Kapitel 2 (bearbeitet)

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Auf der Fahrt wechselten Ms Watson und ich kaum ein Wort. Sie versuchte zwar oft ein Gespräch anzufangen, indem sie mir belanglose Fragen stellte, wie "Hast du gut geschlafen?", aber ich hinderte sie an weitergehende Gespräche, indem ich nur lustlos brummte.
Ms Watson bog auf den Highway, es war noch ein weiter Weg bis nach New York. Ich vermutete, dass wir vor Beginn des Nachmittags, nicht ankommen würden. Ms Watson erzählte mir währenddessen von dem schönen Haus, indem mein Vater und sie lebten. Ein sehr altes Gebäude, was ebenfalls in einem altmodischen Stil eingerichtet sein soll.
Eine Erinnerung stieg in mir auf, vor ein paar Jahren schauten meine Mutter und ich uns ihre alten Fotobücher an, in einen von ihnen war ein Foto von dem altmodischen Haus gewesen. Ich hatte es nie für besonders wichtig empfunden, denn ich hatte bisher nie geplant meinen Vater zu besuchen, aber der Fakt, dass ich mich grob daran erinnern konnte, wie das Haus sah, gab mir ein kleines Gefühl von Sicherheit.
Ich starrte aus dem Fenster und beobachtete die vorbei rasende Landschaft, wo anfangs hauptsächlich Bäume vorbei zogen, wurden diese langsam von städtischer Landschaften eingenommen.
"Du scheinst nicht sehr begeistert zu sein deinen Vater zu besuchen, hab ich recht?", sagte Ms Watson sanft. Gut kombiniert, dachte ich genervt, gab jedoch keine Reaktion von mir.
"Und weil ich seine Assistentin bin, redest du nicht mit mir?"
Ich lachte emotionslos auf:"Es ist mir egal, wer sie sind. Ich halte mich selbst nur nicht für besonders gesprächig."
"Auf eine Frage zu antworten wäre trotzalledem höflich."
"Ich bin aber nicht höflich."
Mein Plan war es, mich als ungesprächigen Kotzbrocken darzustellen, damit, wenn ich bei meinen Vater bin, er mich die meiste Zeit in Ruhe läßt und mich danach nie wieder einladen würde.
Ms Watson schwieg erneut, aus den Augenwinkel heraus konnte ich förmlich sehen, wie ihr Hirn überlegte, ob sie etwas sagen sollte oder nicht. Ich hoffte letzteres würde eintreten.
Sie entschied sich leider doch zu sprechen:"Dein Vater hat mir schon einiges von dir erzählt, natürlich nur positiv. Er hat für seine Verhältnisse sehr hoch von dir geredet. Du kannst stolz auf dich sein.
Er hat aber nie erwähnt, dass du unhöflich sein sollst, eher das Gegenteil." Verblüfft drehte ich mich zu ihr herum und schaute ihr das erste Mal ins Gesicht, sie lächelte mich an, sie hatte genau geplant, so meine Aufmerksamkeit zu kriegen. "Woher weiß er denn etwas über mich?", fragte ich sie mit leicht verkniffenen Augen. Sie lächelte erneut:"Als deine Mutter herausfand, dass er wieder nach New York zog und ein ordentliches Leben aufbaute, hat sie ihn oft angerufen und ihm von dir erzählt, was ihm am Anfang gar nicht gepasst hat. Er hat irgendwann aufgehört ans Telefon zu gehen, aber er änderte danach schnell wieder seine Meinung und rief bei deiner Mutter an, um sich zu entschuldigen und um nach weitere Anrufe zu fragen." Ich starrte sie an, das Ende der Geschichte klang wenig glaubwürdig und ich bezweifte, dass es sich wirklich so abspielte. "Aha.", erwiderte ich knapp und drehte mich wieder der vorbei ziehenden Landschaft zu.

Nach endlos langsam vergangen Stunden erreichten wir New York. Bis zu diesem Augenblick hatte ich die Stadt noch nie mit eigenen Augen gesehen, aus diesem Grund verschlug der Anblick mir restlos den Atem. Die riesigen Wolkenkratzer, an denen wir vorbei fuhren, die vielen Geschäfte und bereits erleuchtete Tafeln mit bunter Werbung, die in der langsam dunkel werdenden Stadt hell leuchteten. Ich drückte mein Gesicht fast an die Fensterscheibe, um alles auf einmal sehen zu können.
"Du warst wohl noch nie in New York.", stellte Ms Watson hinter mir fest, ich nickte nur, zu beeindruckt von den vielen Menschen und Dingen.
"Keine Sorge, du wirst noch genug Zeit haben, um dir alles anzuschauen."
Ms Watson fuhr weiter, bog an mehreren Straßen ab und bald befanden wir uns nicht mehr im regen Treiben im Inneren der Stadt, sondern in einer weitaus ruhigeren Wohngegend. Die aufregende Sicht, war schon lange vorbei, die Straßen an denen wir vorbei fuhren, waren überwiegend leer, aber sehr ordentlich gehalten. Alles schien perfekt idyllisch, die alten Gebäude, die hohen Treppen, die zu ihnen führten, die ordentlichen Gehwege und die Bäume, die alle paar Meter gepflanzt waren. Ms Watson fuhr langsam durch die Straßen, bis sie schließlich den Wagen vor einen alten Gebäude hielt, dass sich von keiner Weise von den anderen unterschied. Das rote Mauerwerk, die altmodische Treppen, die großen Fenster und die Holztür kamen mir jedoch sofort bekannt vor. Es war das Gebäude aus den Fotos.

Die Tochter eines "besonderen" MenschenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt