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Der gestrige Tag verlief schnell und auch heute... bis jetzt. Jetzt stehe ich schon locker 15 Minuten mit Melli in meinem Kleiderschrank und überlege, was ich auf Ryans Party anziehen könnte.

Im Endeffekt ziehe ich mir eine Schwarze Skinny Jeans, ein dunkel rotes crop Top und normale weiße Nikes an. Melli hat sich eine meiner Hotpans und irgendein T-schirt übergezogen. Kleider würden Melli und ich niemals zum feiern anziehen. Genauso wie hohe Schuhe.

Ich lasse mein Haare einfach offen und schminke mich noch. Melli hat sich zur Abweschlung mal ein Zopf gemacht und mehr geschminkt, als sonst. Ich glaube sie ist genauso neben der Spur wegen diesem Wandel wie ich.

Schnell laufe ich den Flur entlang zu Nathans Zimmer und klopfe an. Nach seinem leisen "Ja" gehe ich, dicht gefolgt von Melli, ins Zimmer meines Bruders.

"Was gibts?", er versucht locker zu klingen, doch es misslingt ihm kläglich. Ist nur die Frage, wann er vor hat mir zu sagen, dass er auf meine Beste Freundin steht. Denn das weiß ich schon lange, es wird nur Zeit, dass die beiden es sich eingestehen.

"Wir gehen jetzt, kommst du mit?"

"Wohin?", ist der eigentlich komplett blöd, oder hat ihm nur Mellis Schönheit das Gehirn vernebelt.

"Zu Ryans Party, er hat uns eingeladen", dass ich das noch erleben darf, Melli bekommt in der Gegenwart meines Bruders ein vernünftigen Satz raus, ohne zu stottern. 

"Achso, ja wartet draußen i-ich muss mich noch ähm umziehen" amüsiert von seinem anscheinend nicht mehr vorhandenen Selbstbewusstsein mache ich mich mit Melli auf den Weg vor die Tür. Schon lustig was verliebt sein mit einem anstellen kann.

Nach nicht einmal 2 Minuten kommt Nathan fertig umgezog runter. Echt unfair, dass Jungens immer so schnell sind.

Zusammen machen wir uns auf den kurzen Weg zu Ryans Haus.

"Jenna, damit das klar ist, kein Alkohol und ess da bloss nichts. Bestimmt sind da überall Haschkekse und so'n Scheiß. Allerdings kennst du dich damit ja sicher schon aus", mein Bruder sieht nicht gerade begeistert aus. Ich dachte er hat nie etwas von meinen nächtlich Ausflügen mit Melli mitbekommen.

"Woher-", ich will weiter fragen, aber Nathan unterbricht mich sofort.
"Ich bin nicht blöd Jenna. Ich bin vielleicht nicht oft zu Hause, aber ich merke wohl, wenn meine kleine Schwester sich raus schleicht und feiern geht. Ich tue jetzt einfach mal so als würde ich das nicht wissen und sage dir ganz normal: rühr da nichts an".

"Ja, sorry", und schon sind wir in dem riesen Haus, aus der schon dröhnende Musik strömt, angekommen. Ryan wohnt nur ein paar hundert Meter weiter. Die Gegend hier ist sehr gut, das wir es uns leisten können hier zu wohnen verdanken wir hauptsächlich Dads Job.

Nach keinen 10 Minuten haben wir Nathan schon verloren und Melli und ich machen uns auf dem Weg zu der improvisierten Bar. JaJa kein Alkohol, keine Drogen, kein bla bla bla. Mir alles egal. Schnell holen wir uns einen der Plastikbecher und stellen uns in eine etwas ruhigere Ecke. 

"Ich glaube ich kotze gleich, wenn ich Nathan und diese Schlampe noch weiter ansehen muss", Melli und ich schieben uns wieder in die Küche und holen uns ein neues Getränk. Sie hat Recht. Für mich ist es ja schon schlimm genug meinen Bruder mit einer dieser Schlampen rummachen zu sehen, aber für sie muss es ja wohl noch schlimmer sein. Ich verstehe meinen Bruder immer öfter nicht, wieso macht er sowas wenn er doch eigentlich Melli will und sie ihn auch.

"Hey Jenna", begrüßt mich ein gut gelaunter Ryan der hinter uns auftaucht.
"Melli", nickt er ihr zu und wendet seine Aufmerksamkeit wieder auf mich.

"Hey. Alles Gute zum Geburtstag", sage ich und umarme ihn kurz. Es überrascht mich selbst, dass ich das tue ohne mich zu schämen, aber das macht wahrscheinlich der hochprozentige Alkohol von dem ich eben zwei Becher hintereinander runter gekippte habe. Das mich seinen Anwesenheit mittlerweile mehr beflügelt als einschüchtert gestehe ich mir nicht ein.

"Danke", antwortet er, doch ist sichtlich angetrunken, das verrät mir nicht nur sein genuschel sondern auch die Alkoholfahne die mir entgegenweht. "Von mir auch alles Gute", sagt jetzt auch Melli und richtet damit die Aufmerksamkeit auf sich.

Ryan nickt dankend und nimmt sich eine leere Wodka Flasche unter der Theke her. 

"Kommt ihr mit? Wir spielen Never I Have Ever im Garten", er sieht uns fragend an und wartet mit der Flasche in der Hand. 

"Ja klar, warum nicht", sage ich mal wieder viel zu schnell, ohne groß darüber nachzudenken. Wir laufen vorbei an vielen Leuten, von denen ich gerade mal die Hälfte vom Sehen aus der Schule kenne und ansonsten sind es nur mir unbekannte Leute. Kein Wunder das hier so viele sind, jeder will auf Ryans Partys gehen, man muss dafür allerdings beliebt genug sein, genug Selbstbewusstsein haben, oder von Ryan persönlich eingeladen werden, so wie wir. Allerdings passiert dies wohl nicht sehr oft und da sogut wie jeder weiß, dass wir wegen keiner der anderen Möglichkeiten hier sind, sehen uns einige schräg von der Seite an und gaffen uns hinter her.

Ja, warum Ryan ausgerechnet uns eingeladen hat frage ich mich auch.

Wir gehen durch das Wohnzimmer, das als improvisierte Tanzfläche umgeräumt wurde, durch die Terrassentür nach draußen. Auf der Terrasse sitzen schon mindestens 30 Leute von denen ein bisschen mehr als die Hälfte davon auf unsere Schule gehen. Sogar die Schulbitches Chandy und Sina sind da, sowie mein Bruder der gerade dabei ist Chandy zu verschlingen, wenn ihr wisst was ich meine.

Wir setzen uns hin und Ryan beginnt die Spielregeln zu erklären. 

"Also wir spielen es ein bisschen anders, die Flasche wird gedreht und der jenige auf den die Flasche zeigt muss dann sagen was er oder sie noch nie getan hat, alle die es schon mal gemacht haben müssen aus ihren Bechern trinken, der der am schnellsten den Becher leer hat und dementsprechen also am meisten schon gemacht hat, hat gewonnen. Ich fange einfach mal an zu drehen".

Ryan legt die Flasche in die Mitte und dreht sie. Sie zeigt auf irgendein Typ den ich nicht kenne.

"Ähm ich hab noch nie mehr als eine Woche die Schule geschwänzt", sagt er. Ein paar trinken, ich lasse den angehobenen Becher wieder sinken. Würde für mich ja kein Sinn machen die Schule so lange zu schwänzen, wenn ich stattdessen zu Hause sein würde, wo mein Vater ist.

Einige Runden geht es so weiter, bis schließlich die Flasche in meine Richtung zeigt und mich alle abwartend ansehen.

"Ich hab noch nie was mit dem selben Geschlecht gehabt", sage ich nach kurzem überlegen.  

Melli und ich nehmen bei ein Schluck und zu meiner Verwunderung kann ich noch gerade so sehen wie nicht nur Ryan sondern auch Nathan zögernd einen Schluck nehmen und dabei sich beide kein Lachen verkneifen können.
Mit meiner Frage hab ich wohl genau ins Schwarze getroffen.

Das Spiel geht weiter, mehr als nur einmal schaut mich mein Bruder verwundert an als ich einen Schluck nehme. Als ich auf die Frage, ob man schon mal betrunken mit jemand wild Fremdes rumgemacht hat, einen Schluck nehme, hat er mir sogar angedroht, dass wir uns darüber später noch unterhalten und hat drohend mit seinem Finger auf mich gezeigt. Er kann so peinlich sein.

Die ganze Situation erinnert mich auf einmal so extrem an früher. Diese ausgelassene Stimmung, Ryans Geburtstagsfeier, alle haben Spaß und dann ist da noch dieses Gefühl, welches ich schon damals hatte wenn ich Ryan in seine Augen sah.

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1273 Wörter
Hoffe es gefällt euch, was denkt ihr kommt als nächstes und schon mal als kleinen Vorgeschmack, es wird bald ein Rückblick kommen, denn Ryan und Jenna haben bereits eine Vorgeschichte.

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