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Zwei Stunden später lasse ich mich vollkommen erschöpft auf das Sofa fallen. Tanzen und trinken kann so anstrengend sein, aber es macht einfach zu viel Spaß um es nicht zu tun.

Als meine Getränk leer ist muss ich mich dazu durchdringen aufzustehen und in die Küche zu gehen. Leicht taumelt halte ich mich an der Theke fest. Vielleicht sollte ich erstmal eine Pause machen und stattdessen lieber nach Melli suchen. Die wollte schon vor Ewigkeiten auf die Toilette gehen. 

Als ich dort ankomme ist die Tür offen, keine Melli. Ich drehe mich wieder um, um auf der improvisierten Tanzfläche nach ihr zu suchen. Doch ich komme nicht weit.

Vor mir im schmalen Gang steht Ryan, er hat sich groß vor mir aufgebaut, wirkt beinah schon bedrohlich. Mit langsamen Schritten kommt er auch mich zu. Er sieht fantastisch aus.

Als er dicht vor mir stehen bleibt schaffe ich es nicht mehr zu atmen. Jede Zelle meines Körpers sehnt sich nach ihm, aber mein Verstand hält mich davon ab etwas zu tun was jetzt ziemlich unpassend und selbstzerstörerisch wäre.

"Was soll das?", seine Stimme klingt so rau, dass sie mir einen Schauer über den kompletten Körper jagt. Einfach unglaublich was für eine Reaktion er bei mir auslöst.

"Was soll was?", frage ich etwas verspätet zurück. "Das", antwortet er und deutet mir seiner Hand auch mein Kleid. "Mein Kleid?", frage ich trotzdem ungläubig nach.

"Ja das und wie du tanzt, was soll das, willst du mich etwa eifersüchtig machen", mit jedem Satz kommt er mir noch ein bisschen näher. Die Stimmung zwischen uns ist zum zerreißen gespannt.

"Nein, ich habe nur Spaß", gebe ich zurück, muss leider aber feststellen, dass ich dabei lalle.

"Spaß", schnaubet er verächtlich und lässt sein Blick über ein Gesicht, zu meinen Brüsten, zu meinen Beinen und wieder zurück wandern. "Wie kannst du Spaß haben, in diesem Haus, hier wurde dir so schlimmes angetan"

"Nein", antworte ich zu meinem Erstaunen fest. "Was nein? Willst du mir etwa sagen, dass es nicht stimmt? Das er dir nichts antut?"

"Nein, du machst mir diesen Abend nicht kaputt. Du hast mir auch weh getan, zwar anderes aber du hast es und trotzdem ist das einzige was ich möchte du und heute genau hier Spaß zu haben"

"Aber wie kannst du, ich meine dein Vater ist ein so grauenvoller Mensch"

"Wieso machst du das, wieso mischt du dich da ein?", verwirrt schaue ich zu ihm hoch. Kann nicht glauben, dass es ihn wirklich interessiert. "Weil ich es will", haucht er und kommt meinen Lippen gefährlich näher.

Gott wieso muss er auch so gut aussehen? "Und wenn ich nicht will das du dich da einmischt? Dir sage das es dich nichts angeht?", säusel ich offensichtlich leicht angetrunken. 

"Dann mach ich es trotzdem", er kommt mir immer näher, auch sein Atem riecht nach Alkohol. Er beugte sich immer weiter zu mir runter, bis er schließlich seine Lippen auf meine drückt. Und ich erwiedere den Kuss, wohlwissend, dass das was geschehen ist dadurch nicht vergessen ist.

Er drückt mich gegen die Wand hinter mir. Der Kuss ist fordernd und verzweifelt. Ich kann fühlen wie aufgewühlt sein inneres ist, und meins ist es auch, denn ich will ihn, ich will die Hoffnung die er mir gibt. Aber was er gesagt hat, hat mich verletzt.

Als ob er meine Zweifel gespürt oder meine Gedanken gelesen hätte, löst er sich von mir. Mit seiner Stirn gegen meine gelehnt, die Arme um meine Taille flüstert er "Es tut mir leid".

Keine Sekunde länger kann mich mein Verstand davon abhalten mir das zu nehmen was mein Körper und mein Herz wollen. Ihn.

Ich ziehe ihn zu mir runter und küsse ihn. Mit allem was ich habe versuche ich ihm meine Gefühle zu vermitteln und wie als ob er wieder wüsste was in mir vorgeht hält er mich fest an sich gedrückt und gibt mir das zuckersüße Gefühl von Sicherheit was mich so berauscht und alles vergessen lässt.

Als wir uns lösen nehme ich seine Hand in meine und gehe mit ihm nach oben in mein Zimmer. Das Licht bleibt aus, denn dafür haben wir keine Zeit. Ich will ihn jetzt sofort.

Sein T-Shirt verliert er noch bevor wir mein Bett erreichen. Er schiebt seine großen, warmen Hände unter den Saum meines Kleides. Beinah verzweifelt drücke ich mich ihm entgegen. Ein Knurren entweicht seiner Kehle, genau wie beim ersten Mal. Im Gegenzug hinterlässt er an meinem Hals einen Knutschfleck was mich nur noch mehr antörnt.

"Jenna, wo bist- Oh mein Gott", Melli stürmt ins Zimmer, macht das Licht hab und schlägt sich erschrocken die Hand erst vor den Mund, dann vor die Augen.

"Hast du sie gefunden", ruft mein Bruder von der Treppe aus. Er scheint näher zu kommen, verdammt.

Ryan springt auf und zieht sich innerhalb von einer Sekunde an. Ich stehe auf, ziehe mein Kleid zurecht und die Schuhe wieder an. Als mein Bruder zur Tür rein kommt kann ich vor Aufregung und Alkohol nicht mehr richtig stehen, weshalb ich mich wieder auf mein Bett setzten muss. 

"Was ist hier los?", fragt er verwundert und schaut erst Ryan und dann mich prüfend an. Als seine Augen bei meinem Hals hängen bleiben schiebe ich mir schnell die Haare nach vorne. Mein vernebeltes Gehirn schafft es keinen zusammenhängenden Satz zu formulieren, weshalb ich nur vor mir hin stottere. Als ich merke, dass es das nur schlimmer macht, bleibe ich still.

Nathan guckt Ryan an, ich kann sein Gesichtsausdruck nicht deuten. 

"Sag mir nicht es war wegen ihr" - "Doch, es tut mir leid Bro" 

"Was war wegen mir?", mische ich mich ein, als keiner mehr was zu sagen scheint. Nathan atmet hörbar aus bevor er sich umdreht und die Haare rauft. 

"Er hat mich die ganze Woche hingehalten und wollte mir einfach nicht verraten wegen welchem Mädchen er so drauf ist. Ich bin so dumm, du kommst verheult nach Hause, er prügelt sich rum, natürlich habt ihr was"

"Nathan", setzt Ryan an, wird aber von ihm unterbrochen. "Das ich dich nicht gleich umbringe sollte genug sein, stell mein Verständnis für diese Situation nicht noch mehr auf die Probe"

"Und du wusstest das?", fragt Nathan jetzt an Melli gewannt, welche immer noch geschockt in der Tür steht. "Ich- ja, nein. Also ja ich wusste das sie was hatten, aber nicht das sie es immer noch machen"

Wieder atmet Nathan scharf aus, "er war es, der vor ein paar Wochen hier war, nichtwahr?"- ich nicke nur schuldbewusst. Wir haben uns doch gerade erst vertragen. 

"Ok, ich werde in -" er schaut auf sein Handy "in 12 Minuten 18 und ich möchte mir meinen Geburtstag ungern davon kaputt machen lass. Aber das heißt nicht, dass das vergessen ist. Wir unterhalten uns morgen noch darüber"

***

1133 Wörter

Nathan weiß es, hat ja aber sehr entspannt reagiert, woran das wohl liegt?

SAVE MEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt