Nightmare

1

Nicklas stieg aus dem blauen Porsche seines achtzehnjährigen Bruders und sah seine Schule an. Das war sein letzter Tag hier, er musste nur noch sechs Stunden aushalten, dann würde er sie nie wiedersehen.

Er knallte die Autotür zu und sein Bruder JP fuhr mit seiner siebzehnjährigen Schwester Kaithy davon. Die beiden gingen auf eine andere Schule als Nicklas, denn ihre Adoptiv-Eltern Melissa und Michael hatten darauf bestanden. Warum auch immer.

Aber dadurch wurde Nicklas Leben zur Hölle, er hatte zwar eigentlich nichts gegen Schule, aber die anderen Schüler und sogar die Lehrer hänselten ihn hier. Denn er war anders als sie, das hier war keine Privatschule, wie die von seinen Geschwistern. Es war eine öffentliche Schule, am Rande von London. Die meisten Kinder hier hatten kaum Geld und lebten in heruntergekommenen Wohnungen, deshalb hassten sie jeden, der es besser hatte als sie.

Und zu diesen Leuten gehörte Nicklas. Melissa und Michael hatten genug Geld und achteten darauf, dass ihre Kinder stets ordentlich gekleidet waren.

Nicklas atmete tief durch, dann betrat er das Schulgebäude.

Mit gesenktem Kopf lief er durch den Gang zu seinem Spind.

Irgendein Idiot hatte ein dutzend Kaugummis darauf geklebt und Nicklas versuchte vorsichtig, den Spind zu öffnen, ohne sie zu berühren.

Jemand rempelte ihn von hinten an, aber er machte nicht mehr den Fehler, sich umzudrehen.

Er hatte keine Lust am letzten Tag noch einmal Streit zu haben, denn es wurde eh immer nur er bestraft.

"Ich habe gehört, du willst uns verlassen, Nicki!", höhnte plötzlich jemand hinter ihm. Das war Rocky, sozusagen der Chef dieser Schule. Entweder man mochte ihn oder tat zumindest was er wollte oder man wurde gemobbt.

"Ich ziehe um", entgegnete Nicklas und nahm seine Bücher aus dem Spind. Als er sich umdrehte und weggehen wollte, stellte Rocky ihm ein Bein, aber Nicklas stieg einfach darüber. Also schlug Rocky ihm die Bücher aus der Hand und lachte laut auf. Nicklas verdrehte die Augen, Rocky fiel auch nichts Neues mehr ein, es war jeden Tag dasselbe.

Genervt hob Nicklas seine Bücher wieder auf und meinte nur: "Bye, Rocky!"

Dann ging er in den Klassenraum und stellte fest, dass auf seinem Stuhl weitere Kaugummis klebten. Es waren erst wenige Kids im Klassenraum, also nahm Nicklas schnell seinen Stuhl und tauschte ihn gegen den von Rocky aus.

Als Rocky und seine Freunde reinkamen, tat Nicklas so, als hätte er sich bereits auf den Stuhl gesetzt. Rocky grinste hämisch und setzte sich an seinen Platz. Plötzlich verschwand sein Grinsen und er sah angewidert auf seinen Stuhl. Dann wanderte sein Blick wieder zu Nicklas, der ihn jetzt angrinste.

Wütend stand Rocky auf, aber in dem Moment kam der Lehrer in den Raum und befahl ihm, sich wieder hinzusetzen.

Nicklas lächelte ihn unschuldig an und wandte sich wieder dem Lehrer zu.

Als dieser mit den Unterricht beginnen wollte, hob Rocky die Hand und rief: "Nicklas hat seine Kaugummis auf meinen Stuhl geklebt!"

Der Lehrer seufzte und meinte: "Das interressiert mich gerade herzlich wenig. Aber na gut, Nicklas, melde dich beim Direktor!"

Nicklas stand auf und als Rocky ihn triumphierend ansah, lächelte er, wodurch Rocky verwirrt dreinblickte.

Nicklas lief zum Büro des Schulleiters und erklärte der Sekretärin, dass er mit dem Direktor sprechen solle.

"Oh, tut mir Leid. Der ist gerade nicht da, er wird in ...", sie sah auf die Uhr, "ein paar Stunden zurück sein!"

Nicklas setzte sich auf einen der Stühle und wartete.

Er wartete fünf Stunden lang, was zwar nicht besonders spannend, aber immer noch besser als Unterricht war. Zuerst unterhielt er sich mit der Sekretärin, die aber nach zwei Stunden weg musste, dann spielte er auf seinem Handy.

Er wäre beinahe eingeschlafen, da kam der Direktor endlich.

"Nicklas Scott", rief er und winkte ihn hintersich her in sein Büro.

"Mal wieder", stellte er fest und öffnete Nicklas' Akte.

"Das ist Ihr letzter Tag hier, Nicklas. Was haben Sie jetzt schon wieder getan?"

"Kaugummis auf einen Stuhl geklebt", antwortete Nicklas schlicht. Der Schulleiter runzelte die Stirn und seufzte.

"Ich habe keine Lust mir eine weitere Strafe auszudenken, vorallem nicht an Ihrem letzten Tag. Also bitte, verschwinden Sie!"

Er scheuchte Nicklas weg und schloss die Tür hinter ihm.

In dem Moment klingelte es, endlich Schulschluss!

Nicklas lief nach draußen, bevor die anderen Schüler rauskamen.

Er wartete an der Straße auf seine Geschwister, die ihn wie immer abholen sollten. Nach wenigen Minuten erschien JPs blauer Porsche und hielt neben ihm. Auf der Rückbank saß Kaithy knutschend mit ihrem Freund Josh. JP saß mit angeekeltem Gesicht am Steuer. Nicklas stieg schnell auf den Beifahrersitz und sie fuhren los.

JP warf Josh raus, woraufhin Kaithy ihn wütend beschimpfte.

Endlich kamen sie Zuhause an und Kaithy hörte auf zuschimpfen.

In der Auffahrt warteten bereits Michael und Melissa auf ihre Kinder, an der Straße stand ein Taxi bereit.

"Eure Sachen wurden heute morgen schon alle nach Deutschland geflogen", verriet Michael.

"Wir fahren jetzt sofort los", fügte Melissa hinzu.

"Was ist mit meinem Wagen?", wollte JP wissen.

"Den verkaufen wir, in Deutschland wartet ein neuer auf dich", meinte Michael beruhigend. "Jetzt steigt schon ein!"

Kaithy, JP und Nicklas quetschten sich auf die Rückbank des Taxis, ihre Eltern saßen vorne beim Fahrer.

Kaithy sah beleidigt aus dem Fenster und auch JP blickte nach draußen. Nicklas musste in der Mitte sitzen, also starrte er einfach an die Decke.

Nach zehn Minuten hatten sie die Autobahn erreicht undJP griff nach seinem iPhone.

Sorry July

Es ist aus, ich ziehe um!

JP

"Du machst per Sms Schluss?!", rief Kaithy aufgebracht und JP zog schnell sein Handy weg: "Was geht dich das an? Wie willst du denn mit Josh Schluss machen?"

Kaithy keuchte auf: "Ich bleibe mit ihm zusammen!"

JP lachte: "Ja klar!"

"Er ist mir nunmal wichtig! Ist July dir egal?"

"Sie ist austauschbar", erwiderte JP und wandte sich ab.

Kaithy drehte sich entsetzt weg und Nicklas war froh etwas mehr Platz zu haben. Hoffentlich musste er im Flugzeug nicht auch neben den beiden sitzen.

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Diese Geschichte habe ich vor drei Jahren geschrieben und jetzt überarbeitet. Gebt ihr eine Chance und sagt mir was ihr denkt! 💕