3

254 19 2
                                    


Um neun Uhr schlüpfte Nicklas ins Bett und löschte das Licht. Doch zehn Sekunden später wurde die Tür schon wieder geöffent und Kaithy schlich ins Zimmer.

"Was tust du hier?", wollte Nicklas wissen und Kaithy setzte sich an die Bettkante.

"Was ist?", fragte Nicklas noch einmal und setzte sich auf.

"Ich muss dir was sagen", meinte Kaithy und sah ihn eindringlich an. "Mum und Dad wollen dich zu einem Psychologen schicken!"

"Was? Warum?", rief Nicklas verwirrt und Kaithy bedeutete ihm leise zu sein.

"Sag du es mir", meinte sie dann.

Nicklas lehnte sich zurück und schwieg. Er konnte sich schon denken, warum.

Er hatte Albträume, jede Nacht. Oft wachte er schreiend auf und jeden Morgen war er müde, weil er kaum schlafen konnte. Er hatte immer gehofft, seine Eltern würden es nicht bemerken, aber ab und zu hörte Melissa ihn. Er sagte dann immer, das käme nur selten vor, aber sie glaubte ihm nie.

"Nicklas? Sie meinten, es würde jede Nacht passieren. Was passiert jede Nacht, Nicklas?", drängte Kaithyihn.

"Keine Ahnung", entgegnete Nicklas gereizt. "Geh jetzt, ich will schlafen."

"Haust du nachts ab?", wollte Kaithy wissen und Nicklas schubste sie von der Bettkante.

"Ist ja gut, ich gehe ja schon. Aber ich finde es heraus!"

Sie verließ das Zimmer und wenige Minuten später hörte Nicklas erneut Schritte auf der Treppe. Die Tür wurde geöffnet und Melissa rief leise: "Nicklas?"

Aber er tat so als schliefe er schon, also ging sie wieder.

Bevor er einschlief, stopfte Nicklas sich ein Kissen in den Mund, damit er nicht schreien konnte, falls er wieder einen Albtraum hatte. Und das würde auf jeden Fall passieren.


Er war auf einem Feld, in der Ferne sah er Lichter von den Häusern. Es war Nacht, aber der Mond schien hell, sodass er gut sehen konnte.

Plötzlich kam eine Frau auf ihn zugerannt, sie trug ein weißes Sommerkleid, das am Saum zerissen war. Sie war dreckig und ihr Haar war zerzaust. Ihr liefen Tränen über das Gesicht und sie sah sich panisch um. Sie schien Nicklas nicht zu bemerken.

Dann rannte er ihr hinterher und sie sah ihn endlich. Sie wimmerte und rannte schneller, aber Nicklas holte trotzdem auf. Plötzlich stolperte sie und fiel hin, Nicklas war sofort bei ihr und hielt sie am Boden. Er griff in seine Jackentasche und holte ein Messer hervor.

"Bitte nicht", wimmerte die Frau und schluchzte laut.

Doch Nicklas hob das Messer und als die Frau schrie, stach er zu.

Genau elf Mal.


Nicklas schreckte hoch, er lag auf dem Boden, neben seinem Bett. In seiner Hand hielt er krampfhaft die Bettdecke fest und er stellte erschrocken fest, dass er ein Loch hinein gerissen hatte.

Er stand auf und wollte wieder ins Bett steigen, als die Tür aufgestoßen wurde und jemand das Licht einschaltete. Geblendet hielt Nicklas sich die Hände vor das Gesicht.

"Was ist los?", ertönte JPs verschlafene Stimme.

"Könntet ihr etwas leiser sein, ich brauche meinen Schönheitsschlaf", meinte Kaithy, die jetzt hinter JP stand.

"Den hast du bitter nötig", murmelte JP, aber Kaithy ging nicht darauf ein.

Melissa kam die Treppen hoch und rief: "Was macht ihr denn hier? Geht zurück ins Bett!"

Sie scheuchte JP und Kaithy nach unten und kam zurück zu Nicklas.

"Was ist passiert?"

"Nichts, ich bin aus dem Bett gefallen", meinte Nicklas und legte sich wieder hin.

Doch Melissa hielt ihn auf und sagte streng: "Du hattest mal wieder einen Albtraum. Es reicht jetzt, morgen werde ich dir einen Psychologen besorgen!"

Bevor Nicklas protestieren konnte, stapfte sie schon wieder aus dem Zimmer .

Okay, dann ging er eben zu einem Psychologen. Vielleicht konnte der ihm ja helfen.


Den Rest der Nacht schlief Nicklas traumlos.

NightmareWo Geschichten leben. Entdecke jetzt