Thirty-Two

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Die Formalitäten nahmen nicht viel Zeit in Anspruch. Alle waren von der Terrasse nach drinnen gegangen, wo Mrs Horan schnell den Tisch abräumte, damit die Polizisten Platz zum Schreiben hatten.

So resolut, wie sie am Gartentor waren, so entgegenkommend waren sie beim Aufnehmen der Personalien. Schließlich machte der Beamte, welcher geschrieben hatte, einen übertrieben, kräftigen Punkt.

„So, das war es. Ich denke nicht, dass Sie noch irgendetwas zu befürchten haben, solange die... Singabende nicht mehr draußen stattfinden.“

Er vermied das Wort Konzert, wofür Mr Horan sehr dankbar war. Er konnte es sich selbst nicht ganz erklären, aber irgendwie reagierte er auf das Wort allergisch.
Der jüngere der beiden Polizisten räusperte sich.

„Ich hätte da noch eine Bitte.“

Mr Horan kniff die Augen zusammen, doch Mrs Horan antwortete:

„Und die wäre?“

„Würde der junge Mann vielleicht ein Lied spielen? Ich meine, wenn das nicht zu viel verlangt ist.“

Niall drehte den Kopf so, dass er den jungen Beamten ansehen würde, hätte er sein Augenlicht noch.

„Haben Sie einen Wunsch?“

„Ich weiß nicht genau, wie das Lied heißt, doch es kommt ein Engelschor drinnen vor – ich meine im Text.“

„Mein Lieblingslied!“,

verkündete Lini, die ebenfalls mit nach drinnen gekommen war, und lief leicht rosa an.

Niall tastete nach seiner Gitarre und legte sie sich auf den Schoß. Seine Finger ertasteten die Saiten und während er die Augen schloss, fing er an zu spielen.

Fast vier Minuten lang hörte man nichts als Nialls Gesang und Spiel. Fast war es so, als trauten sich die Zuhörer nicht zu atmen. Als der letzte Ton verklungen war, schluckte der junge Beamte.

„Danke. Das war einfach... unbeschreiblich schön. Vielen Dank.“

Sein Kollege wirkte verlegen, fast verstört.

„Ich denke, es wird Zeit zu gehen.“

Der junge Mann in Uniform nickte nur und Mr Horan begleitete die beiden zur Tür. Die Verabschiedung war kurz und der Hausherr schloss die Tür hinter seinem unwillkommenen Besuch. Gerade war er auf dem Weg zurück in den Wohnraum, als es an der Tür schellte. Er seufzte, wahrscheinlich ist den Polizisten noch irgendetwas eingefallen, doch als er die Tür öffnete, erblickte er einen Mann, ungefähr in seinem Alter, der mit seinem Anzug etwas fehl in dieser Jahreszeit wirkte.

„Ja?“

„Ähm. Mein Name ist Payne, Liam Payne. Ich bin ein Freund von Doktor Meyer. Wir wollten uns hier treffen.“

Mr Horan sah verwirrt aus, da erklang von hinten Jonathans Stimme.

„James, ich hatte es vorhin beim Abendessen erwähnt. Grüße dich, Liam.“

James sah von Jonathan zu diesem Mr Payne und wieder zurück, ohne seinen Platz im Türrahmen zu verlassen.

„Darf ich reinkommen? Es dauert auch bestimmt nicht lange.“

Stumm nickte der Angesprochene und trat beiseite. Als der Fremde das Haus betreten hatte, schloss er die Tür erneut.

„Möchten Sie ablegen?“

„Wie? Ach so, nein danke. Ich behalte mein Jackett lieber an.“

„Dann kommen Sie herein, folgen Sie mir einfach.“

Etwas steifen Schrittes setzte sich Nialls Vater in Bewegung und der neue Besucher folgte ihm. Am Durchgang zum Wohnbereich begrüßte Doktor Meyer seinen Freund.

„Schön, dass du es möglich gemacht hast. Leider ging hier heute allehand daneben, deswegen konnte ich dich auch nicht besser ankündigen.“

„Ich bin froh, dass ich es möglich gemacht habe und ich denke, wir bekommen das auch so hin, oder?“

„Denke ich auch. Das ist Mrs Horan, das ist Lini und das... ist Niall.“

Die beiden erstgenannten begrüßte er mit einem Nicken des Kopfes und einem kurzen Handschlag. Niall aber bedachte er mit einem langen Blick und drückte ihm lange die Hand.

„So sehe ich dich jetzt endlich mal von Nahem!“

„Guten Abend. Heißt das, dass Sie mich schon länger beobachten?“

Einen kurzen Moment starrte Mr Payne verwirrt, dann lächelte er.

„Nein, das nicht. Ich habe vorhin deinen Liedern gelauscht und Jonathan hat mir sehr viel von dir erzählt. Ich freue mich sehr, deine Bekanntschaft machen zu dürfen.“

„Was hast du erzählt, Jonathan?“

„Nur das Beste und nur die Wahrheit.“

Dann drehte er sich zu Nialls Eltern.

„Vielleicht setzen wir uns erst einmal. Dann lässt es sich leichter reden.“

„Ja, das wird wohl das Beste sein. Bitte, nehmt alle Platz.“

Mr Horan machte eine einladende Geste und alle suchten sich einen Sitzplatz.

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