Wahrheit

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Die Turbulenzen ließen meinen leblosen Körper hin und her wackeln. Bucky saß auf der anderen Seite und sah mich an. Seine Augen waren mit Tränen gefüllt, die er zurückzuhalten versuchte. Ich spürte Trauer. Trauer und Wut. Diese zwei Gefühle konnten einen Menschen buchstäblich zerstören. Sie fressen dich langsam auf. Und das einzige, dass du tun kannst ist dabei zuzusehen wie du dich selbst immer mehr aus den Augen verlierst. Doch was bringt sich das alles? Wir sterben so oder so alle. Vielleicht durch ein Unfall oder durch ein Schnippen...
„Cap, wir sind zurück!", schrie Sam durch den Quinjet. Es waren seit Stunden die ersten Worte, die durch den Jet hallten. „Alles in Ordnung?", fragte Steve Bucky und legte seine Hand auf dessen Schulter. Er antwortete mit einem Nicken. „Es tut mir Leid...", flüstere Steve und erschrak als sich die Luke öffnete. „Habt ihr sie gefunden?", fragte T'Challa als er in den Jet stürmte. Als er mich sah verstummte er. „Gibt es etwas, dass ich für euch tun kann?", sprach er mit Tränen in den Augen weiter. „Rettet sie", flüsterte Bucky, „Bitte rettet sie."

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass T'Challa sie zurückholen kann", warf Sam in die Runde und erntete böse Blicke. „Sag das nicht, Sam", versuchte Steve ihn zu überzeugen. „Es ist die Wahrheit, Steve! Sie ist tot. Man kann jemanden nicht mit Liebe vom Tod zurückholen", verteidigte er sich.
„Gentlemens", sagte plötzlich ein Fremder, der in den Raum trat, „Ich denke ich kann Ihnen helfen." „Wer zum Teufel sind Sie?", fragte Bucky verwundert. Der Mann lachte: „Mein Name ist Davos. Mehr braucht ihr nicht zu wissen. Was ihr aber vielleicht wissen solltet ist, dass ich Ruth zurückholen kann."

„Woher wissen wir, dass Sie uns wirklich helfen wollen?", fragte Steve den Mann bevor er vor einer weißen Tür stehen blieb. Der Mann holte etwas aus seiner Jackentasche und blickte darauf: „Ich kann verstehen, wenn ihr Schwierigkeiten damit habt mir zu vertrauen. Aber Ruth ist das Einzige, was von meiner Familie noch übrig ist. Und sie können mir glauben, Captain Rogers, dass ich meine kleine Schwester nicht einfach so sterben lasse." Geschockt sahen ihn die drei Männer an. Bucky blickte auf das Bild, das Davos in seiner Hand hielt: „Das war in einem Pub in New Jersey, nicht wahr?" Davos nickte, aber wandte seinen Blick keine Sekunde von dem Bild ab: „Das war die Nacht in der sie verschwand. Ich dachte, dass sie bereits nach Hause gegangen war..." „Doch dort kam sie nie an, oder?", fragte Sam neugierig. „Richtig", fuhr Davos fort, „Ich bat ihr kurz davor an sie zu begleiten, da sie viel zu viel getrunken hatte. Ich wollte nicht, dass ihre Kinder sie so sehen müssen." Davos hob seinen Kopf und blickte in Steves Augen: „Gestatten Sie mir nun meine Schwester zu sehen, Captain?"
Langsam öffnete Steve die Tür und trat als Erster in den Raum. Er blickte in die Mitte des Raumes, wo ich auf einer bettähnlichen Plattform lag. Mein Haar und das Hemd waren noch immer durchnässt. „Sie hat sich nicht verändert", sagte Davos mit einem kleinen Lächeln im Gesicht. Langsam ging er auf mich zu. Er strich mir durchs Haar und blickte in mein blasses Gesicht. „Keine Sorge, kleine Schwester. Ich hole dich zu uns zurück", flüsterte Davos. Mit einer Handbewegung zog er ein Messer aus seiner Jackentasche. „Hey!", schrie Bucky, „Was haben Sie damit vor?" „Ich werde ihr nicht wehtun. Wenn sie aufwacht wird die Wunde verheilen. Ich verspreche es", antwortete Davos ruhig und schnitt sich in die Handfläche. Vorsichtig setzte er das Messer auf meinem Brustkorb an und schnitt hinein. Steve, Bucky und Sam standen da und sahen zu. Sie hatten keine Ahnung was jetzt passieren würde. Die drei beobachteten Davos wie er seine Hand auf meinen Brustkorb legte. Schnitt an Schnitt. Blut an Blut. „Bring sie mir zurück. Die Welt ist noch nicht fertig mit ihr. Und wir sind es ebenfalls nicht. Ihre Geschichte ist länger als unsere. Sie wird uns alle überleben. Ich flehe dich an. Bring sie uns zurück...", flüsterte Davos und zog seine Hand zurück. „Hat es nicht funktioniert?", fragte Sam nicht sonderlich überrascht. „Etwas stimmt nicht. Es hat bis jetzt jedes Mal funktioniert", antwortete er verwirrt und umschloss mein Gesicht mit seinen Händen, „Ruth, kannst du mich hören? Ruth, bitte antworte mir. Ruth!" „Geben Sie auf. Sie kommt nicht mehr zurü...", begann Steve, „Seht!" Der Schnitt zwischen meinen Brüsten war komplett verheilt. Alle hielten inne. Das einzige, das zu hören war, war der Wind, der durch das offene Fenster hereinwehte. Davos kam wieder einen Schritt näher und sah mir in das Gesicht. Bis ich meine Augen öffnete.

Dark Ophelia (Bucky Barnes Fan-Faction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt