Kapitel 5

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Diese Sache mit dem Verräter nimmt mich mehr mit, als ich gedacht hätte. Kaum verlasse ich mein Zelt bin ich auf der Hut. Bei jedem noch so kleinen Geräusch oder jeder noch so kleinen Bewegung gehe ich sofort in Angriffsstellung.

Meine Verhaltensänderung ist einigen hier aufgefallen. Alexander sieht mich jedes Mal nur ermahnend an, obwohl er selbst sich nicht unbedingt anders verhält. Der einzige Unterschied ist, dass er es unauffälliger macht als ich. Meine Eltern, Rosie und ihre Eltern haben es am Anfang auf die Vision oder was anderes geschoben, machen sich aber mittlerweile Sorgen. Den anderen aus der Kolonie scheint es nicht wirklich aufgefallen zu sein und wenn doch sagen sie nichts dazu.

Es gibt allerdings einen, der sich genauso merkwürdig verhält wie Alexander und ich, nämlich Kaz. Jedes Mal, wenn ich vor Schreck zusammenzucke und er das gesehen hat sieht er mich misstrauisch an, als würde er etwas ahnen.

Zum gefühlten hundertsten Mal innerhalb einer Minute zucke ich zusammen. Jetzt reicht's! Ich muss mich ablenken, bevor ich noch durchdrehe! Schnaubend schnappe ich mir Pfeil und Bogen und sprinte zum Übungsplatz unten am See.

Da die Sonne bereits untergeht ist außer mir niemand dort. Ich stelle mich vor eine der Zielscheiben und fange an zu schießen. Jeder Pfeil trifft voll ins Schwarze. Gerade nehme ich den letzten Pfeil aus meinem Köcher als ich hinter mir ein Rascheln höre. Mit gespanntem Bogen drehe ich mich um und blicke in Kaz' blaue Augen. "Erschreck mich nicht so oder dich durchbohrt das nächste Mal ein Pfeil." "Ich kann doch nichts dafür, dass du in letzter Zeit so schreckhaft bist. Darf ich?" Er streckt seine Hand aus und ich gebe ihm Pfeil und Bogen.

Dabei fällt mir ein Verband an seinem linken Oberarm auf. "Schon wieder? Wie schaffst du es dich immer wieder an der selben Stelle zu verletzen?" Kaz zuckt bloß mit den Schultern. Nicht mal der tolpatschigste Ikati der Welt würde es schaffen sich so oft hintereinander an der gleichen Stelle zu verletzen wie Kaz! Hat das was zu bedeuten?

Ich werde aus meinen Gedanken gerissen als Kaz mir meinen Bogen wiedergibt. Verdutzt starre ich auf die Zielscheibe. Während die Pfeile, die ich geschossen habe, nur mit der Pfeilspitze in der Zielscheibe stecken hat Kaz es geschafft seinen Pfeil bis zur Mitte des Schafts darin zu versenken.

Als ich meinen Blick von der Zielscheibe abwende zucke ich zusammen, da er plötzlich direkt vor mir steht. "Wenn ich du wäre würde ich auf der Hut sein, Prinzessin." Der Panther in mir fühlt sich von seinem spöttischen Ton und seiner Nähe bedroht, weshalb ich ein Knurren von mir gebe. "Soll das etwa eine Drohung sein?" "Nein, eine Warnung."

Ich beobachte wie er weggeht, bis ich ihn nicht mehr sehe. Was hat das zu bedeuten? Kaz ist doch sonst nicht so seltsam drauf und was meinte er mit dieser 'Warnung'? Könnte es sein, dass er der Verräter ist?

It's not easy being a princess!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt