Schöne Freiheit, bittere Freiheit

815 35 0
                                    

Kurzzeitig beruhigte sich mein Atem wieder. Hatte Loki mir eine schon längst vergessene Erinnerung gezeigt oder war das wieder nur ein Trick? So langsam wusste ich nicht mehr was real war und was fiktion. Doch gerade schoß mir nur eine Sache durch den Kopf. James. Mein Atem wurde wieder schneller. Der Schmerz, die Wut und die Trauer kehrten wieder zurück. Ich klammerte mich ans Bett, schloss meine Augen und schrie: „James!" Schnell schnappte ich nach Luft, um nicht an meinen Tränen zu ersticken. Ich fasste an meine Stirn und fühlte eine kleine Naht. Was zum Teufel ist passiert? „JAMES!", rief ich diesmal so laut wie ich nur konnte. Nach wenigen Sekunden stürmte er auch schon in das Zimmer: „Ruth!" Ich sprang vom Bett und drückte mich so fest wie ich nur konnte an ihn. Tränen brachen aus meinen Augen. Zügig ließ ich ihn wieder los und legte meine Hände um seine Wangen: „Du musst mir jetzt genau zuhören, verstanden? Ich hatte einen Traum, James. Ich habe den Anfang von all dem hier gesehen. Ich habe das Monster gesehen, dass sich mit meiner Zustimmung in mir versteckt."
„Was soll das heißen?", fragte er nur verwirrt. „Ich kann es dir jetzt nicht erklären. Dafür haben wir keine Zeit", fuhr ich fort ohne meinen Bick von ihm abzuwenden, „Ich muss von hier weg und das so schnell wie nur möglich." Immer noch verwirrt sah mich Bucky an und versuchte sich von meinem Griff zu lösen: „Hörst du überhaupt was du da sagst? Ruth, du wusstest nicht mehr wer wir sind. Du bist von uns weggelaufen!" Ich schüttelte meinen Kopf und setzte mich auf die Bettkante: „Es war real. Du musst mir glauben! Bitte!" Gerade als James etwas sagen wollte wurde die Tür hinter ihm aufgedrückt und ein Mann im Anzug und vier bewaffnete Männer kamen herein. „Wir haben genug gehört", sprach der Mann im Anzug, „Nehmt sie mit." „Das können Sie nicht machen!", versuchte James sie davor abzuhalten. „Und ob ich das kann", erwiderte der Anzugträger, „Ich bin der Vorstandsvorsitzende." Ungläubig blickte ich die Männer an, die auf mich zukamen. Es war, als würde alles in Zeitlupe passieren. Sie packten mich mit einer Hand am Arm und mit der anderen an den Haaren, hoben mich hoch und schoben mich in den Flur. Hinter mir hörte ich Buckys Stimme, die versuchte mich zu verteidigen, doch es war zu spät. Die Entscheidung ist gefallen. Ich landete nach knapp drei Jahren wieder hinter Hochsicherheitstüren. Das wars wohl mit der Freiheit. Ich war mir sicher, dass ich nie wieder in den Nachthimmel blicken konnte.

——————————————-
Einige Monate später
——————————————-

„Bitte erschrecken Sie nicht, Captain. Sie hat seit sie hier ankam das Essen verweigert", hörte ich eine Stimme laut im Flur sagen. Ich saß in der Ecke in einer Art Verhörraum. Vor mir war ein Spiegel, aber ich wusste, dass sich dahinter jemand befand. Sie bemerkten es nicht, aber ich konnte sie sehen. Die quietschende Tür riss mich aus meinen Gedanken. Eine Person trat ein und hinter ihr fiel die Tür wieder in ihr Schloss. „Ruth", sagte Steve so ruhig er konnte und machte einige Schritte auf mich zu. „Ist das ein Traum?", fragte ich heiser und hob meinen Kopf um ihn anzusehen. Er schüttelte seinen Kopf als er sich vor mir auf den Boden hockte: „Das ist kein Traum. Ich bin hier", flüsterte er und musterte meine knochigen Beine. Seitdem ich hier bin gab es keine Sekunde, in der ich nicht weinte. „Ich weiß nicht mehr was real ist, Steve. Es fühlt sich an wie ein einziger Albtraum." Er atmete tief ein: „Wir können dir helfen. Du brauchst nur tun was sie sagen." Mit verweinten Augen sah ich ihn an und nickte. „Okay", flüsterte Steve und griff nach meinen Händen um mich auf die Beine zu heben. Und da stand ich vor ihm. Bis auf die Knochen abgemagert. Ich musste zugeben, es war kein schöner Anblick. Steve legte seine Hand auf meinem Rücken und schob mich durch die von einem Wachen aufgehaltene Tür: „Wir werden dir alles erklären, sobald wir beim Vorstand sind." „Beim Vorstand?!", fragte ich schockiert und riss mich von ihm los, „Der Vorstand hat mich hier eingesperrt! Warum sollten sie mich hier wieder rausholen?!" Hastig machte Steve einen Schritt auf mich zu und hielt mir den Mund zu: „Weil wir ihnen bewiesen haben, dass, solange du dich unter Kontrolle hast, du keine Gefahr bist. Wir haben Beweise, Ruth."

Nach gefühlten Stunden in einem Labyrinth aus Metaltüren waren wir vor einer Holztür angekommen. „Warte", hielt mich Steve zurück, „Bevor wir da reingehen solltest du wissen, dass Bucky hier ist. Ich weiß nicht genau worüber ihr geredet habt bevor sie dich holten, aber es hat ihn nicht mehr losgelassen." „Warum sagst du mir das?", fragte ich und bemerkte, dass ich den Tränen wieder einmal sehr nahe war. „Weil er dich liebt und er dir glaubt", flüsterte Steve, drehte mich um und öffnete die Türen. „Miss Maison!", hörte ich eine bekannte Stimme mir entgegenrufen. Mit langsamen Schritten wagte ich den Weg zu dem Stuhl, der offensichtlich für mich bestimmt war. Sie sahen mich alle an. Sie flüsterten, musterten meinen abgemagerten Körper und dachten sich Dinge, die ich besser nie gehört hätte. „Nehmen Sie bitte Platz. Sie wissen warum Sie hier sind?", fragte der Mann, der mich damals vor ein paar Monaten erneut in die Hölle geschickt hatte. Zögerlich schüttelte ich meinen Kopf. Er gab einen leisen Seufzer von sich: „Sie sind hier, weil Sie eine Gefahr für sich selbst und für die Menschen um Sie herum sind. Sie haben einen Wächter, der unter dem Schutz von König T'Challa stand, eiskalt ermordet. Sie haben Geschäftsmänner, Geschäftsfrauen und unzählige Wachmänner ohne auch nur mit einer Wimper zu zucken ermordet. Wissen Sie nun warum Sie hier sind?" Ich dachte nach. „Nein", sagte ich überraschend selbstbewusst. Er blickte mich wütend an: „Natürlich wissen Sie es. Sie sind eine Mörderin! Ein Monster!" „Sieht für Sie etwa so ein Monster aus?! Abgemagert und erniedrigt?! Wissen Sie was im Gefängnis mit mir gemacht worden ist?", versuchte ich meine Tränen zu unterdrücken, doch sie schafften es trotzdem, „Sie haben mich an einem Tisch gefesselt und mich gefolter! Sie haben mir Kugeln und Klingen in den Körper genäht, nur um mich leiden zu sehen! Sie haben mich nackt vor den Wachen hingestellt, die mich dann..." „Das reicht", erhob Steve seine Stimme und stellte sich vor mich, „Sie sehen doch wie Sie sie quälen. Ist das etwa nicht genug? Ruth hat uns unzählige Male das Leben gerettet. Sie ist kein Monster. In gewisser Weise ist sie sogar ein Engel." Bei Steves Worten wurde mir warm ums Herz. Er nannte mich Engel. Der Gedanke daran gab mir mein Lächeln zurück. „Wenn Sie mit der wahren Mörderin sprechen wollen, fragen Sie nach ihr."

Dark Ophelia (Bucky Barnes Fan-Faction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt