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"Nein, ich könnte dir nie was verbieten, aber ich kann dich darum bitten", sein Blick lässt mich sofort weich werden, auch wenn so nicht der Plan war.

Sein Atem streicht über mein Gesicht und ich kann nicht anders als ihn zu mir runter zu ziehen und ihn zu küssen.
Seine weichen Lippen bewegen sich sofort mit und es fühlt sich mal wieder an, als ob die Welt stehen bleibt. Und auf einmal kann ich all die Mädchen aus diesen kitschigen Liebesgeschichten verstehen. Wenn du dabei bist, Gefühle für eine Person zu entwickeln und diese dann küsst. Es ist einfach unbeschreiblich wie wertvoll einem dieser Moment vorkommt. Wie wertvoll man sich selber in diesem Moment vorkommt, unabhängig von allem was jemals zuvor passiert ist.

Abrupt löst sich Ryan von mir, "Wir können das nicht machen". Mehr als verwundert starre ich ihn nur an. "Wie meinst du das?", frage ich entsetzt. Wie kann er so einen schönen Moment einfach so kaputt machen? Und ist ja auch nicht so als ob nicht er mich beim letzten Mal geküsst hat.

"Wir dürfen das nicht machen", spricht er weiter. "Ich darf das nicht machen. Nathan bringt mich um und abgesehen davon werde ich dir weh tun. So bin ich nun mal, und das wießt du auch", Ryan dreht sich um und rauft sich die Haare. 

Vorsichtig lege ich meine Hand auf seinen Rücken in der Hoffnung, dass er sich wieder zu mir umdreht, doch das tut er nicht. 

"Ryan, wir " - "Nichts wir, es gibt verdammt nochmal kein WIR" -"Und warum kann es kein Wir geben?", mein Stimme wird zittrig, ich kann nicht glauben was er sagt, gerade als ich mich verwundbar machen lasse.

Er dreht sich um, seine Augen sehen mich so wehmütig an. Seine Hand streicht über meine Wange und ich bekomme sofort ein Gefühl von Sicherheit und das alles gut wird. 

Langsam nähern wir uns wieder. Seine Stirn lehnt sich gegen mein. Ich kann sein Herzschlag unter meiner Hand auf seiner Brust spüren. 

"Du bedeutest mir so viel und es zerreißt mich, dass ich dir noch nicht das Leben bitten kann was du verdienst, in allen Hinsichten"

"Hey, ihr zwei Süßen. Nathan sucht drinne nach euch", Melli kommt taumelt durch die große Haustür des Hauses.

Schweigend folgen wir ihr, ein letzter Blick zu Ryan verrät mir, dass ihn eindeutig irgendwas beschäftigt, doch ich lasse es gut sein. Irgendwann werden wir schon die Möglichkeit haben uns auszusprechen, denn irgendwas ist hier auf jedenfall noch unausgesprochen. Und das sind nicht nur unsere Gefühle.

"Heye, da bist du ja", auch Nathan lallt vor sich hin. "Wolltest du nicht fahren? Warum trinkst du dann?", stelle ich entsetzt fest.

Er kommt mir näher und flüstert mir ins Ohr, "das geht schon, naja du weißt schon, ich musste mir bissel Mut antrinken. Ich frag sie gleich, ganz sicher".

"Was willst du sie denn fragen?", saufze ich. 

"Na vielleicht ob sie mal mit mir ausgeht oder ob sie mich auch mag, ich weiß noch nicht genau was", so offen hat mein Bruder schon lange nicht mehr mit mir gesprochen und ich finde es schön, auch wenn er betrunken ist und es morgen bestimmt bereuen wird so etwas zu mir gesagt zu haben.

"Meinst du nicht, dass es besser wäre, wenn du dabei nüchtern bist?", frage ich ihn zurück. "Nein, Nein ohne Alkohol trau ich mich es doch wieder nicht". Ohne ein weiteres Wort taumelt er davon in Richtung Küche. 

"Was hat der denn?", fragt Ryan der jetzt direkt hinter mir steht. Die Nähe gefällt mir und ich muss mich zusammenreißen um seiner Frage aufmerksam zuzuhören. "Ach nur wegen Melli"

"Und ich dachte echt das Thema wäre langsam abgehackt. Wie wollen wir denn jetzt eigentlich nachher nach Hause kommen? Ich hab auch schon 3 Mischen getrunken."

"Ich weiß nicht", antworte ich schultern zuckend. "Vielleicht sollten wir uns einfach so abschießen bis keiner mehr meckern kann wenn wir einfach hier einschlafen", gebe ich lachend meinen dummen Vorschlag dazu.

"Ja genau", schmunzelt Ryan. "Aber was zu trinken holen können wir wirklich. Außerdem scheint die Party echt gut zu sein".

Ich schaue mich um und erkenne wie alle um uns herum wild am feiern sind. Auf dem Esstisch tanzt irgendein südländisches Mädchen leicht bekleidet. Das umfunktionierte Wohnzimmer ist voll mit betrunkenen, schwitzenden Menschen die sich aneinander reiben und wild tanzen.

Ich nicke Ryan zu und gehe vor in Richtung Küche. An der Theke seht Nathan der gerade seinen Becher mit einem Zug lehrt.

Schwierig zu sagen was genau passiert ist, aber nachdem ich mich einmal umgeschaut habe, ist klar, dass ich weder zu Hause bin, noch allein, noch angezogen. Also nackt bin ich nicht, aber mein Kleid ist  an einer Stelle zerrissen.

Neben mir liegt Ryan, er hat ein Arm um mich gelegt.  Wie süß er da liegt, mit so einem richtigem Babygesicht.

Leider muss ich mich aufsetzen, mein Rücken tut höllisch weh. Die Nacht hab ich wohl komplett auf dem Boden verbracht.  Ich schaue mich um und kann erkennen, wie Nathan hinten an der Ecke zur Küche steht und sich gerade etwas zu trinken ein schüttet. Vorsichtig rappel ich mich auf und gehe zu ihm rüber.

"Na, gut geschlafen?", frage ich ihn ironischerweise. "Jaja", murmelt dieser nur. Auch er wird mit Sicherheit die Nacht auf dem Boden verbracht haben müssen, wie so gut wie allen diesen Raum. Welche aus meiner Schule und welche die ich nicht kenne liegen auf dem Boden verteilt. Aber einer fällt mir in der Runde am meisten auch, Ryan der ohne T-Shirt mittlerweile auf dem Bauch mit allen Vieren von sich gestreckt einfach nur seelenruhig da liegt.

Und da fällt mir auf, dass ich mich an absolut nichts von gestern erinnern kann.

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971 Wörter
Na, was denkt ihr ist gestern Abend auf der Party noch so passiert, und wie konnte es soweit kommen, dass Jennas Scherz wahr geworden ist?

SAVE MEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt