Kapitel 7

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Es sind 2 Wochen vergangen seit ich Alexander erzählt habe, dass wir vermutlich einen Verräter unter uns haben. Verzweifelt auf der Suche nach neuen Informationen habe ich jedes einzelne Buch gelesen, das wir zum Thema schwarze Magie, Expurgari und so weiter haben.

Außerdem habe ich Kaz weiterhin beobachtet. Der Verband auf seinem linken Oberarm, die Warnung oder Drohung und die Tatsache, dass er uns damals gesehen hat, als wir zu Rosies Zelt gegangen sind. Das spricht alles für Kaz als Verräter!

"Ist das zu glauben? Die Prinzessin hat doch tatsächlich ihre Burg verlassen." Kaz setzt sich neben mich ins Gras. Reflexartig spannen sich meine Muskeln an und ich bin bereit jederzeit zu flüchten oder mich zu verwandeln. "Darf man fragen was die Prinzessin dazu brachte ihre Burg zu verlassen?" "Ich brauchte frische Luft."

Nach fast 2 Wochen, in denen ich mein Zelt keine einzige Sekunde lang verlassen habe, ist es da drin etwas stickig.

"Du siehst heute übrigens wieder bezaubernd aus." Geschockt sehe ich ihn an und sein Grinsen wird noch breiter. "Was denn? Darf man einem bildhübschen Mädchen etwa nicht mehr sagen, dass sie bezaubernd aussieht?" Er zwinkert mir zu und mein Herz setzt kurz aus. Was soll das? Er und Rosie sind doch schon so gut wie zusammen, warum flirtet er also mit mir? "Na gut, wenn es dich so sehr schockiert sage ich dir halt nie wieder wie wunderschön du bist." Pass bloß auf, dass du auf deiner Schleimspur nicht ausrutschst!

Kaz steht auf und mein Blick fällt auf seinen linken Arm, wo noch immer ein Verband ist. "Noch immer die alte Verletzung oder eine frische?" Ich scheine ihn mit der Frage überrumpelt zu haben, denn er sieht mich mit großen Augen an und greift zum Verband. "Noch immer die alte."

Würde ich ihn nicht als Verräter verdächtigen und hätte er gesagt, dass es eine frische Verletzung ist hätte ich ihm vermutlich geglaubt. Da allerdings weder das eine noch das andere zutrifft verkrampfe ich mich etwas. Kaz scheint das zu bemerken, denn er mustert mich misstrauisch. "Ich muss gehen!"

Mit diesen Worten springe ich auf und sprinte zum Zelt meines Bruders. "Wie wärs mit anklopfen?" Alexander steht, nur mit einer Hose bekleidet, vor seinem Schrank. "Schon mal daran gedacht, dass Klopfen hier nicht funktioniert, weil die Zeltwand nachgibt? Woher soll ich denn wissen, dass du hier halb nackt rumstehst?" Er streift sich ein T-Shirt über den Kopf und dreht sich zu mir um. "Gutes Argument. Also, was hat dich dazu gebracht so stürmisch bei mir hereinzuschneien?" "Kaz hat mit mir geflirtet und seine Anwesenheit hat mich nervös gemacht." Alexanders Augen werden groß. "Er hat mit dir geflirtet? Ich dachte er ist mit Rosie zusammen?" "Anscheinend nicht. Er hat noch immer den Verband. Man Alexander, ich dreh hier noch durch."

Seufzend raufe ich mir die Haare als er meine Hand nimmt und aus seinem Zelt zieht. "Ähm, wo gehen wir hin?" "Wenn du hier durchdrehst sollten wir am besten zu dem Ort gehen, der dich beruhigt."

Ohne ein weiters Wort zu sagen zieht er mich in Richtung Wald und ich weiß sofort welchen Ort er meint. Ein kleines Lächeln bildet sich auf meinen Lippen und ich fange an zu rennen. Ich achte gar nicht darauf, ob Alexander hinter mir ist, denn sobald mich die Bäume umgeben fühle ich mich besser.

Plötzlich höre ich etwas und bleibe auf einer kleinen Lichtung stehen. Da versteckt sich doch jemand in diesem Gebüsch! Ein ungutes Gefühl breitet sich in mir aus und ich gehe ein paar Schritte zurück.

Auf einmal steht Alexander vor mir, doch bevor einer von uns etwas sagen kann fällt er um. Panisch hocke ich mich neben ihn hin und sehe erst jetzt den Pfeil, der so tief in seinem Rücken steckt, dass die Pfeilspitze aus seiner Brust herausragt. Kaz?!

Ich drehe den Kopf zu dem Gebüsch, aus dem der Pfeil kam, und sehe ein Paar bersteinfarbene Augen im Gebüsch herausleuchten.

Als Alexander plötzlich hustes wende ich den Blick ab. "Z-zieh ihn r-raus." "Ok, aber das könnte schmerzhaft sein."

Ruckartig ziehe ich den Pfeil aus seinem Körper, werfe ihn weg und lege sofort meine Hände auf die blutende Wunde. Ich muss es schaffen! Ich muss ihn retten!

Obwohl ich mich voll und ganz aufs Heilen seiner Wunde konzentriere spühre ich wie seine Atmung flacher wird und sein Herz schwächer schlägt. Tränen bilden sich in meinen Augen. "Nein, du darfst nicht sterben! Bitte Alexander, du darfst nicht sterben!" Langsam hebt er seine Hand, legt sie auf meine und schenkt mir ein schwaches Lächeln. "E-es ist schon ok, Jenna. I-irgendwann muss jeder diese-diese Welt verlassen." Die Tränen rinnen in Wasserfällen an meinen Wangen runter. "Aber nicht heute! Du kannst mich nicht verlassen! Du bist mein großer Bruder, ich brauche dich!" "Ich-ich werde immer b-bei dir sein. Ich l-liebe dich, J-Jenna." "Ich liebe dich auch, Bruderherz." Alexander schließt die Augen, ich spühre sein Herz nicht mehr schlagen und seine Brust hebt und senkt sich nicht mehr. Er ist tot! Nein, das darf nicht wahr sein! Weinend lege ich meinen Kopf auf seine Brust und stoße einen Schrei aus. Ich werde ihn finden! Ich werde deinen Mörder finden und ihn zur Rechenschaft ziehen, das schwöre ich dir!

It's not easy being a princess!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt