Werfe nicht alle Weasleys in einen Topf

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Hermine Grangers Sicht

„Könnte mir jemand womöglich die Wirkung dieses Trankes erklären?", fragt der Professor mit einer hohen Erwartung von uns.

Ich hebe eilig die Hand und bereue meine Reflexe in der nächsten Sekunde. Die anwesenden Gryffindors schenken mir Todesblicke. Dies führt dazu, dass meine Wenigkeit schlucken muss. 

Wieso kann ich nicht einfach meine Klappe halten? Jetzt werden die Schlangen erneut Punkte für ihr Haus ergattern.

„Ja, Miss Granger?", nimmt mich Professor Slughorn dran und schenkt mir ein nettes Lächeln.

Ich betrachte alle im Raum und antworte: „Der ‚Trank der lebenden Toten' ist ein extrem starker Schlaftrunk. Der Konsument verfällt in einen tiefen Schlaf und wirkt wie ein Toter. Diese Person ist folglich durch nichts zu wecken."

Obwohl mir bewusst ist, dass ich mit dieser Antwort bloß noch mehr Hass abbekommen werde, möchte ich nicht als komplette Idiotin dastehen. Natürlich hätte ich eine falsche Antwort abgeben können, doch dafür bin ich viel zu stolz.

„Hervorragend, Miss Granger!", lobt mich der Professor für Zaubertränke. „Zehn Punkte für Slytherin!"

Habe ich nun ernsthaft zwanzig Punkte in einer Stunde gesammelt? Für das Haus der miesen Schlangen? Ich gebe mir die Schuld, wenn dieses Haus dieses Jahr den Hauspokal gewinnt, obwohl dieser jedes Jahr den Gryffindors zuteil wurde.

Jeder von uns ist an einem Tisch und beginnt mit der Brauerei. Im Moment sind alle im Raum mit der Herstellung des Trankes beschäftigt.

Ich nehme eine Schlafbohne und versuche sie, wie im Buch beschrieben ist, klein zu schneiden. Jedoch misslingt es mir und auch den anderen Anwesenden. Mein Blick huscht zu Harry. Dieser blickt verwirrt in sein Buch. 

Anscheinend versteht er die Anleitung nicht. 

Unerwartet drückt er mit dem Rücken des Messers auf die Bohne und lässt den Saft in den Zauberkessel tropfen.

„Harry", spreche ich und verstumme in der nächsten Sekunde.

Sein wütender Blick liegt auf mir. Er bemerkt, dass ich mir schwer tue und grinst schadenfroh.

Ich blicke in mein Buch und lese mir die Zeile durch, wo ausdrücklich steht, dass die Schlafbohne klein geschnitten werden soll. 

Wie kommt Harry auf die Idee diese zu zerstampfen?

Urplötzlich ist ein leises Zischen zu vernehmen und unsere Aufmerksamkeit richtet sich dorthin. Seamus hat es erneut geschafft, dass der Trank fehlschlägt.

Nach einer Weile verlieren alle die Hoffnung. Der Misserfolg ist mir wortwörtlich anzuerkennen. Meine Haare stehen in alle Richtungen ab und ich spüre Dracos Blicke auf mir. Wahrscheinlich ist er empört, dass es niemand aus unserem Haus geschafft hat. Doch die Gryffindors haben es ebenfalls nicht so gut.

Mein Blick wandert zu Harry. Er grinst siegreich und Professor Slughorn bewegt sich zu ihm.

„Schon fertig, Mister Potter?", fragt er sprachlos und Harry nickt.

Der Professor wirft ein kleines Blatt in seinen Trank und grinst zufrieden. Anscheinend ist ihm der Trank wirklich gelungen, obwohl er der falschen Anweisung gefolgt ist.

„Es ist perfekt!", ruft Professor Slughorn beeindruckt.

Ich werfe einen Blick auf meinen Fehlschlag und seufze leise. 

Wie hat er es geschafft mich zu übertrumpfen? 

Harrys Blick wandert zu mir und er schaut mich spöttisch an.

Wir versammeln uns alle und richten unsere Blicke auf den Professor und Harry.

„Eine Phiole flüssiges Glück", spricht Slughorn und Harry greift nach dem Trank, doch der Professor zieht es weg von ihm. „Gratulation! Sie haben es gut gemacht!"

So bekommt Harry die Phiole und der Professor beginnt zu applaudieren. Die Gryffindors beginnen zu klatschen und Harry lächelt siegreich.

„Du hast diesen einfachen Trank nicht hinbekommen!", zischt Pansy Parkinson und geht mit Daphne neben mir.

Ich fauche genervt: „Wenn es dir so leicht gefallen ist, wieso hast du den Trank dann nicht gemeistert?"

Das Mädchen verstummt und blickt mich zornig an. „Erlaube dir keinen Fehltritt bei uns. Schließlich bist du nur ein wertloses Schlammblut."

Die beiden Slytherins ziehen ab und lassen mich alleine zurück. Ich atme genervt aus und lehne mich gegen die Wand hinter mir. Für eine kurze Zeit schließen sich meine Augen.

„Stressiger Tag?", ertönt die Stimme von Fred Weasley und ich schlage die Augen auf.

Er steht mit seinem Zwillingsbruder George vor mir und beide blicken grinsend auf mich hinab. 

Interessant, dass die beiden noch ein Wort mit mir wechseln.

Ich frage auf den Boden blickend: „Ihr beide spricht noch mit mir?"

„Hermine, wir sind keine kleinen Kinder, die eine jahrelange Freundschaft wegen so etwas Lächerlichem beenden", meint George kopfschüttelnd.

Erleichtert falle ich beiden in die Arme und atme glücklich aus. Die Jungs legen ihre Arme um mich. Im nächsten Moment löse ich mich von ihnen und beide greifen nach meinen Händen.

Verwirrt möchte ich wissen: „Aus welchem Grund hält ihr meine Hände?"

„Dies ist kein passender Ort, um sich die Seele auszuheulen", erklärt Fred und zwinkert mir zu. „Gehen wir lieber hinaus. Die anderen Schüler sind derzeit in der großen Halle und daher können wir auch von niemandem gestört werden."

Einverstanden folge ich den beiden und wir verlassen das Gebäude, um im Hof zu sitzen. Ich setze mich auf den Boden und die Zwillinge gesellen sich zu mir.

„Wie geht es dir?", fragen beide im Chor und schauen mich besorgt an.

Ich zucke mit den Schultern.

„Wir haben gehört, dass du dich mit unserem Bruder und Harry gestritten hast", erwähnt George.

Fred zeigt lachend auf seinen Zwilling und beide kichern grundlos. Mir huscht ein Lächeln über die Lippen. 

Irgendwie fühle ich mich erneut wie eine Gryffindor.

„Ich habe keinen Plan weshalb mich die beiden ausschließen", flüstere ich erschüttert. „Schließlich bin ich noch immer dieselbe Hermine und habe auch immer noch das Bedürfnis nach Gryffindor zu wechseln."

„Hey, mach dir nichts draus", tröstet mich Fred und legt seine Hand auf meinen Rücken. „Die beiden sind doch ebenso verwirrt und werden bestimmt zur Besinnung kommen."

Ich nicke und frage neugierig: „Wie seid ihr überhaupt in die Schule gekommen?"

„McGonagall hat uns den Eintritt gewährt. Wir haben von den Ereignissen gehört und sind so schnell es geht zu dir geeilt", verrät Fred und lächelt aufmunternd.

„Ihr seid so tolle Freunde", flüstere ich dankend und ziehe beide zu mir. „Aber ich muss nun leider los zum nächsten Unterricht."

„Welches Fach hast du nun?", fragt George interessiert und betrachtet mich.

Ich antworte genervt: „Verteidigung gegen die dunklen Künste." Beide grinsen mich an. „Mit Snape." Sofort beginnen sie zu lachen.

Fred stoppt und meint: „Nun denn, wir begeben uns zurück zu unserem Laden. Dir noch viel Spaß."

Beide stehen auf und ich mache es ihnen gleich.

„Hermine?", spricht Fred und ich mustere ihn fragend. „Nutze deine Chance bei Snape lieber aus. Ich hoffe du versteht, was ich meine."

Die Zwillinge zwinkern mir spielerisch zu und verschwinden, um das Schulgelände zu verlassen. 

Was hat er damit gemeint? 

MisfitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt