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In der letzten Woche passierte nichts besonderes. Einige stundenlange Gespräche mit meiner Mum und meinem Bruder, sowie die aufmunternden Worte von Melli die dauernd vom anderen Ende meines Handy kamen. Ein paar Schläge meines Dad, als er erfuhr, dass ich mir das Leben nehmen wollte und somit nicht mehr für ihn da wäre, wenn Mum arbeiten ist und er frei hat, also alles wie immer. Ein paar Therapiestunden bei Mr. Jenkins die nichts brachten, da ich sowieso nie etwas sage wenn ich dort bin und ich wurde aus dem Krankenhaus entlassen und bin somit wieder zu Hause in dieser Hölle.
Das Jugendamt hat sich bereits mit meinen Eltern in Verbindung gesetzt und einen Termin vereinbart. Das konnte ja auch wieder lustig werden, obwohl ich schon dazu sagen muss, dass meine Vater ein sehr guter Schauspieler ist und alle in seinen Bann ziehen kann.

Es ist Montag und somit muss mein nerviger Wecker mich natürlich wieder aus meinem erholsamen Schlaf holen.

Jetzt schon genervt von diesem Tag steige ich aus meinem kuscheligen Bett und tappe mit nackten Füßen in mein Badezimmer. Fertig geduscht und in ein Handtuch gewickelt laufe ich einmal quer durch mein Zimmer zur anderen Tür, somit in mein Kleiderschrank.

Schnell ziehe ich mir Unterwäsche, eine schwarze skinny Jeans, ein rotes top und eine schwarze Lederjacke, bei der ich die Ärmel hochschiebe, an. Zurück im Bad föhne ich meine Haare und binde sie schnell noch zu einem unordentlichen Dutt zusammen, bevor ich noch meine Wimpern tusche. 

Mit meiner gepackten Schultasche und bereits angezogenen weißen Nikes gehe ich runter in die Küche. Eigentlich trage ich so gut wie immer schwarz, schwarz ist einfach meine Lieblingsfarbe. Basic. Unauffällig.

Mein Bruder kommt runter und zusammen essen wir die Pancakes die uns Mum vor die Nase stellt, sie ist viel zu gutherzig, versucht uns alles schlechte in unserem Leben vergessen zu lassen.
Nach dem Essen gehen wir in die Garage zu Nathans Auto.

"Gehts dir gut?" fragt Nathan und linst zu mir rüber. "Ja, geht schon."

"Sollen wir vielleicht nochmal darüber reden, du weißt schon"

"Nein ich denke eher nicht", sanft lächele ich ihn an, auch wenn mir gerade irgendwie nicht danach zu Mute ist. Ständig versucht er es, irgendwie meint er es sicher auch nur gut, aber sein ständiges gefrage nervt langsam nur noch. Er müsste es doch verstehen, er weiß wie es für mich ist in diesem Haus zu leben.

Wie schon seit Monaten versinke ich in meinen Gedanken, ich brauche dringend Zeit für mich alleine, sorgenfreie Zeit. Zeit in der ich nicht als dran denken muss, dass mein Vater bald nach Hause kommt, was er dann tun wird oder warum. Zeit um einen Ausweg zu finden, eine Lösungen für Probleme die ich nicht verstehen kann, oder einfach Zeit um ich selbst zu sein, denn das konnte ich schon so lange nicht mehr.

Wir kommen an unserer Schule an und wie immer gehe ich direkt ins Schulgebäude, um kein Aufsehen zu verbreiten. Ich hasse Aufmerksamkeit, und die bekomme ich wenn ich mich bedeckt halt meistens auch nicht.

"Hey Jenna warte mal", sofort bleibe ich stehen. Ein bisschen Aufmerksamkeit hin oder her, aber eine so laute Männerstimme hat mich noch nie durch den ganzen Flur gerufen, geschweige denn diese, die auch noch jeder kennt.

Misstrauisch drehe ich mich um, obwohl ich eigentlich schon weiß wer vor mir auftaucht, bin ich trotzdem erstaunt, als sich meine Vermutung bewahrheitet und somit ein wie immer fantastisch aussehender Ryan vor mir steht. 

"Was gibts?", ich will locker klingen, aber dieser Typ vor mir und die Leute die um uns herum zu tuscheln beginnen, machen es mir nicht gerade leicht.

"Ich äh wollte nur fragen wie es dir geht" Hat er gerade gestottert? Verwundert ziehe ich leicht dich Augenbrauen zusammen.

 "Du nicht auch noch. Andauert kriege ich diese Frage zu hören. Es war eine Kurzschluss Reaktion und mir geht es gut", auch wenn der letzte Teil gelogen war und er es auch nicht zu glauben scheint, sagt er nichts weiter dazu und so gehen wir schweigend den Flur entlang.

"Danke" unterbreche ich die Stille, die langsam echt unangenehm wird. Lange habe ich überlegt wie ich ihm Danken kann. Eine SMS schien mir doch deutlich zu unpersönlich und ihn in der Schule anzusprechen habe ich sofort von der Liste der verschiedenen Möglichkeiten gestrichen, dass er mich jetzt anspricht macht meine Grübelei umsonst, dafür aber wesentlich einfacher.

"Wofür?" er scheint sichtlich verwirrt, was mich ziemlich amüsiert und schmunzeln lässt. Was bei mir in letzter Zeit nicht oft und eigentlich auch nur mal bei Nathan oder Melli vorkommt. Und ich weiß nicht ob mich das erschrecken und aufmersamer machen sollte, oder ob ich einfach das kleine Glücksgefühl genießen sollte solang es da ist.

"Naja, du hast mich gerettet, schon vergessen?" jetzt muss ich wirklich lachen, ihm geht ein Licht auf und auch er kann sich kein lächeln verkneifen. Wahrscheinlich lacht er nicht, wie ich über seine Dummheit, aber dass ist mir in dem Moment total egal, denn es fühlt sich zu gut an um darüber nachzudenken.

Als er wieder spricht, antwortet er mir mit einer Gegenfrage, die mir das grinsen aus dem Gesicht wischt.
"Woher hast du die Blauen Flecken an deinem Arm? Die sind nicht von dem Fall", bei dem Wort 'Fall' setzt er imaginäre Anführungszeichen in die Luft.

"Ich hab mich gestoßen", antworte ich ihm abweisend und wahrscheinlich viel zu schnell. Unauffällig ziehe ich meine hochgekrämpelten Ärmel wieder runter.

Vor meiner Klasse bleiben wir stehen. Ich habe garnicht bemerkt wie schnell wir hier angekommen sind. 

"Hi Jen. Oh ehm, störe ich?", Melli kommt auf mich zu und umarmt mich kurz, bevor sie Ryan von oben bis unten mustert.

"Nein, komm wir müssen rein. Bye Ryan", zum Schluss winke ich Ryan noch mal kurz zu bevor ich Melli mit in unsere Klasse ziehe.

Ich setze mich auf mein Platz in der Mitte des Raumes und Melli sich neben mich. Erleichtert atme ich aus.
"Oh. Mein. Gott, was war das denn bitte? Du hast mit Ryan Anderson geredet? Was wollte er? Wie geht es dir überhaupt? Bist du eigentlich irre dich seit gestern Mittag nicht bei mir zu melden? Und außerde-" an dieser Stelle unterbreche ich sie indem ich meine Hand auf ihr viel zu schnelles Mundwerk lege.

"Mach mal einen Punkt Melli. Ich hab dir doch gesagt, dass mich Ryan aus dem Wasser geholt hat, er wollte nur wissen wie es mir geht. Und ja mir gehts gut, bis auf, dass mich diese ständige Fragerei auf die Nerven geht und-"

Dieses Mal werde ich unterbrochen, aber nicht von ihr, sondern von unserer Englisch Lehrerin Miss Moore, die wie immer um absolute Ruhe bittet. Sofort ist kein Ton mehr zu hören, kein Wunder, denn diese Lehrerin übertreibt schon mal gerne und würde dich mehrere Stunden Nachsitzen lassen wenn du nicht auf sie hörst. Viele mussten darunter schon leiden, sehr viele.

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1152 Wörter
Hii
A new chapter is here^^
Danke fürs Lesen <3

SAVE MEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt