9)

2.8K 103 4
                                    

Ich reiße mich von ihm los und drehe mich um. Gefühlt jeder starrt mich an als ich durch die Menge ins Schulgebäude laufe.
Ich fühle mich unwohler als je zuvor. Die gute Laune ist längst vorbei.

Melli finde ich schnell, sie steht an ihrem Spind und holt gerade ein Buch raus und schaut leicht erschrocken als ich sie antippe.

"Hey, es tut mir so leid. Ich hab mich wirklich blöd verhalten, aber ich wusste wirklich nicht wie ich damit umgehen sollte. Und jetzt brauche ich einfach meine beste Freundin zurück", ich schaue sie mit meinem besten Hundeblick an, da ich genau weiß, dass sie dem sowieso nicht widerstehen kann.

Sie seufzt und zieht mich dann in eine Umarmung. Es fällt mir schwer ihr nichts von dem Verhältnis bei mir zu Hause zu erzählen, aber wenn sie es wissen würde, würde sie bestimmt irgendwas versuchen zu unternehmen und dann wird alles nur viel schlimmer, so wie damals. Also schweige ich. Wie immer.

"Mach das aber nicht noch mal, es war echt traurig mit anzusehen und nichts machen zu können. Hast du irgendeine Idee wie es jetzt weiter gehen soll?"

"Ich werde Ryan und Nathan beide ignorieren und darauf warten das Nathan sich bei mir entschuldigt und hoffe, dass sich das mit Ryan nach ein paar Wochen wieder erledigt hat", antworte ich schulterzuckend, so als ob nicht dabei ist.

Aber so wie es aussieht wird sich das nicht so schnell erledigen. Was heißt denn bitte, er beobachte das schon eine Weile, weiß er es wirklich? Und wenn ja woher und wie bekomme ich ihn dazu wieder davon abzulassen?

Melli und ich machen uns auf den Weg zu unserer Klasse. Unsere Englisch Lehrerin kommt rein und sofort ist Stille im Raum. Wie gesagt, bei ihr kann man sich nichts erlauben.

Sie beginnt ihren Unterricht und am Ende der Stunde sagt sie schließlich, "so Kinder, ich habe noch was tolles für euch", ein paar schauen begeistert die anderen eher verwundert und irritiert, denn das ist so gar nicht ihre Art. Was das wohl sein wird, sie hatte schon öfters ziemlich unkonventionelle Arten ihren Unterricht interessanter zu gestalten, hoffentlich nicht wieder eine ihrer Tollen Ideen. 

"Ihr wisst ja, dass ich so begeistert von dem Projekt des offenen Lernens bin und auch fest davon überzeugt bin, dass man damit alles viel besser versteht. Deshalb habe ich mit Herrn Meisner gesprochen, er ist genauso davon angetan, weshalb wir uns mit seiner Klasse zusammen tun werden", spricht sie weiter. Herrn Meisner? Hab ich noch nie zuvor gehört.

"Ist das nicht der Englisch Lehrer der 12ten Klasse?", fragt ein Mädchen aus meiner Reihe.

"Ja genau, darum geht es auch. Die 12 haben ja den Stoff den ihr jetzt habt letztes Jahr schon gehabt. Für die würde jetzt bald sowieso eine Wiederholungseinheit anfangen, weshalb es bei unserem Projekt auch darum geht, dass immer ein 12er euch das aktuelle Thema erklärt. Für die ist es eine gute Wiederholung und ihr habt mal mehr Freiheiten wie ihr euch die Zeit einteilt in der ihr euch das Thema zusammen mit eurem Patner erlernt", meine Lehrerin ist ganz begeistert von ihrer Idee, weshalb sich auch niemand traut irgendwas zu sagen. Man merkt aber deutlich, dass es für die meisten von uns sich nicht so toll anhört.

Warum auch ausgerechnet die 12er, hoffentlich nicht auch noch der Kurs von Ryan und Nathan, aber die Wahrscheinlichkeit, dass es genau dieser ist, ist nicht sehr groß, schließlich gibt es 5 Englisch Kurs für den 12er Jahrgang und es könnte jeder davon sein.

"Morgen geht es los Kinder, bereitet euch doch schon mal ein bisschen vor, ihr wisst ja was unser aktuelles Thema ist. Bis Morgen", ihre erlösenden Worte heben meine Laune deutlich an.

Jetzt habe ich nämlich erst einmal eine Freistunde. Melli und ich machen uns also auf den Weg in die Bücherrei und setzten uns da an einen der freien Tische. Wir arbeiten schon mal Sachen für die nächste Englisch Stunde heraus, bis es schon zur nächsten Stunde klingelt.

Nach einer Doppelstunde Mathe ertönt wieder der Dong der uns in die Mittagspause entlässt.

Melli und ich stellen uns in der ewig lange Schlange in der Cafeteria an. Eine Weile quatschen wir, bis wir dran bin. Wir nehmen unser Essen und bezahlen es.

Mit unserem Essen in der Hand wollen wir gerade die Cafeteria wieder verlassen, als Ryan plötzlich vor uns auftaucht und mich nicht sehr erfreut anschaut.

"Gibts was?", frage ich ihn, das heute Morgen hat mir schon gereicht und vor Melli und der halben Schule kann ich sowas jetzt nicht auch noch gebrauchen.

"Wo wollt ihr hin?", fragt er und zieht wieder mal eine seiner Augenbraun hoch.

"Na essen, also wenn du uns aus dem Weg gehen könntest", warum nervt der eigentlich so.

"Hier ist die Cafeteria in der man isst und nicht in der Bücherei. Kommt mit".

"Nein warum sollten wir?", er verwirrt mich. Was soll die plötzlich Interesse an uns?

"Ihr kommt jetzt mit zu uns an den Tisch, ihr wollt doch keine Szene machen, dann würden euch alle angucken", er nutzen schamlos unsere Schwäch aus.

Ich gucke mich um und merke wie bereits einige Blicke auf uns liegen. Sina guckt nicht gerade glücklich in unsere Richtung und mustert mich von oben bis unten.

Mir steigt die Röte ins Gesicht, als ich merke wie viele uns wirklich angucken. Oh Gott haben die nichts besseres zu tun?

"Na schön, dann setzen wir uns halt zu euch." - "Sehr gut"

****
935 Wörter
Lass gerne ein vote da wenn es euch gefällt, würde mich freuen :*

SAVE MEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt