Kapitel 11

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Sofort setze ich mich etwas aufrechter hin und sehe Rosie mit großen Augen an. "Eine neue Vision? Erzähl mir davon." " Ich sah eine Lichtung im Wald, durch die ein kleiner Bach floss. Am Ufer des Baches lagen ein Bernstein und ein Smaragd. Zuerst war es stockdunkel, aber nach und nach wurde es immer heller bis die zwei Steine schließlich in der Sonne funkelten." "Hat jemand eine Vermutung, was das bedeutet?" Rosie schüttelt den Kopf und meine Gedanken beginnen zu rasen. Was wenn der Bernstein für diese bersteinfarbenen Augen stehen, die ich im Wald gesehen habe? Aber wenn das stimmt, würde das bedeuten, dass der Smaragd......für mich stünde!

"Was für bernsteinfarbene Augen und wann hast du sie im Wald gesehen?" Mist ich hab' schon wieder laut gedacht! "Ja hast du, also raus mit der Sprache." Da die Katze jetzt aus dem Sack ist kann ich ihr es wohl sagen! "Ich war ja gemeinsam mit Alexander im Wald als ihn der Pfeil getroffen hat. Als er zu Boden ging habe ich mich nach dem Schützen umgedreht und..........und da habe ich ein Paar bernsteinfarbene Augen im Gebüsch gesehen. Seitdem verfolgen sie mich Tag und Nacht und als du von deiner Vision erzählt hast sind sie mir wieder eingefallen." "Du glaubst, dass der Bernstein in meiner Vision für die bernsteinfarbenen Augen von Alexanders Mörder stehen?!" Ich wusste sie würde es falsch verstehen! "Die Möglichkeit besteht, aber ich weiß ja nicht einmal, ob das wirklich Alexanders Mörder war." "Du hast ihn doch gesehen. Wer sollte es sonst gewesen sein? Ein neugieriger Spaziergänger, wohl kaum."

Kaz könnte es gewesen sein! Seit unserer Begegnung beim Bogenschießen trau ich ihm nicht mehr über den Weg, aber das darf ich Rosie auf keinen Fall sagen!

"Ich hab' doch nur gesagt, dass es möglich wäre. Vielleicht heißt es ja was ganz anderes." "Hoffentlich." Ich würde ihr gerne zustimmen, aber ich habe das ungute Gefühl, dass meine Vermutung stimmt.

"Springen wir zu etwas erfreulicherem. Du wirst es nicht glauben, aber Kaz hat mich auf ein Date eingeladen." "Er hat was?" Oh nein! Nicht gut, ganz und gar nicht gut! Rosie strahlt übers ganze Gesicht und ich kann ihr diese Freude einfach nicht nehmen ohne vorher handfeste Beweise gegen Kaz zu haben. "Tut mir leid, dass ich dir nicht dabei helfen konnte." "Das muss es nicht. Ich war selbst etwas traurig, dass du mir nicht helfen konntest mich auf das Date vorzubereiten. Deshalb habe ich ihm gesagt wir können erst dann ausgehen, wenn es dir wieder besser geht, denn ohne deine Hilfe kann ich mich ja nicht sehen lassen. Ich muss ihm gleich sagen, dass es dir wieder besser geht!" Bevor ich auch nur ein Wort sagen kann ist sie schon aufgesprungen und aus dem Zelt gerannt. Stöhnend lasse ich mich zurück auf die Matratze fallen. Na toll, meine beste Freundin und der Typ, der vermutlich der Verräter unserer Familie und der Mörder meines Bruders ist, gehen auf ein Date! Was kann da bloß schiefgehen!

"Heute ist es so weit. Heute gehen Rosie und Kaz auf ihr Date. Ich weiß, ich hätte Rosie von meinem Verdacht erzählen sollen, aber ich konnte es nicht. Du hast nicht die Freude auf ihrem Gesicht gesehen als wir gestern in der Stadt waren, um ihr ein neues Outfit zu kaufen. Du hättest es ihr wahrscheinlich trotzdem erzählt, einfach um sie zu beschützen. Darin haben wir uns schon immer unterschieden. Ich habe ja selbst kein gutes Gefühl, wenn ich daran denke, dass sie heute Abend mit ihm ganz allein sein wird, aber ich kann ihr ja nicht nachspionieren. Auch das hättest du gemacht, egal ob es jetzt Kaz ist oder ein anderer Junge wäre. Ich weiß nicht was ich tun soll, Alexander, ich will nicht auch noch Rosie verlieren, aber wenn ich es ihr verbiete könnte Kaz vielleicht etwas ahnen. Das ist so frustrierend!" Ich blicke auf den großen, klobigen Grabstein mit Alexanders Namen. "Ich wünscht du wärst hier um mir zu helfen."

"Vielleicht kann ich dir ja helfen." Vor Schreck mache ich einen kleinen Sprung nach hinten und stoße mit jemandem zusammen. "Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken." Oh nein, hat er mich etwa gehört? Weiß er jetzt, dass ich ihm nicht traue? "Keine Sorge, ich habe deine Unterhaltung nicht mitangehört und halte dich auch nicht für verrückt, weil du mit einem Grabstein gesprochen hast." Erleichtert atme ich aus und entspanne mich ein wenig. "Komm, ich begleite dich zurück." Es wäre mir lieber, wenn Kaz mich allein liese, aber ich kann ihn jetzt nicht einfach abwimmeln, ohne dass er Verdacht schöpft.

Also gehe ich widerwillig mit ihm zurück zu den Zelten. Während wir stumm neben einander hergehen fällt mein Blick auf seinen linken Oberarm und als ich den gleichen Verband an der gleichen Stelle sehe wird mir übel. Nicht einmal ein Mensch kann sich so oft an ein und der selben Stelle verletzen, geschweige denn ein Ikati! Kaz verheimlicht uns doch irgendwas!

"Das mit deinem Bruder tut mir übrigens leid." Sein mitleidiger Blick macht mich stutzig, denn entweder ist er doch nicht Alexanders Mörder oder er ist ein eiskalter Killer, der obendrein seine Familie und sein Zuhause an den Feind verrät.

"So, da wären wir." Wir sind tatsächlich schon zurück. "Danke fürs Begleiten." Ich will so schnell wie möglich weg von ihm, aber Kaz macht mir einen Strich durch die Rechnung. Er fasst mich am Unterarm, wirbelt mich zu sich herum und bevor ich mich aus seinem Griff befreien kann beugt er sich zu mir herunter und küsst mich.

It's not easy being a princess!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt