Zhelaniye,...

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„Keine Sorge, Buck. Wir werden sie schon rechtzeitig finden", sagte Steve und legte sein Buch zur Seite. James kam nervös aus dem Badezimmer: „Und was, wenn sie bereits tot ist? Was, wenn wir zu spät kommen?"
Ein Hämmern an der Tür ließ die zwei Männer kurzzeitig zusammenzucken. Jemand hämmerte ein weiteres Mal. Bucky ging vorsichtig zur Tür und öffnete sie: „Ruth?"
Ich sprang James entgegen und klammerte mich mit den Beinen an seinen Oberkörper. „Ich bin so froh, dass du nicht tot bist", flüsterte ich in sein Ohr und legte meinen Kopf in Buckys Nacken. „Ruth, was ist passiert?", fragte Steve besorgt. „Mein Leben ist eine einzige Lüge", antwortete ich und begann immer heftiger zu weinen. Die Arme von James hielten meinen Körper nun etwas fester. „Was hat er noch gesagt?", fuhr Steve fort.
„Was habt ihr gehört?", erwiderte ich.
„Das Letzte, das wir gehört haben, war als er dir sagte, dass er dich liebt", berichtete James.
„Er sagte, dass James und ich uns bald gegenseitig umbringen werden. Er sagte, dass ich dich umbringen werde", weinte ich und klammerte mich immer fester an Buckys Körper. „Wie meinte er das?", fragte er verwirrt  als er sich mit mir auf das Sofa setzte und mir durch das Haar strich.
„Hydra hat mit mir das Gleiche angestellt, wie mit dir", flüsterte ich. „Hat er dir was angetan?", fragte James und schluckte einen Kloß hinunter. Ich klammerte mich noch etwas fester an ihn: „E-er hat mich ... i-ich..." Steve war sichtlich geschockt. Mit Männern ohne Manieren hatte ich schon oft zu tun, aber mit solchen noch nie. Mit der Zeit wurde ich ruhiger und löste mich von Bucky. Bei all der Aufregung habe ich garnicht gemerkt, dass er kein Shirt anhatte. Ich rutschte von seinem Schoß auf das Sofa. Das Make-Up, dass ich gestern im Gesicht hatte, war nun verschmiert. Steve stand auf, ging in sein Schlafzimmer und holte die Sachen, die er noch von meinem ersten Tag hatte. „Stell dich unter die Dusche. Danach wird es dir besser gehen", sagte er lächelnd und drückte mir die Sachen in die Hand. Ich nahm sie und machte mich auf den Weg ins Badezimmer.

„Ruth? Kann ich rein kommen?", fragte James und klopfte leise an die Tür. Schnell zog ich mir ein Handtuch um: „Okay." Langsam zog er die Tür auf und kam herein. Ich saß auf der Kante der Badewanne und hielt das Handtuch fest. James kam auf mich zu und setzte sich zu mir auf die Badewanne: „Ich denke, dass du mir nicht alles erzählt hast." Ein kleiner Lacher entfloh aus meiner Kehle. Zögerlich stellte ich mich mit dem Rücken zu Bucky, legte meine Haare über die linke Schulter und ließ das Handtuch bis zu meinem Steißbein fallen.
„Vor drei Jahren verwandelte ich mich zum ersten Mal seit langem wieder in das, was ich wirklich bin. Ich hatte Flügel. Sie waren wunderschön", sagte ich unter Tränen und spürte wie James seine Hand auf meinen Rücken legte, „Sie haben sie mir weggenommen. Ich habe wochenlang geweint, aber eines Tages dann nicht mehr. Seitdem habe ich diese Narben am Rücken. Bis jetzt hat sie noch nie jemand gesehen. Und niemand wusste es."
James' Hand wanderte über meine Narben zu meiner Taille. „Warte", versuchte ich ihn aufzuhalten, was ich aber eigentlich garnicht wollte, „Was soll das?" Er legte seinen Kopf in meinen Nacken und zog mich näher an ihn ran.
„Bucky", unterbrach uns Steve, als er an dir Tür klopfte, „Du musst mir bei etwas behilflich sein." Schnell zog ich das Handtuch wieder hoch und drehte mich um. „Es tut mir Leid", flüsterte James und ging aus dem Badezimmer. Ich bemühte mich, nicht rot zu werden.
Nach einigen Sekunden zog ich mir schnell meine alten Sachen an. Schwarze Hose, braune Schürstiefel, schwarzes Top und eine blaue Weste.

Als ich das Badezimmer verließ, warteten Steve und James bereits auf mich. „Was ist los?", fragte ich verwundert.
„Wir müssen gehen. Sofort", antwortete Steve streng und ging aus der Tür. Bucky folgte ihm und ich ebenso. „Zhelaniye", sagte jemand in die Sprechanlage. James und ich starrten uns an. „Lauft!", schrie ich und rannte in die andere Richtung.
„Rzhavyy.
Semnadtsat'.
Rassvet.
Pech'."
„Hör auf!", schrie ich und hielt meinen Kopf vor Schmerz.
"Devyat'.
Dobroserdechnyy.
Vozvrashcheniye na rodinu.
Odin.
Gruzovoy vagon.
Winter Soldiers. Ihr erhaltet einen Tötungsbefehl gegenüber den jeweiligen anderen Winter Soldier."

James und ich standen uns stumm gegenüber.
„Bucky, Ruth, bitte tut das nicht", flehte Steve.
„Cap! Mach, dass du von da weg kommst!", schrie Sam, der gerade eben erst um die Ecke gekommen ist. Steve aber ging nur einige Schritte zurück. James griff an. Ich wich seinem Schlag aus und trat ihn in den Rücken. Er drehte sich um und boxte mir drei Mal ins Gesicht und danach auf die Brust. Im Flug drehte ich mich, damit ich schnell wieder aufstehen konnte und zückte mein Messer. Ich versuchte ihn zu erstechen, aber er blockte jedes Mal. Mit voller Wucht warf mich James gegen die Wand und wollte mich mit seinem Metallarm schlagen, doch ich wich dem Schlag noch rechtzeitig aus und schlängelte meine Beine um seinen Nacken, damit ich mich auf seine Schultern schwingen konnte. Ich zog seinen Kopf zurück, woraufhin er rückwärts zu Boden viel. Mein Messer lag genau neben mir und ich schnappte es mir, bevor ich es erneut verlor. Bucky griff mit seiner Hand um mein Genick und hob mich hoch. Ich trat mit meiner Stiefelspitze gegen seine Kronjuwelen, woraufhin er mich fallen ließ. Schnell griff ich wieder nach meinem Messer und hielt es James an die Kehle.
„Ruth, bitte tu das nicht", hörte ich Steve hinter mir flehen, „Sei nicht das Monster, zu dem sie dich gemacht haben. Du bist das nicht."
„Ich bin ein Monster", sagte ich wütend, „Und ich war es auch schon immer. Warum sollte ich mich dafür entschuldigen, dass ich eine Mörderin bin, wenn mir alle anderen keine Wahl gelassen haben?"
„Weil du ihn liebst", antwortete Steve. Mir kamen die Tränen. Ich hielt James immer noch fest. „Das tue ich", flüsterte ich und ließ das Messer fallen. Bucky stand auf, drehte sich um, griff mit seinem Arm an mein Genick und drückte mich zur Wand. „James", sagte ich und bekam kaum noch Luft, „Bucky, ich bins. Bitte tu das nicht. Bitte." Er drückte seine Hand noch etwas enger zusammen und ich war kurz vor dem Zusammenbruch. „Du hast mir keine andere Wahl gelassen", flüsterte ich und legte meine Hände um sein Gesicht.
„Was tust du da?", fragte er mich verwirrt.
„Ich helfe dir dich zu erinnern", antwortete ich und zog sein Gesicht zu meinem um ihn einen Kuss auf die Lippen zu geben. Als ich ihn losließ, sah er mir in die Augen und drückte seine Hand noch enger zusammen.
„Ich liebe dich", flüsterte ich und eine Träne rollte über meine Wange. James ließ mich los und ich viel beinahe ohnmächtig zu Boden. Ich drehte mich in die Rückenlage und schnappte wie eine Verrückte nach Luft. „Ruth?", fragte Bucky und sah zu mir hinab, „Verdammt, Ruth! Was habe ich getan?" Schnell ließ er sich neben mir auf die Knie fallen und versuchte mir zu helfen Luft zu bekommen. „Ist schon gut, Bucky", lächelte ich, „Schließlich habe ich auch versucht dich umzubringen." James reichte mir seine Hand. Ohne zu zögern griff ich nach ihr und er zog mich hoch. Ich dachte, dass er mir nur aufhelfen würde, aber er hob mich hoch und küsste mich. Es war ein leidenschaftlicherer Kuss als wie der, den ich ihn gab. „Nehmt euch ein Zimmer!", hörte ich Sam lachend sagen. Langsam stellte James mich wieder auf den Boden. „Ich hab denjenigen, der das getan hat, zur Rede gestellt, aber bevor ich ihn etwas fragen konnte, hat er sich erschossen", fügte Wilson noch hinzu. Steve kam auf uns zu und fragte: „Geht es euch beiden gut? Weil so wie ihr gekämpft habt, sah das nicht so aus, als ob ihr euch so nahe stehen würdet." James nahm meine Hand und ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. „Das waren nicht wir. Das waren zwei andere", sagte er und hielt dabei immer noch meine Hand.
„Okay. Wir müssen trotzdem verschwinden. Sam ist schon weg und bereitet den Wagen vor. Natasha ist seit längerem nicht mehr hier. Wir wissen nicht, ob wir sie noch sehen", berichtete uns Steve und machte sich auf den Weg zur Tiefgarage des Hochhauses. James und ich folgten ihm. Immer noch Hand in Hand.
Wir mussten so schnell wie möglich aus der Stadt. Warum genau, wusste ich nicht. Aber ich wusste, dass James das Gleiche empfindete wie ich. Und das machte mich zum glücklichsten Menschen der Welt.

Dark Ophelia (Bucky Barnes Fan-Faction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt