"Darf ich fragen wie oft du noch vor meinem Zelt auf und ab gehen willst, bevor du reinkommst?" Es wirkt fast schüchtern wie mein Dad zaghaft die Zeltplane zur Seite schlägt und eintritt. "Manchmal vergesse ich, dass du diese Gabe hast." Ich deute ihm sich neben mich auf mein Bett zu setzen.
Für einen Moment herrscht Stille - Alexander und Dad hatten schon immer eine sehr enge Beziehung, wohingegen wir uns nicht so nahe stehen.
"Wie geht es dir?" Sein Versuch Smalltalk zu betreiben lässt mich schmunzeln. "Ich bin momentan leicht gestresst und verwirrt." "Hat das was mit diesem Jungen zu tun? Deine Mutter hat da mal was erwähnt." Natürlich hat sie das! "Zum Teil, ja." "Falls er dir irgendwelche Probleme machen sollte kannst du jederzeit zu mir kommen und dann wird er sich wünschen nie geboren worden zu sein. Ich hoffe du weißt, dass ich immer für dich da bin."
Obwohl er es nicht ausspricht weiß ich, dass er seit Alexanders Tod viel über unsere Beziehung nachgedacht hat - vielleicht hat meine Mum da auch mal was erwähnt. Lächelnd umarme ich ihn und überrasche ihn damit sichtlich, denn es dauert etwas bis er die Umarmung erwiedert. "Das weiß ich, Dad, und wenn er mir mal Probleme machen sollte, knöpfe ich ihn mir zuerst vor." Das lässt ihn schmunzeln.
Plötzlich fällt mir etwas ein. "Dad, kann ich dich etwas fragen?" "Du kannst mich alles fragen, obwohl du mit Jungs-Fragen wohl besser zu Rosie oder deiner Mutter gehst." "Weißt du etwas über ein Ikati-Ehepaar, dass ermordet wurde? Das müsste vor ungefähr 14 Jahren geschehen sein und sie hatten einen Sohn, der jetzt ungefähr in meinem Alter wäre."
Mein Dad sieht mich skeptisch an, aber hackt, zumindest im Moment, nicht weiter nach wieso ich das wissen will. "Weißt du ob damals nur das Ehepaar umgekommen ist?" "Leider nicht, wieso?" "Manchmal gibt es Ikati oder Ikati-Gruppen, die den Alpha ihrer Kolonie zwar akzeptieren, aber trotzdem nicht unmittelbar unter ihm leben wollen und sich deshalb etwas abseits der Kolonie ansiedeln. Sie waren zwar abseits und teilweise auf sich selbst gestellt, aber sie waren in der Kolonie jederzeit willkommen, denn wir sind ja quasi eine große Familie. Jedenfalls gab es einmal so eine Gruppe gar nicht weit von hier." Man lernt doch immer wieder was Neues!
"Dort lebte unter anderem ein guter Freund von mir. Nachdem sein Vater starb wurde er zur neuen Verbindungsperson zwischen der Kolonie und seiner Gruppe. Eines Nachts, vor ungefähr 14 Jahren, wurden sie von Expurgari angegriffen. Ein Nachteil der Abspaltung ist natürlich, dass sie nicht so sehr geschützt sind wie wir. Aus irgendeinem Grund bekam die Kolonie erst dann Wind von der Sache als bereits alle tot waren - alle bis auf den Sohn meines Freundes. Zumindest glaubten wir das, denn seine Leiche konnte nicht gefunden werden. Da Hoffnung bestand, dass er noch am Leben und nur irgendwo im Wald sei, schickten wir Suchtrupps los, aber nach Monaten ohne auch nur die kleinste Spur gingen wir davon aus, dass er wilden Tieren zum Opfer gefallen ist." Also haben die Expurgari Akiva angelogen, aber wen wundert's!
"Darf ich fragen wie dein Freund aussah?" Mein Dad nickt bloß und ich berühre ihn an der Schläfe. Das Bild, das in vor meinem inneren Auge erscheint lässt mich zurückschrecken. Der Freund meines Dads sah aus wie eine ältere Version von Akiva. Das würde bedeuten, dass Akiva der verschwundene Sohn ist und die ganzen Jahre über direkt vor unserer Nase versteckt war!
Am liebsten würde ich meinem Dad die freudigen Nachrichten gleich mitteilen, aber ich will Akiva nicht hierher bringen solange Kaz da ist, denn sollte Kaz wirklich der Verräter sein bin ich spätestens dann aufgeflogen und wer weiß was er dann mit mir anstellt. Schnell verwerfe ich den Gedanken.
"Tut mir leid, falls das alte Wunden aufgerissen hat." "Schon okay, aber wieso wolltest du das wissen?" Oh Gott, schnell lass dir eine glaubwürdige Ausrede einfallen! "Äh, mir kommt vor, ich hab in einem von Flamels Notizbüchern darüber gelesen und wollte nur sichergehen ob das stimmt oder ich mir nur was eingebildet habe." Mein Dad nickt bloß und scheint sich mit dieser Antwort zufrieden zu geben - was jedoch noch lange nicht heißt, dass er mir auch wirklich glaubt.
"Na dann, ich muss leider schon wieder los. Ich wollte ja eigentlich nur kurz vorbeischauen - ich hoffe das war in Ordnung." "Du kannst jederzeit vorbeikommen, Dad. Solange du nicht einfach reinstürmst." Ich umarme ihn erneut und obwohl das total ungewohnt ist fühle ich mich pudelwohl.
"Ach Dad, weißt du ob Flamel in seinem Zelt ist?" "Ich glaube schon, aber warum spürst du nicht einfach nach ihm?" "Manchmal vergesse auch ich, dass ich diese Gabe habe." Mit einem herzhaften Lachen verlässt mein Dad das Zelt und ich mache mich auf den Weg zu Flamel. Hoffentlich kann er mir helfen, denn langsam glaube ich, dass ich völlig durchdrehe!
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It's not easy being a princess!
Paranormal2. Teil der Ikati Reihe Jenna ist die Prinzessin der Ikati, einer Spezies mit extrem geschärften Sinnen und der Fähigkeit sich in einen Panther zu verwandeln. Sie ist nicht nur die Prinzessin weil ihre Mutter die Königin ist, sondern auch weil sie...