Twenty-Six

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Fortan liefen die Abende fast immer im gleichen Schema ab. Bei schönem Wetter saß Familie Horan auf der Terrasse und hörte ihrem Sohn beim Spielen zu. Alle ein bis zwei Tage gab es ein neues Lied. Die Texte ähnelten sich alle ein bisschen und waren doch sehr unterschiedlich. Immer spiegelten sie etwas von Nialls Gefühlswelt.

Auch die Zuhörerschaft vor dem Zaun war täglich dabei und die Zahl derer, die sich einfanden, wuchs von Tag zu Tag. Mrs Horan überlegte die ersten Tage, ob sie die jungen Leute nicht hereinbitten sollte, doch sie war sich nicht sicher und so besprach sie die Angelegenheit mit ihrem Mann.

„Ich denke, wir sollten es lassen. Ich hatte mir sogar schon überlegt, sie wegzuschicken, doch das wäre auch keine Lösung.“

„Wegschicken? Aber warum denn?“

„Irgendwie sehe ich das Ganze als Familienangelegenheit und da gehören nun mal keine Zuschauer dazu.“

„So habe ich das noch nie gesehen.“

„Ich habe den Gedanken auch schon wieder fallen gelassen, deswegen habe ich es nie erwähnt. Ich habe einen ganz anderen Vorschlag.“

„Und der wäre?“

„Wir lassen Niall entscheiden. Es ist seine Musik und er sollte entscheiden, wer zuhören sollte und wer nicht. Wenn er keine weiteren Zuhörer möchte, können wir das Ganze immer noch nach innen verlegen.“

„Ich weiß nicht, wie Niall reagieren wird. Schließlich sind auch die Jungs dabei, die ihn damals verspottet haben.“

„Da gibt es nur einen Weg, um herauszufinden, ob er es will, oder nicht.“

„Ihn fragen?“

„Ich sehe, wir sind einer Meinung.“

„Aber...“

Er küsste sie einfach und sie konnte ihre Ausführungen nicht zu Ende bringen.

„Gut, diesem Argument kann ich mich nicht entziehen.“

Sie machte einen gequälten Ausdruck, aber Mr Horan wusste, dass sie ihm zustimmte.

Niall dachte einen Moment nach. Statt eine Antwort zu geben, stellte er eine Frage.

„Könnt ihr euch noch an mein erstes Lied erinnern?“

Ob sie sich noch erinnern konnten? Was für eine Frage. Nach wie vor war es ihr Lieblingslied. Gut, alle Lieder waren einfühlsam und führten sie immer wieder auf eine Reise in eine Welt, die man mit offenen Augen nicht sehen konnte, doch das Lied war etwas ganz Besonderes.

„Natürlich, mein Schatz!“

„Und es gefällt euch, oder?“

„Das weißt du doch.“

„Ohne diese Jungs hätte es dieses Lied nie gegeben. Ohne diese Jungs hätte ich nie angefangen, Gitarre zu spielen. Ja, ich war am Anfang sehr traurig darüber, doch nun möchte ich nicht mehr ohne Musik sein, ohne meine Lieder, ohne diese Art, sich fallen lassen zu können. Ich denke, auch wenn sie es nicht beabsichtigt hatten, es ist der Verdienst dieser Jungs. Lass sie zuhören und wenn sie vielleicht ein bisschen daraus lernen, dann werden sie das nächste Mal ein anderes Verhalten zeigen. Der nächste Niall hat es dann vielleicht leichter.
Nur eines möchte ich nicht, dass sie hier im Vorgarten rumhängen.“

„Ach?“

„Mom, ich weiß, wie du an deinen Blumen hängst und sie würden sie nur kaputt trampeln.“

„Dann habe ich nur noch eine Frage: Wo ist mein kleiner Niall geblieben? Aus deinen Worten spricht eine ganze Menge. Ich glaube, mein kleiner Niall ist weg und ich habe jetzt einen großen Niall.“

Er nahm sie in die Arme und kuschelte sich eng an sie.

„Für dich werde ich immer dein kleiner Niall bleiben. Nur nach außen werde ich größer. Doch auch wenn ich eines Tages so groß sein werde wie Dad, ich werde immer dein Kleiner bleiben und du meine Mom.“

Sie drückte ihn fest. Worte fand sie nicht. Doch all ihre Liebe, all ihre Zuneigung steckte sie in diese Umarmung und Niall verstand diese Sprache nur zu gut.

Nach einem Augenblick trat auch Mr Horan zu den beiden und umschloss sie mit seinen Armen. Willig nahmen sie ihn in ihren Kreis auf. So wollte er die Ewigkeit verbringen und das Band, welches alle drei umschlang, schien auf immer unzertrennlich.

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