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Als Nicklas Zuhause ankam, stand JP schon an der Haustür und wartete auf ihn.

"Ich habe dir erlaubt, gestern damit zu fahren!", beschwerte er sich und sah seinen Bruder wütend an.

"Tut mir leid, aber ich musste dringend -", begann er, aber JP unterbrach ihn: "Das ist mir egal! Gib mir die Autoschlüssel, du fährst nicht noch einmal damit! Ich musste mir eben Ausreden ausdenken, warum mein Porsche weg ist, Melissa und Michael haben sich schon gewundert. Vorallem weil du auch weg warst."

Nicklas biss sich auf die Lippe und JP meinte: "Ich hab dich nicht verpfiffen, aber dafür bist du mir einen Gefallen schuldig!"

Nicklas nickte und gab JP die Schlüssel. Zum Glück war er schon bei der Apotheke vorbei gefahren, also brauchte er den Wagen gar nicht mehr.

Als er in sein Zimmer kam, blinkte sein Handy und zeigte zwei verpasste Anrufe an. Michelle.

"Shit!", fluchte Nicklas. Er hatte Shelly gestern einfach stehen gelassen. Er war so geschockt gewesen, dass er nicht daran gedacht hatte, Michelle nach Hause zu bringen. Jetzt war sie sicher total wütend, aber hoffentlich konnte er es ihr irgendwie erklären.

Aber was sollte er ihr erklären? Gab es eine vernünftige Ausrede dafür, dass er einfach so abgehauen war? Vielleicht sollte er sich einfach entschuldigen und wenn sie nach einem Grund fragte, sagte er einfach, er hätte gedacht die Frau sei seine Tante und wollte sofort bei ihr anrufen oder so.

Nicklas wählte Shellys Nummer und wartete. Nach zehn mal Tuten aktivierte sich die Mailbox und Nicklas legte auf. Er rief erneut an, doch diesmal wurde er weggedrückt. Michelle war also sauer.

Er versuchte noch ein paar Mal sie zu erreichen, aber jedes Mal wurde er weggedrückt, dann schaltete Shelly ihr Handy offenbar ganz ab. Nicklas seufzte, dann musste er halt bis Montag in der Schule warten.

Er hatte ein schlechtes Gewissen, aber er konnte sowieso nichts ändern, denn auf seine Sms reagierte sie auch nicht.

Den Rest des Tages verbrachte er damit, die restlichen Hausaufgaben zu erledigen und er begann das Shakespeare Buch zu lesen, aber davon bekam er schon nach kurzer Zeit Kopfschmerzen, also schmetterte er das Buch wütend in die Ecke.

Er lief planlos durch das Haus, JP war mit seiner neuen Freundin in seinem Zimmer und Kaithy telefonierte mit Josh. Als Nicklas an ihrem Zimmer vorbei lief, hörte er seine Schwester schluchzen. Er überlegte, ob er anklopfen solle, aber sie telefonierte immer noch, also lief er nach unten.

Er sah fern und als er auf den lokalen Sender schaltete, war wieder gerade ein Bild des Tatortes im Feld zusehen. Zuerst wollte Nicklas umschalten, aber dann dachte er sich, warum denn? Er hatte rein gar nichts damit zutun, er konnte Nachrichten im Fernsehen darüber sehen, wie über jedes andere Verbrechen auch. Nicole hatte doch gesagt, es könne Zufall sein. Und sie hatte recht, wenn Nicklas seit vielen Jahren diese Träume hatte, dann musste ja irgendwann einmal ein ähnliches Verbrechen geschehen.

Nicole hatte zwar auch Nicklas' leibliche Eltern erwähnt, aber danach hatte sie so ausgesehen, als ob sie das am liebsten zurückgenommen hätte. Als seine Therapeutin wollte sie ihn nicht auf den Gedanken bringen, nach seinen leiblichen Eltern zusuchen, wenn ihn das vorher nie interressiert hatte. Als sie das gesagt hatte, hatte Nicklas tatsächlich kurz gedacht, er wolle mehr über seine richtigen Eltern wissen, aber jetzt war ihm klar, dass ihm das nichts bedeutete.

Im Fernsehen sagten sie nur, dass keine Schuhabdrücke des Täters gefunden worden seien und auch die Mordwaffe nicht zu finden sei.

Nicklas zappte weiter durch die Kanäle und holte sich Chips, um Viertel nach Acht kam ein guter Film im Fernsehen. Nicklas kannte ihn bereits auf englisch, deshalb war es nicht schwer die deutsche Version zu verstehen.

Melissa und Michael waren heute Abend in einem Restaurant und würden noch bis nach Mitternacht wegbleiben.

Um kurz vor Elf schlief Nicklas schließlich vor dem Fernseher ein und hatte ausnahmsweise einen Traum, der nicht von einem Verbrechen handelte. Er träumte von Michelle und dem tollen Tag im Schwimmbad und dann, dass sie ihn nie wieder sehen wollte, weil er sie stehen gelassen hatte.

Aber dann veränderte sich die Traumwelt und er träumte doch von dem Mord an Amanda Warren im weißen Sommerkleid.

Doch am Ende des Traumes sah er ungewöhnlich lange den Baumstumpf und das Messer, immer wiederholten sich dieselben Bilder.

Als Nicklas aufwachte, war es sechs Uhr morgens. Jemand, wahrscheinlich Melissa, hatte eine Wolldecke über ihn gelegt, bestimmt hatten sie ihn nicht wecken wollen.

Nicklas machte sich fertig für die Schule und als die anderen aufstanden, verließ er schon das Haus und nahm den Bus zum Internat. Er hoffte dort auf Shelly zu treffen und mit ihr reden zu können.

NightmareWo Geschichten leben. Entdecke jetzt