Kapitel 21

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KAPITEL 21:NICK:Nick folgte dem Mädchen, blickte sich jedoch die ganze Zeit ängstlich um. Er wurde das Gefühl nicht los, dass er in einen Hinterhalt gelockt wurde. Aber was sollte er machen? Wenn er noch länger nur mit einem Müllsack bekleidet durch die Straßen rannte, standen seine Chancen die Nacht zu überstehen nicht wesentlich besser. Also ging er mit dem Mädchen. Zusammen waren sie schon ein recht seltsamer Anblick. Das Mädchen trug keine Schuhe, hatte eine zerrissene Jeans und war schmutziger als mancher Straßenköter. Dennoch strahlte sie eine Ruhe und Zufriedenheit aus, die man heut zu Tage bei den wenigsten Menschen sah. Sie hatte dieses Lächeln, dass man oft bei Kindern sah, die kurz davor waren ihre Geburtstagsgeschenke aus zu packen. Nick fragte sich, ob sie vielleicht etwas wusste, was ihm und den anderen Menschen entgangen war. Eine Weisheit, wie sie nur durch Kinder in Krisenzeiten entdeckt wird.Das Mädchen kannte die Gegend wirklich gut. Sie führte Nick durch dunkle Gassen und Schleichwege, von deren Existenz er vorher noch nichts gewusst hatte. Nun gut, Berlin war groß, aber Nick hatte einige Zeit auf der Straße verbracht und war weit rumgekommen. Doch das merkwürdigste war, dass jeder dem sie begegneten, Ihnen Platz machte und sich dann auch noch leicht verbeugten. Nick kam es vor, als folgte er einer Königin. Kurz darauf kamen sie zum Lausi. Der Lausitzer Platz war schon früher ein Umschlagplatz für Drogen gewesen, aber seit dem Tag der Verkündung war es hier ein wirklich dunkles Pflaster. Hier vertickten viele Nordafrikaner die neuesten Drogen aus fernen Ländern. Diese Drogen versprachen ein wesentlich größeres High, waren dagegen nicht mehr ganz so abhängig machend, dafür aber wesentlich tödlicher. Und dennoch verkauften sie sich besser als je zuvor. Und wem konnte man das übel nehmen. High sein und sterben war besser, wenn man seine ganze Hoffnung verloren hatte, als dem Tod stumm zu erwarten.Einige der Dealer grüßten das kleine Mädchen und schickten im gleichen Atemzug Nick einen misstrauischen Blick zu. Und Nick nahm es ihnen nicht einmal übel, so wie er stank. Das kleine Mädchen hatte sich nicht mehr nach ihm umgeblickt, Nick war ihr stumm gefolgt. Sie ging über den Platz und dann hinunter in die U-Bahn. Wenn es irgendwie ging, dann mied Nick die U-Bahn. Er hatte schon etliche grauenhafte Stories über die U-Bahn gehört. Er hoffte, das Mädchen wusste, was sie tat, sonst wäre das sein letzter Tag.Sobald sie das Gleis der U-Bahn erreicht hatten, wurde es dunkler. Die Deckenlampen funktionierten nicht mehr richtig. Aber es war trotzdem nicht dunkel. Irgendjemand hatte Fackeln an die Wände gehängt. Die ganze Atmosphäre erinnerte Nick an Skyrim, ein Rollenspiel, dass er früher immer auf der PS4 gespielt hatte. Und jetzt, wo er darüber nachdachte vermisste er zum ersten Mal in seinem Leben die ruhigen Abende in seinem Zimmer. Nächtelang hatte er ohne zu schlafen mit Online-Games verbracht. Dabei waren die meisten Spiele Adventure, welcher Art auch immer. Am unteren Rand der Treppe standen zwei wirklich kräftig aussehende Typen und versperrten ihnen den Weg. Als sie das Mädchen sahen gingen sie sofort zur Seite und ließen sie durch.Sie wollten sich grade Nick in den Weg stellen, da sagte das Mädchen: „Er gehört zu mir!". Mit einem Nicken gingen sie zur Seite und ließen Nick durch. Nick lächelte Ihnen zu, allerdings ignorierten sie ihn völlig. Inzwischen war Nick gespannt, wer dieses Mädchen war. Sie musste auf jeden Fall irgendeine Einflussreiche Person sein, auf jeden Fall brachte man ihr mehr Respekt entgegen, als es ein Mädchen ihres Alters für gewöhnlich bekam. Als