macht sich so viele Sorgen.
,,Emily, ich kann grad nicht",brumme ich in den Hörer, sie murmelt irgendetwas, was ich nicht mehr verstehe. Denn ich habe bereits das iPhone von meinem Ohr genommen, aufgelegt und weggesteckt.
Matt sieht mich an und wölbt eine Augenbraue.
,

,Wer ist Emily? Kenne ich sie?", es war ja klar, dass er Fragen wird.
,,Eine Freundin und nein, du kennst sie nicht. Also keine Ahnung, vielleicht kennst du sie", brabbel ich ohne richtige Sätze bilden zu können, weil mich schon wieder selbst über mich aufrege.
Ich habe Emily so angemacht, finde Alec immer noch nicht..so eine Scheiße.

,,Was ist los?", kommt dann Matt nach einer Weile genauso an, wie Emily. Das fragt er nur, weil er sieht, dass ich nachdenke. Matt ist so, er ist aufmerksam und scheint alles genau zu bemerken.
,,Ja man, warum fragen mich das alle?!", Fahre ich ihn an, doch ihn scheint es nicht zu interessieren. Was gut ist, denn ich hätte meine Worte an liebsten sofort zurück genommen. Aber er ist sowas von mir ja schon gewöhnt.

,,Ey, Nick, siehst du das?", Matt zupft an meiner Jacke und zeigt mit seinem Finger auf eine Mülltone am anderen Ende der Straße.
,,Wow Matt, Müll..", seufze ich über seine dürftige Entdeckung, doch er legt den Arm um meine Schultern und koordiniert somit meinen Blick.
Tatsächlich, ein Schuh ragt hinter der Mülltone hervor. Alec's Schuh.
Wir rennen auf die Person zu und sehen ihn auf der Rasenfläche vor einem fremden Haus liegen.
,,Alec?"

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