Die darauffolgenden Wochen vergingen wie im Flug. Ryan und ich trafen uns für die Englisch Aufgaben, die Treffen endeten aber meistens darin, dass wir eher die wenigste Zeit wirklich lernten. Ich schwebte in Wolke Sieben, die Heimlichtuerei machte das aufgeregte kribbeln in meinem Bauch nur noch stärker und intensiver. Alles fühlte sich so unglaublich gut an. Meine Eltern waren Wochenlang nicht zu Hause und Nathan hatte sich nach der Aussprache mit Ryan deutlich beruhigt.
Als es mal wieder Zeit für unsere Englisch Stunde ist, mache ich mich auf den Weg zu ihm nach Hause. Verdutzt bleibe ich stehen, als ich das Polizeiauto sehen, welches vor seinem Haus parkt. Als ich näher komme, höre ich wie sich die Beamten von Ryan verabschieden und schließlich an mir vorbei zu ihrem Auto gehen. "Was ist denn hier los?", frage ich entsetzt, als ich bei Ryans Haustür ankomme.
Seine Miene ist zu einem schmalen Strich verzogen, seine Gedanken hänge irgendwo anders fest. "Hallo?", frage ich ihn erneut. Er schreckt leicht auf, schaut mich dann verwundert an.
"Was willst du denn hier?"- ok, was sollte das und warum um alles in der Welt ist er auf einmal so abweisend zu mir?
"Was wollte die Polizei von dir?", frage ich ihn weiter, ohne auf seine doofe Frage einzugehen.
"Nichts, die hatten sich vertan", es ist eindeutig das er etwas vor mir verheimlichen will.
"Ganz bestimmt, seit wann reden wir nicht mehr über sowas miteinander?". In den letzten Wochen habe ich viel über ihn und seine Familie erfahren.
Nachdem seine Mum von einem neuen Mann schwanger wurde, dieser dann abgehauen und die Familie im Stich gelassen hat, musste er sich eine ganze Weile um seine Schwester Emy kümmern, bis sich seine Mutter endlich dazu durchgedrungen hat ihren Eltern von dem Kind zu erzählen. Seit dem kümmern sich Ryans Großeltern eigentlich fast immer um sie. Seine Mum hat sich noch mehr aus der Erziehung zurückgezogen als zuvor schon. Er fühlt sich alleine gelassen und würde gerne viel mehr Zeit mit seiner Schwester und auch mit seiner Mum verbringen, so hat er es zwar nicht gesagt, aber das war auch nicht nötig. Ich habe ihn auch ohne Worte verstanden.
Aber jetzt? Jetzt verstehe ich selbst das was er sagt nicht.
"Also?", fragt er nochmal. "Also was?", frage ich zurück. "Was du möchtest?"
"Was ich möchte? Ich möchte das du mit mir redest" - "Es wird immer Sachen geben über die wir nie reden können"
"Was meist du damit? Ich rede mit dir über alles" - "Ach ja? Und weshalb hast du dann noch nie darüber gesprochen was zu Hause bei euch los ist?"
Es verletzt mich, dass er deswegen sauer zu sein scheint. Jeder hat nunmal sein eigenes Tempo um schwierige Themen anzusprechen und zu verarbeiten. "Ich werde darüber reden wenn ich soweit bin"
"Dann ist es aber vielleicht schon zu spät", antwortet er mit zusammengebissenen Zähnen und schlägt mir die Haustür vor der Nase zu. Verdutzt mache ich zwei Schritte zurück, was meint er nur damit?
Als ich bestimmt eine halbe Stunde klinge, ihn anrufe und immer noch kein Zeichen von ihm kommt, trifft mich die Enttäuschung mehr wie ein Schlag ins Gesicht. Wie kann er das was wir haben einfach so kaputt machen, diese Unbeschwertheit, dieses Gefühl von Sicherheit und Freiheit. Alles hat er mir in ein paar Minuten genommen. Er hat es uns genommen. Ich habe doch gemerkt wie es anfing ihm besser zu gehen, wie er immer mehr Pläne für seine Zukunft gemacht hat und auch, dass es für ihn nur mich gab.
Aber offensichtlich bin ich die einzige in unserer Beziehung die das so sieht. Ihm geht es da anscheint anders.
Tränen laufen mir unkontrolliert die Wangen runter und fallen zu Boden oder in mein T-Shirt.
Meine Glieder fühlen sich unnormal schwer an, während ich mich die eine Häuserreihe weiter schleppe um nach Hause zu kommen.
Irgendwas ist da faul, warum macht er das auf einmal, und was wollte die Polizei bei ihm. Ich verstehe die Bedeutung seiner Worte nicht, kann sein Verhalten in keiner Hinsicht erklären.
Als ich die Haustür aufschließe kommt mir der Geruch nach hochprozentigem Alkohol entgegen, verdammt was machen meine Eltern denn schon hier. Verzweifelt wische ich mich mich den Handrücken über die Wangen und Augen, um zu verbergen, dass etwas vorgefallen ist.
"Jenna", höre ich schon in der Sekunde donnernd meinen Vater rufen, als die Tür ins Schloss fällt. Er taumelt mit einer Flasche Bier in der Hand durch die Tür die zum Wohnzimmer führt.
"Da bist du ja endlich, was fällt dir ein uns solange warten zu lassen. Und hast du etwa geweint?", er lallt schlimmer als die letzten mal. Er hat offensichtlich schon mehr intus, er weiß das ich geweint habe und das ich zu spät bin. Das sind wohl seit langem die schlechtesten Vorraussetzungen die ich hatte.
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821 Wörter
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SAVE ME
Teen Fiction"Wieso machst du das?", verwirrt schaue ich zu ihm hoch. Kann nicht glauben, dass es ihn wirklich interessiert. "Weil ich es will", haucht er und kommt meinen Lippen gefährlich näher. Gott wieso muss er auch so gut aussehen? "Und wenn ich nicht wi...