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"Hallo, Jenna?", mein Bruder winkt vor meinem Gesicht rum wie so ein Irrer. Ich muss wohl in Gedanken versunken gewesen sein. Irgendwas stimmt hier ganz und gar nicht.

"Weißt du noch was gestern so passiert ist?", fragt mich Nathan der offensichtlich auch verwundert über die aktuelle Situation zu sein scheint. "Ne, weißt du wo Melli hin ist?"

"Ich glaube die ist oben". Nach ihr Ausschau haltend mache ich mich auf den Weg nach oben. Wieso haben hier so viele Leute auf den Boden geschlafen und niemand kann sich an irgendwas erinnern, da ist doch irgendwas faul. Klar habe ich gestern Abend nicht gerade wenig getrunken und meine unerträglichen Kopfschmerzen schiebe ich ohne Zweifel darauf, aber soviel das ich ein kompletten Blackout haben könnte, habe ich nun auch wieder nicht getrunken.

Oben angekommen öffne ich die erste Tür die ich sehe, es stellt sich als Badezimmer heraus. Eigentlich wollte ich ja nach Melli suchen, aber ein kurzen Blick in den Spiegel kann ja davor auch nicht schaden.

Ich sehe einfach schrecklich aus, mit mäßigem Erfolg versuche ich mit meinen Händen meine Haare zu kämmen und die schminke unter meinen Augen wegzuwischen. Das kalte Wasser erfrischt mich und verschafft mir ein bisschen klareren Kopf. Im Spiegelschrank suche und finde ich eine Aspirin, die ich auch gleich mit Wasser aus dem Hahn runterschlucke. Wenigstens etwas.

Als ich mich halbwegs besser fühle mache ich mich weiter auf die Suche nach Melli. Hinter der nächsten Tür offenbart sich ein Schlafzimmer, drei offensichtlich nackte Menschen liegen in dem Bett und schlafen noch tief und fest. Leicht angewidert schließe ich leise die Tür hinter mit. Hinter der nächsten Tür werde ich fündig. Das Zimmer scheint als eine Art Gameraum genutzt zu werden und Melli liegt mit dem Gesicht nach unten auf dem Sofa und schnarcht leise vor sich hin. Einfach Zucker.

Vorsichtig gehe ich zu ihr rüber und rüttel an ihr bis sie wach wird. Verdutzt schaut sie mich an. "Wo bin ich?", fragt sie verwundert. Auch sie scheint offensichtlich nichts mehr zu wissen. Ich erzähle ihr von dieser komischen Situation und zusammen machen wir uns auf den Weg nach unten. Die meisten Leute sind bereits wach, einige haben angefangen die leeren Becher vom Boden und der Theke in einen Müllsack zu schmeißen. Lee, der Gastgeber erscheint in Boxershorts und zwei Mädchen an seiner Seite. Okay, damit wäre diese Frage schonmal geklärt.

"Na Leute, hab ich euch zu viel versprochen?", er scheint nicht nur nicht mal ansatzweise über die aktuelle Situation verwundert zu sein, sondern sich auch noch daran zu ergötzen.

"Nein Mann, es war der Hammer, dieses Zeug sollte bei allen Partys eingesetzt werden", ruft einer aus der Küche.

"Welches Zeug?", fragen Melli und ich gleichzeitig. Er dreht sich verdutzt um, offensichtlich hat er uns gar nicht bemerkt. "Oh, ich wusste nicht das ihr so lange bleiben würdet", er kratzt sich verlegen am Hinterkopf. "Wie meinst du das?", fragt nun Nathan der sich neben uns stellt.

"Naja, ich dachte nicht, dass ihr so lange mit feiern würdet, deshalb hab ich nichts gesagt. Ab 4 rum pusten wir dieses neue Zeug durch die Nebenmaschine, dass ist der Wahnsinn. Aber halb so schlimm, euch gehts ja offensichtlich gut und ihr hattet Spaß". Wie bitte, der hat sie ja wohl nicht mehr alle.

Ryan der offensichtlich hinter uns stand, schnaubt ungläubig "das ist jetzt nicht dein Ernst".

"Du hättest es uns gleich sagen müssen als wir angekommen sind, du kannst doch nicht einfach davon ausgehen, dass wir bis dahin gehen oder es vielleicht sogar gut finden", Melli ist offensichtlich entsetzt. Damit wäre der Typ auf jedem fall schon mal abgeschrieben.

Wütend und entsetzt machen wir uns auf den Weg nach draußen. "Kannst du schon wieder fahren?", frage ich meinen Bruder, dieser nickt nur und starrt weiter vor sich hin. Irgendwie ist es ein bedrückendes Gefühl, nicht zu wissen was gestern Abend passiert ist und das wir einfach ohne es zu wissen irgendeine Droge eingeatmet haben.

Wir hängen während der Fahrt alle unseren eigenen Gedanken nach. Die Stimmung macht mein inneres Gefühl nur noch bedrückender. Als mein Handy pingt nehme ich es aus der Tasche und schaue auf das Display, wenigstens habe ich noch meine Tasche, es wäre eine Katastrophe wenn die auch noch weg wäre.

Mein Handy zeigt mir eine Nachricht an, von Ryan. Fragend schaue ich zu ihm, doch sein Blick geht aus dem Fenster, das Handy liegt in seiner Hand.

'Wir sollten reden, heute Abend bei mir?'. Was meint er den damit, will er über das reden was auf der Veranda passiert ist, oder habe ich etwas vergessen was er noch weiß?

'Komme um 8 zu dir' antworte ich stattdessen nur, er wird mir dann wohl verraten über was er reden möchte.

Ich bin erschrocken als ich auf die Uhr schaue, es ist bereit 14 Uhr, meine Eltern sind schon weg. Wenigstens etwas Positives heute.

"Ich bin heute Abend weg, stell nichts dummes an ja", sagt Nathan während er das Auto in Mellis Straße lenkt. "Wo willst du hin?", frage ich ihn ohne auf seinen Kommentar einzugehen. "Geht dich nichts an, hör einfach einmal in deinem Leben auf mich".

Beleidigt verschränke ich die Arme vor der Brust und schaue aus dem Fenster. Eigentliche sollten wir doch zusammenhalten, stattdessen bin ich diejenige die für alles hinhält und er sich als gutgebauter junger Mann zurückzieht und wie ein Kind verhält. Es ist unfair.

Wir halten vor Mellis Haus, sie steigt aus, ruft ein "schau" und verschwindet ihm Haus.

***

965 Wörter

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