Kapitel 15

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Nick:


Nackt in einer engen Tonne gefangen zu sein, die dazu noch mit altem Müll gefüllt war, war die ultimative Bestrafung. Nick kämpfte gegen das Gefühl, sich übergeben zu müssen. Und das musste er auch noch so leise machen, dass niemand ihn hören konnte, denn in der Gasse waren immer noch die wilden Väter. Er hörte ihre Rufe, hörte wie sie immer noch nach ihm suchte. Inzwischen war die anfängliche Wut einem Hass gewichen, der sich von Mordlust ernährte. Diese Männer wollten nicht mehr einem Mann, der sich ihren Kindern nackt gezeigt hatte, benehmen einbläuen. Diese Männer wollten seinen tot. Sie projizierten ihren ganzen Hass auf Nick. Ein Hass, der sich über Wochen und Monate angestaut hatte.Nick hörte, wie einer der Männer auf die Mülltonne zukam.„Vielleicht hat er sich in der Tonne versteckt." Schrie der Mann. Nick hielt die Luft an. Wenn man ihn in der Tonne entdeckte war es aus. Panisch blickte Nick sich um. Was sollte er bloß machen. Wenn er jetzt heraussprang saß er genauso in der Falle, wie in der Tonne. Er hätte keine Chance. Und dann entschied Nick sich, tiefer in den widerlichen Müll zu graben. Leise, ohne ein Geräusch zu machen, verbuddelte er zuerst seine Füße in dem Müll. So tief, bis man sie nicht mehr sehen konnte. Er versuchte nicht hinzuschauen, wollte einfach nicht wissen, was das glitschige Etwas war, das seine Beine umschloss. Er unterdrückte einen weiteren Brechreiz. Der Mann kam indessen immer näher.

„Ich glaube er ist da vorne!" schrie ein weiterer Mann. Sofort gab es einen hellen Aufruhr, die Männer setzten sich wie ein Schwarm Bienen in Bewegung. Nick konnte sie rennen hören. Auch ihre wütenden Stimmen schienen sich in eine andere Richtung zu bewegen. Sofort buddelte Nick sich weiter ein. Er wollte kein Risiko eingehen. Er war sich zumindest sicher, dass er einige Minuten gewonnen hatte.

„Wir haben ihn!" schrien einige Stimmen. Währenddessen bedeckte Nick seinen Körper mit altem schimmelndem Obst. Schließlich ragte nur noch sein Kopf aus dem Müll heraus. Der Vorteil war, dass Nick inzwischen nicht mehr schlecht war. Anscheinend kann der Körper sich an so einiges gewöhnen, wenn er einer Sache nur lang genug ausgesetzt ist. Der Geruch drang nicht einmal mehr in Nick ein.Dann hörte er wieder einige Schritte auf sich zukommen. „Das war der Falsche!" rief einer der Männer. „Die Mülltonne!" riefen Andere. Nick nahm seine Hand und bedeckte sein Gesicht mit weiterem Müll. Er versuchte dabei nicht einzuatmen, hielt seinen Mund geschlossen und presste seine Augen fest zusammen. Plötzlich bewegte sich etwas in dem Müll. Nick bekam einen Schock. Er wollte schreien, wollte rausstürzen aus der Tonne. Scheiß egal, was die mordlustige Horde da draußen mit ihm anstellen würde. Und wieder bewegte sich etwas. Nick zuckte zusammen und trat mit einem Fuß gegen die Tonne.„Er ist da drin" kam als direkte Antwort. Die Schritte beschleunigten sich, klangen jetzt wütender als je zuvor. Nick versuchte wieder still zu legen, dabei kletterte etwas über ihn drüber. Die Panik ergriff immer mehr Macht über ihn. Alles war besser, als in alten Müll mit irgendetwas eingebuddelt zu sein. Nick wollte grade aufgeben, da wurde der Deckel der Mülltonne aufgerissen.„

Das stinkt ja widerlich!" hörte einer der Männer sagen. Was immer mit ihm in dieser Tonne war, wurde durch die Männer aufgeschreckt und versuchte sich zu Nick durch zu graben.

„Das ist nur eine Ratte!" sagt ein Anderer. Und dann kam Stille. Eine unerträgliche Stille. Die Männer blickten wahrscheinlich in die Tonne hinein, dann begannen sie laut zu lachen. Sie hatten anscheinend einen unglaublichen Spaß, wie die Ratte krampfhaft versuchte sich zu verstecken.

„Schaut nur, wieviel Schiss dieses dumme Vieh hat!" schrie eine fast jugendlich wirkende Stimme. Und dann hatte die Ratte es geschafft. Sie war zu Nick durchgedrungen und versuchte sich jetzt durch Nick hindurch tiefer zu graben. Nick merkte wie die kleinen ängstlichen Krallen sich durch seinen Körper wühlen wollten. Im Fernsehen hatte er einmal gesehen, wie man einen Mann tötete, indem man ihm einen Eimer mit einer Ratte an den Bauch hielt und den Eimer dann erhitzte. Von Todespanik getrieben, grub sich die Ratte in das Innere des Menschen, der unter Höllenqualen starb. In seinem nächsten Leben sollte er definitiv weniger Horrorfilme gucken. Und sterben wollte Nick auf keinen Fall. Zumindest nicht jetzt und schon gar nicht in einer Mülltonne. Er gab auf und schnellte nach oben. Im gleichen Augenblick jedoch wurde der Deckel der Tonne wieder zugeschlagen und traf Nick voll am Kopf. Er verlor sofort sein Bewusstsein.


