Nachdem Nicklas das gesagt hatte, sah er Jana nicht mehr in die Augen. Aber Jana hielt ihn deswegen keineswegs für verrückt, krank oder soetwas. Sie hatte Mitleid mit ihm, denn es schien ihn wirklich sehr zu belasten, vorallem weil er nun jede Nacht noch einmal an Lukes schrecklichen Tod erinnert wurde, ihn sogar sah!
Und schon mit fünf Jahren von so schrecklichen Verbrechen zu träumen,war für Jana unvorstellbar. Mit fünf hatte es in ihrer Vorstellung keine Verbrechen gegeben, nur ein paar böse Menschen, die ihr Süßigkeiten wegnahmen oder heimlich ihre Sachen verlegten, wenn sie wegsah. Und natürlich Monster unter ihrem Bett.
Aber Nicklas machte das jetzt schon seit über zehn Jahren mit und er konnte nichts dagegen tun. Jana erklärte ihm, dass sie es niemandem erzählen würde und das sie ihm helfen wollte. Nicklas sah sie zuerst ungläubig, dann dankbar an. Und Jana war überglücklich, dass Nicklas es ausgerechnet ihr verraten hatte. Nicht seiner Freundin Michelle, nein. Er hatte ihr vertraut. So sehr Jana sich auch wünschte es wäre nicht so, sie spürte einen kleinen Funken Hoffnung in sich aufkommen.
Und sie hatte den Rest der Woche Zeit, bis Michelle wieder da war.
Den restlichen Nachmittag verbrachten Jana und Nicklas gemeinsam. Sie redeten stundenlang und gewannen zwei Billiardwettkämpfe gegen Susi und Matt, Susis heimlicher Schwarm.
Auch in den nächsten Tagen waren Nicklas und sie unzertrennlich. Jack war zwar immer noch sauer, aber Nicklas hatte versprochen schon bald mit ihm zu reden. Michelles Freundinnen warfen ihr immer wieder böse Blicke zu, wenn sie mit Nicklas irgendwo auftauchte, aber das machte sie nur noch glücklicher. Denn Nicklas schienen diese Blicke auch nicht zu stören.
Am Mittwoch Nachmittag war es dann soweit, Nicklas ging zu Jack, um mit ihm zu reden. Jana bekam nicht mit, was genau er sagte, aber danach waren sie wieder befreundet.
Susi hatte die Idee, dass sich in den nächsten Tagen jeder eine Beschäftigung überlegte, einen Ausflug oder eine Party, was auch immer. Auf jeden Fall brauchten sie Ablenkung. Jeder schrieb seinen Wunsch auf einen Zettel und es wurde gelost.
Zuerst wurde Bowling gezogen.
Also riefen sie bei dem Bowlingcenter in der Nähe an und reservierten eine Bahn für den nächsten Abend.
Als Jana und Susi diesen Abend auf ihr Zimmer gingen, erzählte Susi von Matt. Sie waren jetzt schon fast zusammen, hatten sich sogar beinahe geküsst, aber sie traute sich nicht ihn zu fragen.
"Nimm ihn doch einfach mit zur Bowlingbahn", schlug Jana vor.
"Meinst du die Jungs finden das okay?", zögerte Susi, aber Jana meinte: "Sicher, je mehr desto besser!"
Am nächsten Abend liefen sie zu fünft zum Bowlingcenter. Dort trafen sie sogar noch auf einen anderen Jungen, Jim, der ziemlich nett zu sein schien. Jack und er verstanden sich sofort gut, also bildeten die beiden ein Team. Nicklas und Jana waren natürlich in einem Team und Susi spielte mit Matt zusammen.
Gerade hatten Nicklas und Jana nach großen Rückstand wieder aufgeholt, da rief Jim: "Hier klingelt ein Handy!"
Er hielt das Handy hoch, es war das von Nicklas.
"Lass es klingeln", rief dieser, aber Jim meinte: "Es ist eine Michelle."
Nicklas drehte sich dann doch um und Susi meinte: "Jetzt geh schon ran, damit wir weitermachen können!"
Also nahm Nicklas Jim das Handy ab und meldete sich. Es dauerte eine ganze Weile, bis Nicklas zu Wort kam, Michelle redete ziemlich lange.
"Ich bin im Bowlingcenter"
"Mit Freunden."
"Ja, die ist auch dabei"
"Wirklich?"
"Okay ... "
"Tschüss".
Als er aufgelegt hatte, sahen ihn die anderen fragend an. Kurz sah er traurig aus und erklärte: "Michelle bleibt noch ein paar Tage länger in Amerika."
Sie sahen Nicklas mitfühlend an, aber dann meinte er: "Los, weiter, wir gewinnen gerade!"
"Träum weiter!", lachte Jack.
Eine Stunde später hatten tatsächlich Nicklas und Jana das Spiel gewonnen und die anderen mussten ihr Essen bezahlen.
Nach einer Zeit wurden sie ziemlich albern, sodass sie schließlich um Mitternacht mit Ketchup, Pommes und Cola bekleckert aus dem Bowlingcenter kamen.
"Bleibt ihr noch oder müsst ihr zurück?",wollte Jim wissen und sah Jack fragend an. Der drehte sich zu den anderen um, sein Blick war flehend.
Also rief Jana: "Natürlich bleiben wir!"
Susi runzelte die Stirn und sah auf die Uhr: "Es ist schon nach Mitternacht, wenn wir nicht bald zurückkommen, werden die Betreuer nach uns suchen."
Widerwillig stimmten die anderen ihr zu, also verabschiedeten sie sich von Jim und liefen zurück zum Internat.
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Nightmare
Teen FictionNicklas ist gerade mit seiner Familie aus London in eine Kleinstadt in Deutschland gezogen und geht dort auf ein Internat. Er wirkt wie ein ganz normaler Teenager, aber hat ein Geheimnis. Jede Nacht plagen ihn schreckliche Albträume, für die nieman...