Kapitel 8

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"Ich-ich werde immer b-bei dir sein. Ich l-liebe dich, J-Jenna." "Ich liebe dich auch, Bruderherz." Alexander schließt die Augen, ich spühre sein Herz nicht mehr schlagen und seine Brust hebt und senkt sich nicht mehr.

"Alexander!" Mit tränenüberströhmten Gesicht wache ich auf und blicke mich panisch um. Er ist tot! Meinetwegen ist er tot! Weinend ziehe ich die Knie zur Brust und lege meinen Kopf darauf.

Es ist jetzt schon fast eine Woche her, dass Alexander im Wald gestorben ist. Seit mich damals unsere Eltern gefunden haben und in mein Zelt gebracht haben war ich nicht mehr draußen. Ich konnte ihnen einfach nicht unter die Augen treten. Wie denn auch, immerhin ist es meine Schuld, dass er tot ist. Hätte ich doch nur Mom gefragt, ob sie mir bei der Kontrolle über meine Kräfte hilft! Aber nein, ich musste es ja allein versuchen!

Als wären die Schuldgefühle noch nicht genug kann ich diese bernsteinfarbenen Augen einfach nicht vergessen. Am Tag verfolgen sie mich in meinen Gedanken und in der Nacht in meinen Träumen. Ich war am Verzweifeln. "Wärst du doch nur hier, Alexander!"

Ich weiß nicht wie lange ich weinend auf meinem Bett gesessen habe, aber als ich wieder aufhöre ist es schon hell draußen. "Jenna, darf ich reinkommen?" "Meinetwegen."

Ich wische über meine nassen Wangen und werde plötzlich von jemandem angestupst. "Hi Azura." Ich streiche ihr über den Kopf. "Komm mit, ich möchte dir etwas zeigen." Ich zögere und sie scheint es zu merken, denn sie stupst mich erneut an. "Du musst niemanden sehen, versprochen." "Okay."

Müde, aufgrund des Schlafmangels, stehe ich auf und folge Azura nach draußen. "Du kannst dich auf meinen Rücken setzen, wir müssen ein Stück gehen." "Danke." Ich klettere auf ihren Rücken, was gar nicht so leicht ist, da sie doch relativ groß ist.

Sobald ich oben sitze beginnt sie zu laufen und innerhalb von Sekunden sind wir von Bäumen umgeben.

Kurze Zeit später bleiben wir auf einer Lichtung stehen und ich klettere von Azuras Rücken. "Was machen wir hier?" "Das ist eine magische Lichtung." Ich sehe mich um, erblicke aber nichts was irgendwie magisch wirkt. "Und was macht diese magische Lichtung magisch?" "Sie ermöglicht dir deine Geliebten, die schon gestorben sind, ein letztes Mal zu sehen." Diese Stimme? "Alexander?"

Ich drehe mich um und traue meinen Augen nicht. Vor mir steht Alexander, zumindest glaube ich, dass er es ist. Er sieht etwas transparent aus, wie man es von Geistern oder Seelen erwartet und in Büchern liest. Sofort füllen sich meine Augen mit Tränen und ich sinke auf meine Knie. "Es tut mir so leid, Alexander." "Wofür entschuldigst du dich?" "Es war meine Schuld. Nur weil ich mich nicht von Mom unterrichten lassen wollte bist du jetzt tot." "Gar nichts ist deine Schuld. Ich war einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort." "Aber hätte mich diese eine Sache nicht so mitgenommen hättest du mich nicht in den Wald ziehen müssen und du wärst nicht gestorben." "Okay Jenna das reicht jetzt!" Immer noch schluchzend hebe ich den Kopf und sehe in Alexanders Gesicht. "Du hast keinerlei Schuld an dem was geschehen ist. Jeder muss einmal von dieser Welt gehen, manche schon sehr früh andere erst später in ihrem Leben, und es war meine Zeit zu gehen, daran hättest auch du nichts ändern können." Er kniet sich zu mir auf den Waldboden. "Du musst mir etwas versprechen, Jenna. Versprich mir, dass du diese unnötige Last nicht für den Rest deines Lebens mit dir rumschleppst, sondern, dass du versuchst dein Leben in vollen Zügen zu genießen." "Ich werde es versuchen."

"Und versprich mir- versprich mir, dass du mich nicht vergisst." Jetzt ist Alexander derjenige, der zu Boden blickt, während ich ihn entsetzt ansehe. "Dich vergessen? Ich könnte dich doch nie vergessen. Du bist mein großer Bruder und das wirst du auch immer bleiben." Ein Lächeln schleicht sich auf seine Lippen. "Und du wirst für immer meine kleine Schwester bleiben." Normalerweise hätte ich mich über das KLEINE aufgeregt, aber nicht jetzt und nicht hier.

"Etwas musst du mir noch versprechen. Versprich mir, dass du den Verräter findest, der unsere Familie bedroht. Aber am allermeisten musst du mir versprechen, dass du keinen Rachefeldzug startest. Rache frisst die Menschen von innen heraus auf, sie werden zu emotionslosen Hüllen und ich möchte nicht, dass dir dieses Schicksal widerfährt. Du magst vielleicht wütend sein, aber Rache ist nicht die Antwort. Wenn die Zeit gekommen ist wird er seine gerechte Strafe erhalten. Vertraue deinem Herzen, es wird dir den richtigen Weg weisen." Erneut drohen die Tränen meine Wangen runterzukullern. "Ich verspreche es, Alexander."

"Es wird Zeit, ich muss gehen. Ich liebe dich kleine Schwester und ich werde immer bei dir sein, vergiss das nie." "Ich liebe dich auch, großer Bruder." Ein Lächeln bildet sich auf seinen Lippen und ich präge mir ganz genau ein wie er in diesem Moment aussieht, denn er beginnt zu verblassen und im nächsten Moment ist Alexander weg und dieses Mal für immer.

It's not easy being a princess!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt