Im Flugzeug saß Kaithy zum Glück weit weg von ihren Eltern und JP. Nicklas saß neben ihr und ehrlich gesagt war er ihr Lieblingsbruder. Denn er sprach nicht viel, redete also auch nicht soviel Mist wie JP. Nicklas war fünfzehn, auch wenn er älter aussah. Er war, genau wie JP und Kaithy blond und hatte blaue Augen.
Melissa und Michael hatten sie vor zehn Jahren adoptiert, da war Nicklas erst fünf gewesen. Er nannte die beiden Mum und Dad, JP sprach sie nur mit ihren Vornamen an und Kaithy tat beides, je nachdem ob sie gerade sauer war oder nicht.
Und im Moment war sie sauer.
Denn sie wollte nicht umziehen, sie liebte ihr Leben in London. All ihre Freunde waren dort, auch Josh. Und jetzt sollte sie in einer Kleinstadt in Deutschland wohnen?
Melissa und Michael hatten einen Privatlehrer engagiert, der ihnen seit etwa vier Monaten Deutschunterricht gab. Denn sie wurden ja noch nicht einmal auf eine englische Schule geschickt, nein. Kaithy und ihre Brüder sollten auf ein deutsches Gymnasium gehen, noch dazu ein Internat. Michael glaubte, dass sie dann besser Deutsch lernen würden, aber Kaithy war anderer Meinung.
Michael hatte die Wahl gehabt, ob er in London blieb oder in Deutschland eine neue Bankfiliale leitete. Natürlich hatte er sich für Letzteres entschieden, da er so mehr Gehalt bekam. Viel mehr. Aber dafür zerstörte er das Leben seiner Kinder!
"Wie findest du das eigentlich?", fragte Kaithy Nicklas, der zusammenzuckte. Offenbar wäre er beinahe eingeschlafen.
"Was?"
"Na, dass wir nach Deutschland müssen! Du hast noch nie was dazu gesagt."
Nicklas zuckte mit den Schultern: "Ich finde es gut."
Kaithy schnaubte: "Warum? Du musst doch auch alle deine Freunde verlassen!"
Darauf antwortete Nicklas nicht mehr. Kaithy lehnte sich in ihren Sitz zurück und schloss die Augen. Vielleicht konnte sie wenigstens ein bisschen schlafen.
Sie träumte gerade von Josh, als sie etwas aufweckte.
Sie öffnete die Augen und wandte sich zu ihrem Bruder. Sein Kopf war zur Seite gefallen und er hatte die Augen geschlossen.
Er hatte Schweiß auf der Stirn stehen, obwohl es im Flugzeug ziemlich kühl war.
Er atmete unruhig und Kaithy bemerkte, dass sich seine Hände in die Armlehne krallten.
Vorsichtig legte sie ihre Hand auf seinen Arm und flüsterte: "Hey, Nicki!"
Sie rüttelte an seinem Arm und er schreckte hoch.
Er sah sich panisch um, dann erkannte er, dass er im Flugzeug saß und ließ sich zurück in den Sitz fallen.
"Albtraum?", fragte Kaithy und Nicklas nickte.
"Worum ging es?", wollte sie wissen, aber Nicklas wich ihrem Blick aus. "Weiß ich nicht mehr", behauptete er.
Kaithy hob die Augenbrauen und meinte: "Hey, weißt du noch, früher? Da haben wir uns auch immer unsere Träume erzählt. Komm schon, sag's mir! Ich erzähle es auch nicht weiter. Oder ging es um ein Mädchen?"
"Vielleicht", meinte Nicklas nur und bestellte bei der Flugbegleitung drei Cola.
Als die gebracht wurden, nahm Kaithy sich eine, Nicklas kippte zwei nacheinander runter.
Ein halbe Stunde später mussten sich alle Passagiere wieder anschnallen und sie setzten zur Landung an.
Draußen regnete es und Kaithy stöhnte. Hier war das Wetter auch nicht besser als in London.
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Nightmare
Teen FictionNicklas ist gerade mit seiner Familie aus London in eine Kleinstadt in Deutschland gezogen und geht dort auf ein Internat. Er wirkt wie ein ganz normaler Teenager, aber hat ein Geheimnis. Jede Nacht plagen ihn schreckliche Albträume, für die nieman...