Kapitel 22

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Katharina:

Katharina saß mit Stefan an einem Tisch und trank Kaffee. Hannah sprach mit ihrem alten Bekannten Maurice. Der war ein äußerst zuvorkommender und netter junger Mann. Er hatte sie alle sofort in den Laden gebeten und ihnen etwas zu Essen und zu trinken angeboten. Und sofort war sie davon überzeugt, dass dieser Maurice irgendwelche Hintergedanken hatte. Dass er sie in eine Falle locken wollte, sie vielleicht sogar töten. Katharina erschrak über ihre eigenen Gedanken in dem Moment. Inzwischen hatte das Misstrauen in jeden den sie trafen die Überhand gewonnen. Dabei war dieser Maurice wirklich ein netter Kerl, so einen hatte sich Katharina immer als Schwiegersohn gewünscht.
Hannah und Maurice hatten sich ein wenig abseits gesetzt. Katharina beobachtete ihre Tochter. Sie hatte sie schon lange nicht mehr so glücklich zu sehen. Es war schon ungerecht, dass Hannah niemals die Chance bekommen sollte eigene Kinder groß zu ziehen. Sie wusste zwar nicht, ob Hannah Kinder wollte, aber darauf kam es ja nicht an. Ihr wurde die Chance genommen selbst zu entscheiden. Das fand Katharina trauriger, als wäre sie selbst in dieser Situation. Sie hatte sich für ihre Kinder immer gewünscht, dass sie alles bekommen sollten, was sie sich wünschten. Das war sicher der Wunsch eines jeden Elternteils und erst jetzt wurde ihr bewusst, wie privilegiert sie gewesen war. Überhaupt, wie überaus glücklich die Menschen der westlichen Welt waren, die niemals Hunger, Armut oder Krieg erleben musste. Für Katharina war es einer der schrecklichsten Gedanken, ein Kind in einem Kriegsgebiet aufzuziehen.
Um die Gedanken wieder abzuschütteln widmete sie sich Stefan. Der trank völlig in Gedanken versunken seinem Kaffee. Er schlurfte genüsslich seinen Kaffee. Und wie sie ihn so da sitzen sah, war das Kind in ihm deutlich zu sehen. Hannah lies einen überraschten Schrei los. Katharina schaute zu ihr, versuchte zu hören, worüber die beiden sprachen, konnte aber nichts verstehen, da die ihre Köpfe wieder zusammen steckten. Katharina drehte sich wieder zu Stefan.
"Wie lange warst Du eigentlich mit Maya zusammen?" fragte Katharina.
"Nicht sehr lange. Grade Mal einen Tag." antwortete Stefan.
"Wow... ich dachte ihr wart schon länger zusammen gewesen. Ihr ward ein hübsches Paar."
"Das muss Ihnen nicht leid tun, sie haben immerhin ihre Tochter verloren."
"Ja, das stimmt wohl."
"Darf ich sie etwas fragen?"
"Natürlich."
"Darf ich bei Ihnen bleiben, bis... ich meine, auch wenn wir den Sticker gefunden haben?"
"Natürlich. Sehr gerne sogar!"
Stefan lächelte, dann fuhr er fort "Ich habe gesehen, was sie mit dem Mann in dem Haus gemacht haben. Wie geht es Ihnen damit?" wollte er wissen. Katharina antwortete nicht sofort. Sie erinnerte sich an diesen schrecklichen Augenblick und wollte die Bilder immer noch so schnell wie möglich aus ihrem Geist verbannen. Eine Träne rann ihr die Wange herunter.
"Ich weiß nicht, ob es sie beruhigt, aber ich bin Ihnen dankbar. Und ich hätte das gleiche gemacht." sagte Stefan.
"Danke." antwortete Katharina. Dann tranken sie beide für einen Augenblick schweigend ihren Kaffee. Er schmeckte wirklich gut. Als Katharina wieder aufblickte kam grade Hannah und Maurice zu Ihnen herüber.
"Mama, Maurice muss Dir etwas erzählen." sagte Hannah. Katharina und Stefan sahen die beiden erwartungsvoll an.
"Also. Diese ganze Sache mit der Apokalypse, dass ist nicht wahr. Es ist eine Ausrede, die sich die Regierungen haben einfallen lassen, da sie sowohl die wirtschaftliche, als auch die politische Situation nicht mehr unter Kontrolle haben. Sie hoffen auf eine Art natürliche Säuberung." erklärte Maurice.
"Ist das nicht großartig?" sagte Hannah.
"Also warten die Regierungen dieser Welt nur darauf, dass sich in den nächsten Wochen die Menschen selbst soweit dezimieren, dass man einen Neuanfang beginnen kann?" sagte Katharina. Ihr war es nicht möglich, die Ironie in ihrer Stimme zu verbergen. Das entging sowohl Hannah als auch Maurice nicht.
"Mama, vielleicht solltest Du nicht gleich urteilen und erst einmal Maurice zuhören..." fuhr Hannah ihre Mutter an.
"Schon gut Hannah. Ich habe genauso reagiert, als ich das erste Mal davon gehört habe. Sie muss es mit eigenen Augen sehen." sagte Maurice
"Was sehen?" wollte Stefan wissen.
"Ja, was soll ich mit eigenen Augen sehen?" wollte auch Katharina erfahren.
"Würdet ihr mir folgen?" fragte Maurice.
"Folgen? Wohin? Woher weiß ich, dass wir nicht von Dir in eine Falle gelockt werden?" sagte Katharina. Hannah wollte etwas sagen, aber Maurice berührte leicht ihren Arm und brachte sie somit zum Schweigen.
"Das können sie nicht wissen, da müssten sie mir einfach vertrauen."
"Wir kennen uns ja nicht einmal..." sagte Katharina trocken. Hannah drehte sich zu Maurice.
"Kann ich einen Moment mit meiner Mutter alleine sprechen?" befahl Hannah mehr, als dass sie es fragte.
"Natürlich! Ich mache noch einen Kaffee für alle." und dann zu Stefan gewandt: " Magst Du mich begleiten?"
Stefan schaute zu Katharina, wollte von ihr eine Erlaubnis, die sie ihm auch prompt durch ein Nicken gab. Zusammen gingen die beiden jungen Männer zur Theke. Sobald sie aus der Hörweite waren, beugte sich Hannah zu ihrer Mutter.
"Sag Mal, was soll das?" fauchte sie Katharina an.
"Was soll was? Das ich Deinem Freund da Misstraue?"
"Du hast ihm nicht einmal eine Chance gegeben."
"Hannah, ich war noch nie ein großer Anhänger dieser wunderlichen Verschwörungstheorien. Auf diese Erde fliegt ein Asteroid zu. Und der wird die Menschheit auslöschen. Punkt. Basta. Aus."
"Woher weißt Du das? Aus dem Fernsehen? Dem Internet? Komm schon, Du weißt genauso wie ich, dass die meisten Medien eh das Abdrucken, was die Politik von ihr verlangt." sagte Hannah.
"Jetzt hör mir Mal zu Fräulein, wenn Dein Freund da Recht hat, weißt Du eigentlich was das bedeutet?" fauchte Katharina.
"Hoffnung, das wir alle überleben werden!"
"Nein, sondern, dass Maya ganz umsonst gestorben ist! Und das du all diese Menschen umsonst in den Tod begleitet hast." schrie Katharina. Dann  saßen sie schweigend nebeneinander. Schließlich erhob sich Hannah.
"Ich werde jetzt mit Maurice gehen, egal ob Du mitkommst oder nicht."

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