Longing

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Als ich aufwachte lag ich in einem Bett am Strand. Unter mir war etwas flauschiges. Fell schätzte ich. Und ober mir war eine dünne Fließdecke. Das Shirt, das ich anhatte, war nicht meines. Der Geruch kam mir bekannt vor. Es war James' Shirt. Er stand etwa 50 Meter von mir entfernt am Wasser.

„Danke", flüsterte ich und stellte mich neben ihn, „Wo sind die anderen?"
„Ich sagte zu ihnen, dass du etwas Ruhe brauchen würdest", sagte er lächelnd, „Alles okay?" Ich nickte und nahm seine rechte Hand.
„Was tust du da?", fragte er verwirrt und sah mir in die Augen, „Ich kann nicht. Was wenn ich dich verletze?"
„Du wirst mich nicht verletzen. Ich vertraue dir", sprach ich in sein Ohr, „Und wenn doch, wäre das nicht schlimm. Ich hab schließlich versucht dich umzubringen." Er lachte und nickte. Mit seiner linken Hand zog er mich näher an ihn ran: „Ich liebe dich, Ruth."
„Ich liebe dich auch, James", erwiderte ich und gab ihm einen Kuss. Mit einem Ruck hob er mich hoch und ging dort hin, wo ich aufgewacht war.

„Meinst du, dass wir ihn wirklich finden können?", fragte Sam hartnäckig und zog eine Augenbraue nach oben. Steve seufzte und griff mit seiner Hand durch sein blondes Haare: „Ich bin mir sicher, ja."
„Steve, sie hat versucht uns umzubringen. Schon wieder! Bist du dir wirklich zu 100% sicher? Wer weiß, vielleicht wird sie es erneut versuchen und vielleicht haben wir dann nicht so viel Glück und sie schafft es! Oder noch schlimmer, sie dreht völlig durch und bringt jeden um, der ihr über den Weg läuft!"
„Sam!", unterbrach ihn Steve, „Sie braucht unsere Hilfe und außerdem braucht sie uns. Uns alle. Ich werde sie nicht einfach so aufgeben. Sie wird lernen Ophelia zu kontrollieren."
Sam starrte ihn zuerst nur an und nickte langsam: „Es tut mir Leid. Ich wollte sie nicht angreifen. Ich wollte nur..."
„Ist schon gut, Sam. Ich hatte am Anfang das gleiche Gefühl wie du", sagte Steve lächelnd und legte seine Hand auf Sams Schulter, „Hast du schon etwas gefunden?"
„Nein, noch nicht, aber ich bin kurz davor", antwortete Sam und lächelte schief.
„Gut. Dann suche mal weiter", erwiderte Steve und setzte sich neben Sam zum Tisch.

„James", versuchte ich ihn zu wecken, „James, wach auf." Doch er rührte sich nicht. Ich schwang mich auf seinen Schoß und fing an seinen Nacken zu küssen: „James, wach auf." Plötzlich griff er nach meinen Oberarmen und hielt sie fest. Sehr fest. „James?", fragte ich erschrocken. Für kurze Zeit sah ich den Winter Soldier, aber er verschwand wieder. „James?", fragte ich erneut, „James, lass meine Arme los. Bitte." Er zögerte kurz, doch er ließ los. An meinem rechten Oberarm waren Blutergüsse, weil er zu fest zudrückte. „Ich hatte einen Albtraum", begann er zu erzählen, „Ich habe dich umgebracht. Ruth..."
Schnell zog ich mich zur Bettkante und zog mir meine Sachen an: „Es ist nicht deine Schuld, James. Ich habe dich dazu gedränkt." Mir stiegen die Tränen in die Augen, aber ich konnte nicht zulassen, dass sie jetzt mein Gesicht runter rollte. Ich musste weg. Nicht, weil ich Angst vor James hatte, sondern, weil ich Angst vor mir selbst hatte. „Was hast du vor?", fragte er mich besorgt und kam zu mir zur Bettkante. Seine rechte Hand legte er um meine Hüfte und zog mich näher zu sich.
„Ich kann dich das nicht länger mitmachen lassen. Ich werde fortgehen und nie wieder zurückkommen", antwortete ich mit trauriger Stimme, „Ich würde das nicht tun, wenn ich eine andere Wahl hätte."
„Nein, Ruth. Bitte. Das kannst du uns nicht antun. Das kannst du mir nicht antun", erwiderte er sichtlich betroffen und versuchte mich umzustimmen.
„Es tut mir Leid, James", sagte ich erneut und gab ihm eine Betäubungsspritz in den Hals, „Ich liebe dich. Vergiss das bitte nicht." Langsam sank er zu Boden und ich hielt ihn solange fest, bis er völlig weggetreten war. Nun kamen die Tränen von vorhin. Ich gab ihm einen Kuss auf die Stirn und legte ein Blatt Papier auf seinen Schoß. Es war ein Abschiedsbrief für den Fall, dass wir uns wirklich nie mehr wiedersahen. Vorsicht stand ich auf und ging meines Weges. Ich vermisste ihn jetzt schon, aber es war das Beste. Für alle. Hoffentlich verstand er das. Es war nicht meine Absicht ihn zu verletzen, aber ich hatte keine andere Wahl. Es tat mir Leid. So unendlich Leid.

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Sechs Monate später
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Überall in New York lag Schnee. Es war kurz vor Weihnachten und es wimmelte nur so von Menschen in den Straßen.
„Keine Sorge, Buck. Wir finden sie", versuchte Steve James zu trösten. Er nickte aber nur und nahm den Abschiedsbrief in die Hand.

"Lieber James,
es tut mir so Leid, dass ich gehen musste. Aber es war zu gefährlich für dich. Ich wusste nicht, ob ich es schaffen würde sie zu kontrollieren. Ophelia ist ein Monster. Aber sie ist auch ein Teil von mir. Wie auch immer. Meine Entscheidung war nicht einfach, aber ich musste es tun. Wer weiß, was sie als nächstes angestellt hätte. Ich konnte nicht zulassen, dass sie dir ein weiteres Mal wehtut. Diesen Gedanken könnte ich nicht ertragen. Ich hoffe, dass du mir ein weiteres Mal vergeben kannst.
Ich liebe dich, James.
-Ruth"

„Buck", begann Steve erneut, „Ich denke, dass du sie nicht mehr suchen musst."
James sah ihn nur verirrt an: „Wie meinst du das?" Steve hob seine Hand und zeigte auf eine blonde Frau, die gerade mit einer obdachlosen Dame sprach. Nach einer Zeit sah die Frau in die Richtung der zwei Männer. Sie erstarrte für einen Augenblick und verabschiedete sich von der Dame. Langsam ging sie auf die zwei zu. „James", begann ich und brach bereits in Tränen aus, „Wie..?"
„Steve und ich wollten nur spazieren und dann haben wir dich gesehen", erwiderte er etwas wütend.
„Es tut mir so Leid, James", flüsterte ich und griff nach seiner Hand, doch er zog sie zurück.
„Geh schonmal zurück zu Sam in das Auto, Buck", unterbrach Steve die Stille und James verschwand so schnell, wie er gekommen war.
„Steve, ich...", fing ich an, aber ich konnte nicht mehr weiterreden, da mir die Tränen nur so aus den Augen schossen. Er zog mich zu sich und umarmte mich: „Ist schon gut, Ruth. Ich kann dich verstehen." Ich löste mich von ihm und er schob mich in die Richtung, in die auch James gegangen war. Ich wusste nicht, ob es eine gute Idee war, mich mit Bucky in ein Auto zu setzen, aber ich war selbst daran Schuld, dass er sauer auf mich war. Schließlich war ich für sechs Monate spurlos verschwunden.

„Hey! Unser Püppchen ist wieder da!", jubelte Sam als ich in das Auto einstieg. James sah mich nicht ein einziges Mal an. Wie gesagt, es war meine Schuld. Steve setzte sich auf den Beifahrersitz und schnallte sich an: „Kann los gehen, Sam." Im nächsten Augenblick fuhren wir schon los. Der Blick, den James mir vorhin zukommen ließ, schmerze wie ein Messer in meiner Brust. Er wusste nicht, dass ich seine Gedanken lesen konnte und was ich sah, schmerzte nur noch mehr. Ich hatte es verdient. Tränen liefen über meine Wangen.
„Es tut mir Leid", begann ich erneut unter Tränen, „Ich weiß, was ich dir damit angetan habe, aber bitte denke das nicht von mir."
James sah mich nun das erste Mal an. Sein Blick war wütend und gleichzeitig überrascht. Diesen Tritt in den Hintern hatte ich ebenfalls verdient. Ich hatte alles Schlechte dieser Welt verdient, aber die leeren Blicke von James verletzten mich am meisten. Steve sah mich über den Rückspiegel besorgt an. Meine Hände zitterten. Was redete ich? Mein ganzer, verdammter Körper zitterte! Ich spürte etwas warmes an meiner Schulter. James hatte seine Jacke über sie gelegt. Ein Lächeln breitete sich in meinem Gesicht aus. Er erwiderte ein leichtes Lächeln und sah wieder aus dem Fenster. „Da hast du Recht, Püppchen", lachte Sam und fuhr entspannt weiter. Er hatte gehört, was ich ihm "gesagt" hatte.
„Danke", flüsterte ich leise und lächelte.
James hasste mich nicht. Nein, im Gegenteil. Seine Gedanken drehten sich nun um etwas anderes. Er dachte an den Tag, als ich gegangen war. Aber nicht an das, was am Ende passierte, sondern an das, was davor war.

Dark Ophelia (Bucky Barnes Fan-Faction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt