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In den folgenden Tagen gingen Jack und Nicklas sich ausdem Weg. Die Mädchen versuchten zwar, sie dazu zu bringen sich zuvertragen, aber Nicklas wollte nicht sagen wo er gewesen ist undJack wollte seine Verdächtigungen nicht zurücknehmen.

Die einzige Person, die das freute, war Michelle. Dennjetzt setzten sich Jana und Susi immer zu Jack und Nicklasverbrachte mehr Zeit mit Michelle.

Auch auf Lukes Beerdigung sprachen die beiden Jungennicht miteinander und am Ende schimpfte Jana mit beiden, dass siesich nicht einmal für Luke zusammenreißen konnten. Deswegen hatteNicklas zwar ein schlechtes Gewissen, aber vertragen hatten sie sichdennoch nicht.

Nicklas war meistens schlecht gelaunt, außer wenn ermit Shelly zusammen war.

Aber dann verkündete sie am Samstag Morgen, dass siefür eine Woche nach Amerika flog, weil ihre große Schwester dortheiratete.

Nachdem Nicklas sie verabschiedet hatte, blieb er bisMittag im Zimmer. Aber dann kam Jack und wollte seine Hausaufgabenmachen, also ging Nicklas raus.

Er suchte nach Jana und Susi, konnte sie aber nichtfinden, also lief er zum Fitnessstudio des Internats.

Es war nicht viel los, denn die meisten Schüler warenam Wochenende Zuhause. Nicklas Eltern waren diese Woche aber nicht daund sie wollten nicht, dass er und seine Geschwister allein im Hauswaren.

Den ganzen Nachmittag verbrachte Nicklas auf dem Laufband und anderen Geräten, stemmte Gewichte und machte Klimmzüge.Nach drei Stunden kamen Jana und Susi ins Fitnessstudio. Susibesetzte ein anderes Laufband und Jana stellte sich neben Nicklas.

"Hi", grüßte Nicklas sie und Janaverschränkte die Arme. "Warum trainierst du?", fragte sie.

Nicklas zuckte mit den Schultern: "Warum nicht? Ihrseid doch auch hier."

"Susi will unbedingt laufen und ich warte solange.Du willst aber nicht abnehmen oder so?"

"Sollte ich das?", fragte Nicklas undbetrachtete mit gespielter Besorgnis seinen Bauch.

Jana lachte und als sie ihm in den Bauch pikste, riefsie laut: "Au!" 

Sie hielt entrüstet ihren Finger hoch."Deine Bauchmuskeln haben mir den Finger gebrochen!"

Nicklas lachte und Jana fragte: "Wo warst du dennnun am Dienstag?"

Sofort verging Nicklas das Lachen und er sah Jana an:"Fängst du jetzt auch schon damit an?"

Jana ließ die Hände sinken. "Wieso sagst du esdenn nicht einfach, dann wäre doch alles gut!"

Nicklas hatte keine Lust darüber zu reden, alsobeschleunigte er das Tempo des Laufbandes und starrte stur geradeaus. Doch Jana ließ sich nicht beirren und versprach: "Ichwerde solange hier stehen bleiben, bis du es mir gesagt hast."

"Mach das", meinte Nicklas und lief weiter.

Nach einer Weile machte es ihn nervös, dass Jana dieganze Zeit neben ihm stand und ihn beobachtete. Als er das Laufbandausstellte, folgte sie ihm aus dem Fitnessstudio heraus.

Langsam wurde ihm das zu blöd und er war es Leid sichimmer herauszureden, Jana würde ihn schon nicht für verrückthalten und außerdem erzählte sie es auch niemandem weiter, wenn erdas nicht wollte.

"Ich war bei meiner Therapeutin, okay?",gestand Nicklas jetzt endlich und Jana sah überrascht auf. Sie warin Gedanken gewesen und hatte wohl nicht erwartet, dass Nicklas jetztantworten würde.

"Warum hast du Jack das denn nicht gesagt?"

"Weil ... ich weiß auch nicht. Ich war sauer, weiler mich verdächtigt hat und irgendwie war es mir peinlich ..."

"Das muss es doch gar nicht!", rief Jana undfügte leise hinzu: "Ich erzähle dir jetzt was, aber das darfstdu keinem weiter erzählen, okay?"

Nicklas nickte und sie setzten sich auf eins der Sofasim Gemeinschaftsraum.

"Meine Eltern haben Jack auch zum Psychodoktorgeschickt, weil sie meinten er wäre krank", flüsterte Janaund Nicklas runzelte die Stirn. "Wie krank?"

Jana hob die Augenbrauen: "Du weißt es nochgar nicht?"

"Was denn?"

"Jack ist schwul! Hat er dir das nie gesagt?"

"Nein."

Jana zuckte mit den Schultern: "Naja. Aber warumgehst du zu einem Psychologen?"

"Meine Eltern haben zu viel Geld", meinteNicklas scherzhaft. Dann fügte er hinzu: "Wegen Albträumen."

"Was für Albträume denn?"

Nicklas fing an zu erzählen: "Mit fünf wurde ichadoptiert und kurz darauf haben die Träume angefangen. Zuerst habenmeine Eltern es nur ab und zu mitbekommen und irgendwann hab ich esvor ihnen geheim gehalten, weil sie sich Sorgen gemacht haben. AmAnfang habe ich ihnen auch erzählt, worum es in den Träumen ging,aber das haben sie mir gar nicht geglaubt. Denn ich war erst fünf undhatte Albträume, in denen Menschen überfallen oder umgebrachtwurden. In London haben meine Eltern meine Schreie nachts nichtgehört, aber in unserem Haus hier in Deutschland haben sie esmitbekommen, also hat meine Mutter mich sofort zu einer Psychologingeschickt."

"Hast du seit dem keine Albträume mehr?",hakte Jana nach.

"Doch, ich habe jede Nacht mindestens einen Traum.In letzer Zeit immer den selben ..."

"Erzählst du mir, worum es genau ging?"

Nicklas schluckte: "Lukes Tod."

NightmareWo Geschichten leben. Entdecke jetzt