sie das Gleis betraten, traute Nick seinen Augen nicht. Hier war eine komplett eigenständige Welt entstanden. Ein riesiger Untergrund-Marktplatz, der ihn an diese Unterirdische Welt bei Matrix erinnerte. Es gab zahlreiche Essensbuden, in denen die leckersten Sachen angeboten wurden. Gebratenes Hähnchen, Schnitzel, Crepes und irgendwelche Afrikanische speisen, die Nick nicht kannte. Aber die Gerüche all dieser Buden waren eine unglaubliche Geruchs-Symphonie. Nick lief augenblicklich das Wasser im Mund zusammen. Er hatte einen furchtbaren Hunger. Er konnte sich nicht einmal daran erinnern, wann er das letzte Mal etwas wirklich gutes gegessen hatte. Und in diesem Augenblick war das erste Mal seit einer Ewigkeit, dass er sein zuhause vermisste. Das Essen seiner Mutter, seine Geschwister. Das Mädchen war inzwischen stehen geblieben und schien Nicks Gedanken zu erraten.„Du duscht erst, ziehst Dich an, dann kannst Du was Essen!" Der Ton in dem sie das sagte war der Ton eines Menschen, der es gewohnt war, befehle zu geben. Und Nick gehorchte. Daraufhin wurde er in einen U-Bahnschacht geführt. Ganz zu seiner Überraschung hatte man – wer war eigentlich dieser „man"? Wer hatte das alles hier erschaffen?- in der U-Bahn unzählige kleine Wohnräume aufgebaut. Und das waren nicht irgendwelche Mehrbettbaracken, sondern feine kleine Einzelzimmer. Jetzt noch ein Fenster mit Blick auf den Alexanderplatz und jedes andere Hotel hätte dicht machen können. Nick konnte es kaum fassen.Das Mädchen hatte nichts mehr zu ihm gesagt, ihn einfach in das Zimmer geleitet. Dann war sie verschwunden. Irgendwie hatte man es geschafft eine Dusche in das Zimmer einzubauen. Dort duschte sich Nick. Es war die beste Dusche seines Lebens. Als er aus der Dusche kam lagen bereits neue Kleider auf dem Bett. Wo diese so schnell hergekommen waren, konnte sich Nick nicht erklären. Irgendjemand musste in der Zwischenzeit in dem Zimmer gewesen sein.Grade als Nick sich die Sachen angezogen hatten, öffnete sich die Tür und das junge Mädchen kam zusammen mit einer Frau herein. Sie musterten Nick lange und eindringlich.„Ich danke Dir vielmals für..:" Nick deutete um sich, „Das alles hier!". Das Mädchen lächelte. Die Frau nicht.„Ich bin Moira" sagte die Frau schließlich.„Ich bin..." wollte Nick grade antworten, wurde aber unterbrochen.„Nick. Ich weiß. Du bist 27 Jahre, drogenabhängig und der sogenannte Musiker der Apokalypse. Dabei ist Deine Musik eher der Grund einer eigenen Apokalypse, anstatt auch nur irgendwie schön. Vor einigen Jahren bist Du von zuhause weggelaufen und hast Dich seitdem mit Diebstählen über Wasser gehalten. Und trotzdem bist Du jetzt ein Teil etwas größerem. Dafür solltest Du dankbar sein." Sagte Moira.Nick starrte Moira sprachlos an. Woher wusste sie das alles. Und wer war diese Frau? Eine beschissene Hellseherin? Das Ganze war ihm nicht ganz geheuer.„Ich weiß nicht woher Du das alles über mich weißt... aber so gut sind Deine Informationen nun auch wieder nicht. Ich bin nämlich eigentlich gar kein so schlechter Musiker." Sagte Nick und grinste. Moira grinste wieder nicht. Sie war resistent gegen Nicks streetcharme. Sie schaute ihn einen Moment lang schweigen an, dann verlies sie das Zimmer. Das Mädchen blieb bei ihm.„Die hat nicht wirklich gute Laune oder?" sagte Nick.„Ich mag sie" war die knappe Antwort des Mädchens.„Kannst Du mir verraten, was sie mit „ein Teil von etwas größerem" meinte?" fragte Nick.„Naja, dass Du hier bist. In der Arche." Sagte das Mädchen.„Ihr nennt diesen Ort also die Arche. Nette Idee."„Naja, weil er die Arche ist... wir alle sind ausgewählt die Apokalypse zu überleben." Sagte das Mädchen und grinste.

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