Kapitel 29

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Die ganze Nacht habe ich fast ein Auge zugemacht, ich war einfach zu nervös. Allerlei Gedanken schwirrten mir durch den Kopf. Was wenn Kaz früher als geplant wieder zurückkehrt? Was wenn meine Eltern Akiva nicht akzeptieren, als altes neues Mitglied und als mein Partner? Ich konnte es mir bildlich vorstellen wei meine Eltern zuerst den Schock ihres Lebens haben werden und mein Dad dann in vollen Dad-Modus geht und Akiva wie einen Kriminellen verhört und auseinandernimmt. Oder aber, meine Eltern glauben uns nicht und verurteilen Akiva sein Leben im Gefängnis zu verbringen oder noch schlimmer.... Diesen Gedanken verwerfe ich sofort wieder, denn meine Eltern würden nicht so voreilig handeln und meine Mum kann einfach Akivas Erinnerungen ansehen.

Die Sonne beginnt durch einen Spalt in meinem Zelt durchzuscheinen und nachdem ich jede Hoffnung verloren habe noch auch nur das kleinste bisschen Schlaf zu bekommen, mache ich mich auf den Weg zum Zelt meiner Eltern.

Bevor ich jedoch hineingehe verharre ich vorm Eingang. Was wenn sie noch schlafen? Oder was wenn sie zwar wach sind aber anderswertig beschäftigt sind? EW! Na toll, jetzt habe ich auch noch ein Bild davon in meinem Kopf. Kein Kind will sich das über seine Eltern auch nur vorstellen.

"Wenn du schon nicht reinkommst, könntest du dann bitte wenigstens etwas leiser denken?" Die Stimme meiner Mutter reißt mich aus meinen Gedanken. Die Jogginghose und das T-Shirt, das definitiv meinem Dad gehört, gemeinsam mit dem verschlafenen Gesichtsausdruck und den zersträubten Haaren deutet darauf hin, dass sie auf jeden Fall gerade erst aufgestanden ist. "Also, kommst du rein und verrätst uns wieso du in Herrgottsfrühe bei uns vor der Tür stehst oder bleibst du weiter dort stehen und schickst mir deine Gedanken."

Bevor meine Nerven mich dazu bringen umzudrehen und zu gehen, gehe ich ins Zelt meiner Eltern. "Liv, wer zur Hölle will um diese Uhrzeit was von uns." Hätte ich nicht mein Ikati-Gehör, hätte ich meinen Dad nie verstanden, da er sein Gesicht in ein Kissen gepresst hat.

"Deine Tochter." Murmelnd geht meine Mum an mir vorbei und lässt sich neben meinen Dad aufs Bett fallen. "Ich dachte das aufstehen zu allen Uhrzeiten wäre vorbei." Mein Dad lässt ein Geräusch von sich was ich nur als Bestätigung deuten kann.

Für einen Moment herrscht absolute Stille und es wirkt so als wären meine Eltern wieder eingeschlafen, doch ich weiß, dass sie das nicht sind. Da ich wirklich mit ihnen reden muss und nicht will, dass sie wieder einschlafen nehme ich all meinen Mut zusammen. "Mum, Dad, ich muss mit euch wegen etwas ganz Wichtigem reden."

Das scheint ihre Aufmerksamkeit zu wecken und sie setzen sich auf. "Jenna, du weißt, dass du mit uns über alles reden kannst." Wie immer hat meine Mum meine Nervosität aufgefasst und deutet auf den Platz zwischen ihr und meinem Dad. "Also, was liegt dir auf dem Herzen."

Ich nehme zwischen ihnen Platz und hole einmal tief Luft bevor ich anfange zu reden. "Dad, weißt du noch wie du mir die Geschichte von deinem alten Freund, der mit seiner Familie etwas abseits von uns lebte, erzählt hast?" Mein Dad nickt. "Du hast mir damals erzählt, dass die Leiche seines Sohnes nie gefunden wurde, aber davon ausgegangen wurde, dass er tot sei."

Der Gesichtsausdruck meines Dads verrät mir, dass er tief in Gedanken und vermutlich auch Erinnerungen versunken ist. "Worauf willst du hinaus, Jenna?" Meine Mutter scheint ebenfalls zu wissen wovon ich spreche, aber nicht wieso ich ihnen das sage.

Jetzt oder nie! "Vor zwei Wochen bin ich Wald auf einen Ikati getroffen. Jedoch war er weder von unserer noch einer anderen Kolonie. Dieser Ikati war der Sohn deines Freundes, Dad."

Niemand sagte etwas und als die Stille gebrochen wurde forderten mich meine Eltern auf ihnen die ganze Geschichte zu erzählen und das tat ich auch. Die ganze Geschichte, angefangen mit dem Verräter in unserer Mitte.

"Wieso bist du nicht früher zu uns gekommen?" Überraschterweise sind meine Eltern mehr enttäuscht als wütend über die Tatsache, dass ich all das vor ihnen geheim gehalten habe. "Darüber können wir später noch reden, ich will auf jeden Fall diesen Akiva kennenlernen. Gib uns fünf Minuten und wir können gehen." Genau fünf Minuten später brechen wir auf.

Auf dem Weg zur Höhle sagt keiner auch nur ein Wort. Jeder ist in seinen eigenen Gedanken vertieft und das ist glaub ich auch gut so, denn so kann sich jeder auf seine eigene Weise auf die bevorstehende Situation vorbereiten.

Als wir dann endlich vor der Höhle sind bleibe ich für einen kurzen Moment stehen. Wie immer weiß meine Mum ganz genau was in mir vorgeht, nimmt meine Hand und drückt sie einmal fest. Bevor wir jedoch überhaupt nur einen Fuß in die Höhle setzen können erscheint Akiva im Eingang. Sein Blick wandert von mir zu meinen Eltern und er bleibt stehen. "Mum, Dad, das ist Akiva. Akiva, das sind meine Eltern."

It's not easy being a princess!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt