Kapitel 10

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Fünf Tage verbrachte ich im Krankenhaus, bis ich endlich die erlösenden Wörter hörte und das Krankenhaus verlassen durfte. Diese fünf Tage waren für mich die Hölle gewesen. Sherlock ließ sich höchstens ein mal pro Tag blicken und meine Mutter konnte nach dem ersten Mal nur noch zwei weitere Male kommen. Der Atmet-die-Person-noch Schlauch wurde mir zwei Stunden, nachdem ich fragte, abgenommen, mit ein bisschen Wiederwilllen, muss man anmerken. So konnte ich mich aber endlich freier bewegen (und endlich mal die Toilette benutzten.) Kurz danach fragte ich, ob Mrs. Watson sich ebenfalls hier befand und als die Schwester bejahte, in welchem Zimmer ich sie finden konnte. Sie sagte mir, dass ich sie einen Flur über mir in Zimmer Nummer 256 finden konnte, aber den Besuch sollte ich auf den Tag danach verschieben, da es jetzt zu spät wäre, um noch auf die Intensivmedizin Station zu kommen. Nach vielen drängeln, bestätigte sie mir aber, dass Mrs. Watson stabil sei. Mehr wollte sie mir aber, egal wieviel ich drängelte, nicht sagen.

Am zweiten Tag wachte ich ziemlich spät auf. Die erste Nacht in Krankenhäusern ist immer eine Qual für mich. Ich hab immer Probleme ein zuschlafen, doch die Tage danach werden meist immer besser. So frühstückte ich schnell, damit ich mein Tablett wieder in den Geschirrwagen stellen konnte. Ich stellte aber mit einen Blick aus meinen Zimmer fest, dass dieser bereits weg war. Außerdem stellte ich noch jemanden fest, als ich meinen Blick in die entgegengesetzte Richtung vom Platz des Geschirrwagens richtete. Sherlock kam gerade die Treppen vom obigen Stockwerk herunter. Praktisch so ein Zimmer bei der Tür. Neben den ganzen Trampeleien kann man auch gut den Ort ausspähen. Schnell verkroch ich mich wieder in mein Zimmer in der Hoffnung, dass Sherlock mich nicht gesehen hatte und verschwinden würde. Ich hoffte vergeblich, denn nur drei Sekunden, nachdem ich die Tür schloss und schnell auf mein Bett hopste, klopfte es und der Teufel in Person kam herein. Wir tauschten ein kurzes, formelles Gespräch aus, in dem er sich nur erkundigte, wie es mir ginge und ob ich irgendwas bräuchte. Als das Gespräch endete verabschiedete er sich sofort, aber diesmal anders als sonst:"Ich gehe jetzt... Und freue mich schon, dich wieder in meinen Haus zu haben." Dann ging er und ich begriff erst ein paar Sekunden danach, was er da eigentlich gesagt hatte. Vielleicht würde er ja krank oder hatte einen Rückfall oder sowas... Oder vielleicht war er einfach einsam? Diesen letzten Gedanken verdrängte ich sofort wieder. So jemand und einsam? Eher nicht. Aber nun fiel mir mein eigentliches Tageszeit für heute ein: Ich wollte Mrs. Watson besuchen. Also ging ich selbstbewusst aus mein Zimmer, wobei ich mein Handy und meine anderen Wertsachen, wenn man die so nennen kann, zuvor noch versteckte. Man weiß ja nie, wer alles in das Zimmer gehen würde. Außer meinen Handy, war ich stolzer Besitzer eines alten MP3 Players, da ich kaum Musik auf mein Handy hatte.
Eilig lief ich in schicken, weißen Pantoffeln, schick ist vielleicht das falsche Wort, peinlich trifft es sicherlich besser, ins Stockwerk über meines. Dort musste ich aber feststellen, dass ich die Zimmernummer, in der Mrs. Watson sich befand, bereits wieder vergessen hatte. Also durfte ich zum jeweiligen Stationszimmer nach fragen gehen. Diesmal fragte ich eine hübsche Asiatin, die mich sofort in die Richtung, aus der ich gerade gekommen war, schickte. Die Nummer war nämlich 256 und das Zimmer war zehn Zimmer von meinen jetzigen Standpunkt entfernt. Für faule Leute, wie mich, war das bereits eine ganz schöne Strecke.
Vorsichtig klopfte ich an der Tür und betrat das Zimmer. Mrs. Watson hatte ein Doppelzimmer (,ich hingegen hatte ein Einzelzimmer,) wobei das andere Bett frei war. Mrs. Watson hatte auch einen Atmet-die-Person-noch Schlauch. Im generellen sah sie sehr bleich aus, als sie mich erblickte hellte sich ihr Gesicht sofort auf. "Wie schön, dass es dir gut geht.", man hörte aus ihrer Stimme heraus, wie erleichtert sie doch war mich zu sehen, aber sie sprach noch weiter, "danke. Wärst du nicht da gewesen, hätte das alles sicherlich schlimm geendet. Wirklich, vielen Dank." Ich zog mir einen Stuhl an ihr Bett und lächelte:"Wie gut das es Ihnen gut geht." Jetzt lächelte sie:"Gut ist anders." Anfangs hatten wir sehr Probleme unser Gespräch am laufen zu lassen, aber irgendwann klappte es immer besser und wir unterhielten uns über alles mögliche.
Irgendwann schaute ich zufällig auf die Uhr, diese zeigte bereits 19 Uhr, damit hatte ich das Mittagessen bereits verpasst, dies wiederum erklärte meinen knurrenden Magen. Ich verabschiedete mich höflich, stellte aber auf Anfragen von Mrs. Watson, die ich jetzt Joan nennen und dutzen sollte, ihr Tablett näher zu ihr, damit sie es erreichen konnte. Ich hatte garnicht mitbekommen, dass eine Schwester ins Zimmer gekommen war.
Unten in meinen Zimmer wieder angekommen, bekam ich dann auch mein Essen, worauf ich mich gierig stürzte. Fix machte ich mich Bett fertig und schlüpfte entspannt unter meine Decke. Es hat auch was gutes im Krankenhaus zu sein. Es ist beinahe wie Urlaub, man wird von der Außenwelt getrennt und kriegt eine Weile mal nichts mit. Mit diesen Gedanken schlief ich ein, aber einen langen Schlaf hatte ich nicht...

Die Tochter eines "besonderen" MenschenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt