Suchende

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Mit zitternden Händen saß ich neben ihm. Blutverschmiert. Von oben bis unten. Das weiße Hemd, das über meine Schultern hang, war ebenfalls voller Blut. Tränen tropften von meinen Wangen auf meine Hände. Was hatte ich getan...

„Eure Hoheit!", schrie einer von T'Challas Männern und kam auf ihn zugerannt. „Ist er schon zurück?", fragte T'Challa besorgt und wandte sich von Steve ab. Der Mann im Anzug schüttelte den Kopf und blickte zu Boden. „Was ist passiert?", fragte Steve als er die besorgten Blicke wahrnahm. Langsam drehte sich T'Challa zu ihm um: „Einer meiner Männer, den ich mit Miss Mainson nach New York geschickt habe, ist noch immer nicht zurückgekehrt. Ich habe die Befürchtung, dass ihm etwas zugestoßen ist." Ohne zu zögern lief Steve Richtung Ausgang. „Wo wollen Sie hin, Captain?!", schrie T'Challa ihm hinterher. Langsam blieb er stehen: „Nach New York, eure Hoheit."

„Bist du sicher, dass du dir sicher bist?", fragte Sam und zog sich seine Jacke an. „Ich bin mir sicher. Wenn Ruth etwas zugestoßen ist, dann müssen wir ihr helfen. Und außerdem ist ein Wächter von T'Challa mit ihr geflogen und er hätte seit Tagen hier sein sollen. Ist er aber nicht.", antwortete Steve und zog sich ebenfalls seine Jacke an. „Du denkst also, dass etwas passiert ist. Dass Ruth etwas zugestoßen ist," versicherte sich James als er in den Quinjet trat. „Naja, vielleicht ist der Wächter von T'Challa ja in Ruth gestoßen", lachte Sam doch verstummte als Steve ihm mit dem Ellenbogen in den Bauch schlug. „Ich komme mit euch", ergänzte James. „Ich werde auch mit euch gehen", sagte Thor und trat in den Quinjet. Alle blickten verwundert zu Thor. „Sie ist meine Halbschwester. Denke ich", erwähnte er und schloss die Luke.

„Hier müsste sie sein", sagte Sam und blickte auf einen kleinen Monitor auf seinem Handgelenk. „Warum bist du dir da so sicher?", fragte Thor. „In Wakanda wurde ihr ein GPS Sender unter die Haut geschossen", antwortete Sam. Verwundert sahen ihn alle an. „Wieso?", fragte Bucky. „Warum nicht?", erwiderte Sam. „Leute, es ist offen", berichtete Steve den anderen schockiert. „Riecht ihr das?", fragte nun Thor. Nach einigen panischen Blicken liefen sie in das Haus. Nach einigen Metern blieben sie geschockt stehen. „Oh mein Gott", flüsterte Sam. Schritt für Schritt näherten sie sich dem Bett. „Ist er das?", fragte Sam nun. „Ja, das ist er", antwortete Steve schockiert und blickte auf die Leiche. Thor schlängelte sich zwischen Bucky und Steve vorbei und kniete sich neben den Körper. „Sie war es", stellte er fest. „Ruth?", flüsterte Sam. „Nein. Ophelia. Sie war auch diejenige, die mit ihm geschlafen hat", sagte Thor und trat wieder zurück. „Bist du dir sicher?", fragte Steve und blickte noch immer auf die Leiche. „Ja, natürlich! Ruth würde sich doch nie mit so einem abgeben!", lachte Thor und zeigte auf den Körper. „Ich meinte ob Ophelia ihn umgebracht hat", ergänzte Steve und blickte ihn streng an. „Achso", sagte Thor erstaunt, „Ja, ich bin mir sicher."
„Cap!", schrie Sam plötzlich nachdem er den Raum gründlicher untersucht hat.
„Was ist los, Sam?"
„Sie hat sich den Sender rausgerissen."
„Also wissen wir nur, dass sie hier war. Eine Idee wo sie jetzt sein könnte?"
„In den Wäldern", meldete sich Thor zu Wort, „Ophelia hat sich damals immer in den Wäldern versteckt. Vielleicht finden wir sie dort."

Ich lief immer weiter. Immer weiter in den Wald hinein. Das Atmen wurde immer schwerer doch ich musste weiterlaufen. Äste schlugen mir ins Gesicht, Dornen schnitten mir die Beine auf, Stacheln bohrten sich in meine Fußsohlen. Doch all das konnte mich nicht aufhalten. Ich rannte weiter. Immer mehr Blut floss meinen Nacken entlang, doch ich rannte einfach. Bis sich mein Fuß in einer Wurzel verhing, ich zu Boden fiel und mein Kopf auf einen Stein schlug. Um mich herum wurde alles still. Das letzte, das ich hörte, war der plätschernde Klang des Regens und den Groll des Donners.

„Sam und ich gehen nach Nordosten, Bucky und Thor, ihr geht nach Südosten. Wenn ihr sie findet, seht zuerst nach ob Ruth noch lebt. Danach kontaktiert ihr die anderen und kehrt zum Quinjet zurück", erklärte Steve den anderen. „In diesem Gewitter werden wir aber nicht weit kommen", wandte Sam ein und blickte in den Himmel. „Auch wenn wir sie die ganze Nacht lang suchen müssen, wir werden erst dann aufhören, wenn wir sie gefunden haben", ergänzte Bucky und sah Sam ernst an.
„Na dann mal los", erwiderte Sam mit einem Grinsen.

Langsam wurde ich wieder wach. Mit einer Hand fasste ich mir an den Kopf und versuchte mich aufzusetzen. Schmerzerfüllt zog ich mich zu einem Baum um mich an diesem anzulehnen. „Vater", begann ich weinend, „Vater, bitte hilf mir. Ich kann nicht länger auf dieser Welt bleiben. Sie verachten mich. Sie verachten Ophelia. Aber das schlimmste von allen ist, dass ich mich verliebt habe. Du schicktest mich schon mal hier her! Du hast mir meine Söhne und meine Tochter genommen! Du hast gewusst, dass es soweit kommen würde! Warum hast du nichts dagegen getan?! VATER!"

„Habt ihr sie schon gefunden?", fragte James in sein kleines Mikro an seinem rechten Ohr. „Nein, tut mir Leid, Buck. Sie ist wohl nicht hier", antwortete Steve.
„Wir müssen weitersuchen. Sie muss hier irgendwo sein!"
„Bucky, wir haben den ganzen Wald durchsucht. Sam hat drei seiner Drohnen alles absuchen lassen. Sie ist nicht hier."
„Wartet", unterbrach sie Thor, „Ich weiß wo sie ist." Mit schnellen Schritten glitt Thor über den  nassen Waldboden. James lief ihm bis zu einem Fluss hinterher. „Ist sie sicher hier?", fragte Bucky und runzelte die Stirn. Thor nickte und trat Schritt für Schritt weiter in den Fluss hinein. „Ophelia liebt Wasserfälle. Sie hat sich immer unter oder hinter ihnen versteckt", berichtete er James und ging immer weiter hinein. Mit beiden Händen unter Wasser suchte er nach etwas bekanntem. Plötzlich hielt er inne. „Was ist los?", fragte James verwirrt. „Ich hab sie", antwortete Thor erleichtert und zog mich an die Oberfläche. „Sie atmet nicht!", schrie er nun panisch. Ohne zu zögern legte er eine Hand unter meine Kniekehlen und die andere unter meinen Rücken und hob mich aus dem Wasser. Regungslos lag ich auf Thors Armen. Meine Fingerspitzen des rechten Armen, meine Zehen und die Spitzen meines blonden Haars zogen Wellen durch das Wasser. Etliche Regentropfen landeten auf meinem blassen Gesicht und bannten sich den Weg zurück in den Fluss. Meine sonst so rosigen Lippen waren violett.
Vorsichtig legte mich Thor auf den Waldboden und kniete sich neben mich. „Wissen die anderen schon bescheid?", fragte Thor, wandte seinen Blick von mir ab und sah zu Bucky. Mit einem leichten Nicken antwortete er. „Willst du nicht versuchen sie wiederzubeleben?", ergänzte er schließlich wütend. „Das würde nichts bringen. Wir wissen nicht einmal wie lang sie unter Wasser war. Es könnten Stunden gewesen sein", verteidigte sich Thor und sah in mein Gesicht, „Ich kann ihr nicht mehr helfen. Und du genauso wenig." Wütend ließ sich James neben mich fallen und legte seine Hände auf meinem Brustkorb. „Komm schon", flüsterte er zu sich selbst und stützte sich immer wieder auf meinen Oberkörper. „Bucky!", schrie Steve als er auf ihn zurannte, „Bucky, sie ist tot." James schüttelte immer wieder den Kopf. Langsam ging Steve auf ihn zu und legte seine Hand auf James' Schulter: „Tut mir Leid, Kumpel..."

Dark Ophelia (Bucky Barnes Fan-Faction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt