It's not easy being a princess!

Kapitel 12

Ich stehe stocksteif da, unfähig auch nur irgendeinen Muskel zu rühren. Mein Kopf schreit, ich soll ihn von mir wegstoßen, aber mein Körper rührt sich nicht. Was zur Hölle passiert hier gerade? Er geht doch heute mit Rosie aus!

Endlich löst sich Kaz von mir und lässt auch meinen Arm los. Ich stehe weiterhin einfach nur starr da, unfähig zu verarbeiten was gerade passiert ist. "Also dann, man sieht sich." Mit einem breiten, selbstgefälligen Grinsen im Gesicht dreht er sich um und verschwindet zwischen den Zelten.

Nach ein paar Sekunden erwache ich endlich aus meiner Starre. Panisch fange ich an im Kreis zu laufen und raufe mir dabei die Haare. Was fällt diesem Mistkerl ein mich zu küssen, wenn er heute Abend mit meiner Cousine auf ein Date geht? Hat der noch alle Tassen im Schrank? Ich muss mit jemandem darüber reden!

Nervlich völlig am Ende mache ich mich auf den Weg zu Rosies Zelt. Ich bin schon fast da als mir ein Licht aufgeht. Moment mal, ich kann Rosie nicht davon erzählen! Sie wird mir sowieso nicht glauben und wenn doch wird sie am Boden zerstört sein und ich werde vermutlich ganz oben auf Kaz Abschussliste stehen! Verdammt! Also drehe ich mich um und gehe in Richtung See. Wenn du doch nur hier wärst Bruderherz, du wüsstest genau was jetzt zu tun wäre!

Verzweifelt lasse ich mich am Seeufer ins Gras fallen und starre in den blitzblauen Himmel. Stöhnend verberge ich mein Gesicht in meinen Händen, ratlos was ich jetzt tun soll. "Oje, das sieht mir aber nach einer heftigen Krise aus. Soll ich später wiederkommen?" Mum!

Ruckartig setze ich mich auf und blicke in das besorgte Gesicht meiner Mutter. "Ist alles in Ordnung Jenna?" Mein Blick schweift von ihrem Gesicht zum See, der in der Nachmittagssonne glitzert, und ich schüttel den Kopf. Sie setzt sich neben mich ins Gras und gemeinsam betrachten wir eine Weile stumm den See.

Komm schon Jenna! Sie ist deine Mum, du kannst sie alles fragen! "Mum, kann ich dich was fragen?" "Du kannst mich alles fragen. Naja, fast alles, denn was Waffen und Kampftechniken und so ein Zeug angeht kennt sich dein Vater besser aus als ich, aber ansonsten kannst du mich glaub ich so ziemlich alles fragen." Etwas nervös spiele ich mit dem Saum meines Tops. "Warst du jemals in einer Situation, wo du einfach nicht wusstest was du jetzt tun sollst?" "Solche Situationen kenne ich zur Genüge, du wirst also etwas genauer werden müssen." "Was mach ich, wenn mich ein Junge geküsst hat, für den ich eigentlich nichts empfinde, aber eine sehr gut Freundin von mir total in ihn verliebt ist?" "So eine Situation ist nie angenehm." Verwundert drehe ich den Kopf zu ihr. "Heißt das etwa, du warst schon einmal in so einer Situation?" "Ja, war ich und mir ging es genauso wie dir." Erwartungsvoll sehe ich sie an.

"Na schön ich erzähle dir die Geschichte. Es war gerade erst ein paar Wochen her, dass ich erfahren habe eine Ikati zu sein und genau eine Woche her, dass Flamel entdeckte, dass ich die Königin bin. Dein Vater war zu dem Zeitpunkt gerade unterwegs, um Expurgari zu bekämpfen, und als er bei seiner Rückkehr davon hörte glaubte er es natürlich nicht. Er forderte mich zu einem Duell heraus, da sein Ego es nicht verkraften konnte, dass es womöglich jemanden gibt, der besser ist als er." Die Vorstellung von meinen Eltern als sie so alt waren wie ich lässt mich schmunzeln. "Ich nahm die Herausforderung natürlich an, denn ich wollte ihm so richtig die Hölle heiß machen. Deine Tante Maya und dein Onkel Diego waren nicht so begeistert von dieser Idee. Maya umarmte mich als würde sie mich nie wieder sehen, was sehr ermutigend war, und Diego.....Diego küsste mich." Mein Mund klappt auf und ich sehe sie mit riesigen Augen an. "Ich weiß, kaum zu glauben, aber es war so. Da Maya damals schon über beide Ohren in ihn verliebt war und ich mich in deinen Vater verliebt hatte war ich in einer etwas misslichen Lage, aber ich habe Diego klipp und klar gesagt, dass ich leider nicht so für ihn empfinde." "Hast du die Geschichte jemals Dad oder Tante Maya erzählt?" "Nein, ich glaube nicht."

Plötzlich spüre ich die Anwesenheit von jemandem und drehe ganz langsam den Kopf nach hinten. Hinter uns stehen mein Dad, meine Tante Maya und mein Onkel Diego und die Art und Weise wie mein Dad seinen Bruder anfunkelt lässt mich zu dem Entschluss kommen, dass er die Geschichte jetzt gerade zum ersten Mal gehört hat.

"Du hast meine Frau geküsst?" "Also genau genommen war sie damals noch gar nicht deine Frau und ich wusste ja nicht, dass du dich in sie verliebt hast, denn sonst hätte ich das natürlich niemals getan." "Wenn ich du wäre würde ich ganz schnell das Weite suchen, Onkel Diego." "Gute Idee."

Im nächsten Moment sind die beiden verschwunden und man sieht nur noch ihre verschwommenen Gestalten um den See rennen. "Du bist mir doch nicht auch böse oder Maya?" Meine Mum sieht aus als wäre sie jederzeit bereit vor ihr zu flüchten während ich einfach nur daneben sitze und das ganze Spektakel, das sich meine Familie nennt, grinsend beobachte. "Aber nein, Diego hat mir die Geschichte schon vor Ewigkeiten erzählt." "HILFE!"

Im nächsten Moment versteckt sich mein Onkel Diego, der wirklich verängstigt aussieht, hinter seiner Frau. "Jenna, halte deinen Mann auf. Der ist verrückt." "Und das fällt dir erst jetzt auf?"

Plötzlich steht mein Dad da, der noch genauso wütend aussieht wie vorher. "Wirklich erwachsen deine Frau als Schutzschild zu verwenden, Diego." Dieser lugt vorsichtig hinter meiner Tante Maya hervor. "Ich wollte ja zuerst deine Frau dafür verwenden, aber nach kurzem Überlegen erschien mir das als keine so gute Idee."

Bevor mein Dad sich wieder auf ihn stürzen kann legt meine Mum ihre Hand auf seine Brust und er entspannt sich sichtlich. "Nur um das klarzustellen, ich habe damals nur dich geliebt und ich liebe auch jetzt nur dich, also lass deinen Bruder bitte am Leben." "Du solltest auf deine Frau hören." Mein Dad wirft ihm einen finsteren Blick zu woraufhin Onkel Diego sich wieder hinter seiner Frau versteckt. Meine Familie ist schon besonders - besonders schräg!