Im Nachhinein hatte ich doch ein paar Kleidungsstücke in den Schrank geräumt, doch ich hörte auf, als mein Magen anfing zu knurren. Vor Wut hatte ich nicht frühstücken können.
Jetzt zog ich auch endlich meine Jacke und meine Schuhe aus, da ich mich langsam an meine Situation gewöhnt hatte, und legte die Jacke über einen Stuhl, der bei den Fenstern stand und stellte die Schuhe daneben. Danach ging ich zur Tür und lugte vorsichtig hinaus, ich wusste ja nicht, ob sich nicht doch noch jemand im Haus befand, doch alles war so still wie vorher. Ich stieg die Holztreppe langsam herunter und sah mich um.
Links neben mir befand sich ein großer Eingang, welcher wohl einmal aus zwei Türen bestand, diese waren jetzt jedoch nicht mehr da und alles was übrig war, war ein breiter Türrahmen. Der Türrahmen gab den Blick frei auf eine kleine Couchecke mit einem Bücherregal, direkt neben den Fenstern, die zur Straße hinaus führten. Weiter fand ich einen alten zugemauerten Kamin, der nun Platz für eine riesige Pinnwand war, wobei die Bilder, Artikel und Notizzettel, die alle mit roten Bändern verbunden waren, sich auf die ganze Wand ausbreiteten. Daneben stand ein altmodischer Schreibtisch mit haufenweise Akten und Aktenkatons, die auf dem Schreibtischstuhl und um den ganzen Schreibtisch standen. Dazu fand ich noch weitere Bücherregale, die alle bis obenhin mit Büchern gefüllt waren. Die Reihenfolge war jedoch sehr speziell. Ich fand beispielsweise ein Buch über Bienen direkt neben zwei über gewisse Mordfälle, wobei danach eins über chinesische Kampfpraktiken folgte.
Wenn man vom Wohnzimmer weiter geht, kommt man in einem neuen Raum, den ich als Küche identifizieren konnte. Auf dem Küchentisch standen zwei einsame Tassen, direkt neben seltsamen Glaskolben, die mit verschiedenen Flüssigkeiten gefüllt waren. Der Rest der Küche war sehr schlicht gehalten und sah schon sehr abgenutzt aus, aber so sah das ganze Haus auch aus.
Ich durchforstete wahllos die Schränke und den Kühlschrank, auf der Suche nach etwas essbaren, als ich mein Handy oben in meinen Zimmer klingeln hörte.
Da ich sowieso nichts besseres zu tun hatte und auch nichts zu essen gefunden hatte, konnte ich genauso gut nachsehen, wer mir geschrieben hat. Als ich die Treppen wieder hochstieg, fand ich den Gedanken absurd, dass ich mein Handy durch diese Totenstille gehört hatte, denn sie war wieder so einnehmend, als ob nie ein einziger Ton jemals das Haus zum Leben erweckte.
Als ich mein Handy ergriff und die Nachricht lass, war ich verwirrter denje:BDWZE WUIKS. Das war alles. Die Nummer war mir auch unbekannt. Na super jetzt hat irgendein Psycho meine Handynummer, schoss es mir durch den Kopf. Antworten wollte ich darauf nicht, also blockierte ich kurzerhand die Nummer. Als ich jedoch gerade nach der Schokolade griff, die mir meine Mutter mitgegeben hatte, um wenigstens etwas zu essen, erklang mein Nachrichtenton erneut und enthielt diesmal sogar eine lesbare Nachricht.
"Hallo Addison, hier ist Joan.
Sherlock sagt, du sollst seine Nummer wieder entsperren. Hättest du nachgefragt, wer dir diese Nachricht geschrieben hat und was das bedeutet, hätte er dir sagen können, dass du dir etwas zu essen bestellen sollst, wenn du hungrig bist, was ist ganz dir überlassen. Geld liegt unten unter der Couch. Bestell das gleiche für uns mit."
Woher hatten die beiden meine Nummer und vor allem woher wusste mein Vater, dass ich ihn blockiert hatte? Soweit ich mich erinnern konnte, hatte ich sie ihnen nicht gegeben...
Ich tat jedoch, was man von mir verlangte und entsperrte die Nummer. Ich speicherte dazu beide in meine Kontakte ein als Ms Watson und Sherlock, denn ich kam zu der Erkenntnis ihn nicht Papa oder sonstiges nennen zu können. Es klang einfach zu absurd in meinen Kopf.
Als nächstes musste ich das Geld suchen, was unten unter der Couch war, was auch immer es da machte. Zum dritten Mal lief ich die Treppe also wieder runter und stürmte förmlich ins Wohnzimmer. Vor der Couch kniete ich mich hin und guckte vorsichtig drunter. Es war leider echt dunkel darunter, weshalb ich genervt ein viertes Mal die Treppen hoch und wieder runter rannte, um mein Handy zu holen und mir etwas Licht zu verschaffen.
Unter der Couch lag relativ mittig eine kleine, runde Dose, die ich durch den Staub zu mir hin zog.
Als ich die Dose öffnete, war alles, was drinnen war, ein paar Cent und 10$. Sie sollten wirklich aufpassen, nicht zu viel Geld im Haus zu lagern, sonst würde es noch jemand klauen, dachte ich ironisch. Genervt kickte ich die Dose wieder unter die Couch und hörte, dass sie gegen die Wand geprallt war, als sie einen dumpfes Geräusch von sich gab. Diese Stille machte mich unnormal gereizt.Als ich Pizza für uns bestellt und diese auch wenig später ankam, kamen auch Ms Watson und Sherlock, wie ich ihn ab jetzt nennen würde. Er ging jedoch sofort zu der Pinnwand und setzte sich vor einem einsamen Sessel, der sich ebenfalls davor befand. Er bewegte sich keinen Millimeter und nach ein paar Augenblicken schaute ich zu Ms Watson und flüsterte:"Was macht er da?"
"Ich konzentriere mich!", kam es laut von ihm zurück,"also sei so gut und verlasse diesen Raum, deine Anwesenheit stört meinem Denkvermögen." Vollkommen verdutzt sah ich auf den Hinterkopf meines Vaters. "Addison, starren ist unhöflich, hat dir deine Mutter das nicht beigebracht? Und außerdem hinderst du mich an meiner Arbeit. Also bitte.", er machte eine Handbewegung Richtung Treppe. So verwirrt, wie ich war, griff ich nur noch nach meiner Pizzaschachtel und ließ mich, als ich in meinem Zimmer war, auf mein Bett fallen.Als ich meine ganze Pizza gegessen hatte und die Schachtel in einer Ecke des Zimmer schubste, schlich ich mich hinaus in den Flur, um mich Bettfertig zu machen.
Ich losch schließlich das Licht in meinem Zimmer, als ich fertig wiederkam. Im Dunkeln sah alles gleich fünf mal so schlimm aus und ich kroch vorsichtig in mein Bett. Es roch ungewohnt und ich holte ein paar Mal tief Luft, um nicht wieder in Tränen auszubrechen. Ich hatte Heimweh.
Ich schluchzte mich in einen leichten Schlaf, der nicht lange anhielt, als ein lautes RUMMS ertönte. Sofort saß ich aufrecht in meinem Bett und sah mich in der Dunkelheit um. Was zum Teufel war das?! Kurze Zeit darauf erneut RUMMS und nochmal RUMMS. Mein Herz schlug mir fast bis zum Hals.
Ich holte mein Handy unter meinen Kissen hervor. Als es mein Zimmer in ein gedimmtes Licht tauchte, stand ich vorsichtig auf und tapste zur Tür.
So seltsam, wie Sherlock ist, möblierte er bestimmt gerade um! RUMMS. Da war es schon wieder. Ich schätzte dann mal, dass ich keine andere Wahl hatts, als nachzugucken und zu fragen, was er um 2 Uhr morgens... Ich blickte verwirrt erneut auf meine Handyuhr und tatsächlich, es war 2:21 Uhr am Morgen.
Ich öffnete die Tür einen Spalt, um zu gucken, ob vielleicht etwas im Flur wahr, doch dieser war leer und dunkel. Ich konnte jedoch sehen, dass im unteren Stockwerk noch Licht brannte. Leise ging ich die Treppe hinunter, während ich mich ans Geländer festkrallte.
Als ich die unterste Stufe der Treppe erreichte, verschlug es mir fast den Atem und ich krallte meine Nägel noch fester in das alte Holz hinein.
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Die Tochter eines "besonderen" Menschen
Mystery / ThrillerAddison soll über die Weihnachtsferien ihren Vater besuchen. Sie sträubt sich dagegen, denn ihr Vater war früher Drogen abhängig und auch sonst ist er, nach den Geschichten ihrer Mutter, extrem sonderbar. Doch was soll sie tun? Ihre Eltern haben das...