KATHARINA, STEFAN und HANNAH:

Als Katharina die Augen wieder öffnete, war sie in dem Comicladen. Sie versuchte sich zu orientieren, doch sie konnte nicht wirklich etwas erkennen. Alles war undeutlich.

„Mama." sagte Hannah, dabei klang ihre Stimme ganz sanft.„Mein Schatz!" antwortete Katharina. „Was ist passiert?"„Ich hab Ihnen einen Stein auf den Kopf geschmissen... ich dachte sie wollte in meinen Laden einbrechen." sagte eine Stimme, die Katharina nicht erkannte.„Jetzt entschuldige Dich gefälligst!" sagte eine andere Stimme.„Wer ist das?" wollte Katharina wissen.„Das sind Peter und Bob. Den beiden gehört der Laden. Sie haben uns reingeholt." sagte Hannah, als sie merkte dass ihre Mutter versuchte aufzustehen. Dann fügte sie noch hinzu:" Sie sind in Ordnung."„Sie müssen sich ausruhen" sagte Peter. „Bob der Idiot hat sie ganz schön erwischt."Sobald Katharina sich bewegte, wurde ihr schwindelig. „Wo ist Stefan?" wollte sie noch wissen.„Der schaut sich die Fußballkarten an." sagte Bob und nickte dabei stolz.

„Das ist ja so eine abgefahrene Story. So etwas geiles habe ich ja noch nie gehört. Sie riskieren ihr Leben, nur um einen einzigen Sticker zu finden, weil dass der letzte Wunsch ihrer Tochter war. Das ist so geil... obwohl Ronaldo ja mal wirklich nen totaler Spacken ist. Wie der sich bei einem Freistoß hinstellt..." fügte Peter noch hinzu.


„Darum geht es doch gar nicht... Wir haben echt unendlich viele dieser Sticker... die meisten sind sogar noch eingepackt. Vielleicht ist ja Euer Ronaldo dabei."

„Die sind aber aus dem falschen Jahrgang!"„Du hast auch überhaupt keine Ahnung, du dummer Vollspacken. Natürlich sind das die Richtigen. Ich weiß doch wohl, was in meinem Laden ist." sagte Bob.„Ach ja und was war mit dem Batman variant cover. Da hast Du den Kunden auch erzählt, dass wir das hätten, dabei war das ein Arkham cover."„Das war etwas ganz anderes. Die Leute hatten mich nach einem variant aus dem Batman-Universum gefragt und nicht nach einem bestimmten Batman cover."„Doch und zwar das von Alan Moore. Erstausgabe. Aber davon hast Du sowieso keine Ahnung." Sagte Peter.„Jetzt kommt es wieder. Es geht wieder los..." Bob drehte sich zu Hannah." Warte nur ab, jetzt hält er mir wieder einen Vortrag darüber, warum DC die besseren Storylines hat als Marvel, dabei weiß doch jeder, dass DC nur ein einfacher Abklatsch von Stan Lees Genialität sind und Batman eine dämliche Schwuchtel!"„Sag das noch Mal!"„Batman ist eine Schwuchtel in einem Fledermauskostüm, der Alfred braucht, damit ihm überhaupt Mal jemand den Schwanz wäscht, weil er Angst hat sich selber mit seinen Mädchenhänden anzufassen."Das war wohl zu viel für Peter. Sofort stürzte er sich auf Bob und die beiden begannen sich über den Boden zu wälzen. „Du bist hier die Schwuchtel mit den Mädchenhänden"Katharina, deren Sicht inzwischen wieder hergestellt war, sah ihre Tochter mit großen Augen an. Doch Hannah lächelte. "Na die haben Sorgen, die Welt geht unter und die beiden streiten um... um was überhaupt?"„Mach Dir keine Sorgen. Die beiden sind vielleicht ein bisschen schräg, aber..." sie zuckte mit den Schultern. „Und Du solltest jetzt ein bisschen schlafen!"„Hat Stefan die Karte gefunden?" wollte Katharina wissen.„Ich werde ihn fragen." Hannah stand auf und flüsterte Peter und Bob etwas zu. Die schienen zu verstehen und hörten sofort auf zu kämpfen. Jedoch lies es Peter sich nicht nehmen, Bob noch einen Schlag auf den Hinterkopf zu verpassen. Der wollte sich direkt wieder auf Peter stürzen, aber Hannah hielt die beiden zurück. Sie verließen zusammen das Zimmer.

Jetzt hatte Katharina zum ersten Mal die Chance sich wirklich um zu schauen. Das Zimmer war mit unzähligen Plastikflaschen und Konservendosen vollgestellt. Alle noch voll. Peter und Bob hatten offensichtlich nicht mehr vor, hier zu verschwinden. Katharina wollte aufstehen, aber es gelang ihr nicht. Erschöpft sank sie zurück und schlief schließlich ein.

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