Draco Malfoys Sicht
Ich blicke auf das verbitterte Mädchen hinab. Sie versucht ihr Gesicht verzweifelt hinter ihren Haaren zu verstecken. Ich knie mich hinunter und lege meine Hand auf ihren Kopf. Das Mädchen traut sich nicht in mein Gesicht zu schauen. Ich nehme es ihr nicht sonderlich übel. Sie hat einen deutlich schlimmen Tag gehabt.
„Hey", flüstere ich und streichle ihre Haare. „Der Tag ist fast vorbei und du lebst noch!"
Sie murrt: „Welch ein Wunder!"
Ich setze mich neben sie und lehne meinen Rücken an die Wand. Mit meinem linken Arm ziehe ich sie zu mir und nun liegt ihr Kopf auf meiner Brust. Ich kann ihren Geruch einatmen und dieser gibt mir das Gefühl von Glück.
„Du bist mir suspekt", beichtet Hermine und betrachtet mich neugierig.
Ich hebe eine Augenbraue und sie zeigt auf meinen Arm, welcher noch immer um ihre Schultern liegt. Eilig löse ich mich von ihr und hebe abwehrend beide Hände.
„Granger", fauche ich und versuche nicht verdächtig zu wirken. „Ich habe bloß versucht dich bei uns willkommen zu heißen."
Im selben Augenblick erhebe ich mich vom Boden und klopfe den Staub von meiner Uniform. Hermine mustert meine Wenigkeit misstrauisch und steht ebenso auf.
Ihre Augen verengen sich zu Schlitzen und sie zischt: „Hör auf mir Hoffnungen zu machen!"
„Hoffnungen?", frage ich und neige den Kopf auf die Seite. „Hat das Schlammblut Gefühle für mich?"
Sie verschränkt die Arme und knurrt: „Bilde dir bloß nichts ein! Ich habe für eine Sekunde gedacht, dass ihr Schlangen doch in Ordnung seid! Lächerlich und eine Schande."
Mit diesen Worten macht sie einen Abgang und ich bleibe starr stehen.
Hat mir die Löwin die Sprache verschlagen? Sie ist eine solche Sensation.
Ich greife mir auf die Brust, um das schnelle Herzklopfen zu fühlen.
Was soll ich denn nur machen? Seit meinem ersten Jahr habe ich Gefühle für diese Hexe und kann sie ihr nicht gestehen, weil mein Vater mich umbringen würde. Dabei ist sie doch so klug und hübsch. Ihre, buschigen braunen Haaren sind perfekt für ihr Gesicht und diese Besserwisserei! Leider bin ich ein Niemand in ihren Augen. Bloß ein Rassist, welcher so sein muss, weil mich sonst der liebe alte Voldi umbringen würde.
„Hey Draco!", höre ich Theos Stimme und erwache aus meiner Starre. Er kommt im Schlepptau mit Blaise und beide grinsen über beide Ohren.
Ich hebe die Augenbrauen und blicke beide abwechselnd an.
„Wir haben eine Idee", sagen sie im Chor.
Ich frage, immer noch mit demselben Gesichtsausdruck: „Für?"
„Wir möchten herausfinden, weshalb Hermine in unserem Haus ist", erklärt Blaise und mir geht ein Licht auf.
Beeindruckt rufe ich: „Prima! Gehen wir!"
„Dafür müssen wir in Dumbledores Büro", erklärt Theo und verzieht das Gesicht.
Dumbledore, der Mann, der wirklich alles hört und mitbekommt, doch niemandem Bescheid gibt.
Ich rate ahnungslos: „Wir müssen mit dem sprechenden Hut reden, nicht wahr?"
Die beiden Jungen nicken und legen ihre Hände auf meine Schultern. Sie schieben mich Richtung Büro.
Woher wollen die beiden wissen, dass der Hut dort ist? Dumbledore selbst ist es zwar nicht, doch dafür gibt es die vielen Gemälden. Was ist, wenn wir erwischt werden? Dann würde uns die zweite Chance auf ein Gespräch mit dem Hut verweigert werden.
„Ihr findet, dass dies eine gute Idee ist?", frage ich vorsichtshalber und beide stoppen.
Die Jungen blicken mich enttäuscht an und Blaise fragt: „Bist du nicht Draco Malfoy? Ein Junge, der die Gefahr liebt?"
Offensichtlich nicht. Ich hasse jegliche Art von Gefahr und würde mich dieser auch nie nähern. Auch, wenn es um das Leben einer geliebten Person geht.
„Stimmt", stimme ich zu und wir schreiten unseren Weg voran.
Vor Dumbledores Büro angekommen betrachten wir den riesigen Wasserspeier. Dieser wirkt äußerst nobel und der bloße Anblick lässt Staunen.
„Und wie lautet das Passwort?", frage ich interessiert und beide zucken mit den Schultern. „Das ist nicht euer Ernst?"
„Beruhig dich", versucht mich Theo zu beruhigen. „Alle Schüler sind beschäftigt, wodurch wir Zeit haben."
Ich verdrehe genervt die Augen und betrachte die beiden Schwachköpfe.
Wie sollen wir einem weiteren Anwesenden erklären, weshalb wir in dieser Sekunde vor dem Eingang zu Dumbledores Büro stehen?
„Es ist Dumbledore", meine ich ausatmend. „Es muss etwas Absurdes sein. Wisst ihr was der alte Mann liebt?"
„Süßigkeiten", verraten beide Jungen in derselben Sekunde.
Ich reibe nachdenkend mein Kinn und blicke um mich herum.
Süßigkeiten, also?
„Zischende Zauberdrops?", spreche ich und voilà der Wasserspeier beginnt sich zu drehen.
Wir steigen eilig darauf und die Wendeltreppe dreht sich nach oben. Ohne Nachzudenken betreten wir den Raum und werden von Dumbledores Phönix begrüßt.
Theo erschreckt sich leicht und Blaise lacht ihn aus. Ich schenke beiden einen Blick, welcher Bände spricht und sie verstummen.
Wir schleichen durch den Raum, als würde jeder unserer Schritte in der gesamten Schule zu hören sein.
Der sprechende Hut liegt achtlos auf Dumbledores Tisch und schläft.
Ist wohl kein ansprechendes Leben.
„Was wollt ihr Slytherins?", spricht dieser nun und öffnet die Augen. „Blaise Zabini, Theodore Nott und Draco Malfoy?"
Wir stellen uns vor ihm auf und blicken auf den Hut hinab.
Dieser fragt nun: „Was habt ihr in Dumbledores Büro zu suchen?"
„Hermine", antworte ich. „Wir wollen Informationen über Hermine Granger."

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Misfit
FanfictionDenke an einen Löwen. Woran denkst du genau? An ein prachtvolles Geschöpf, dessen Loyalität grenzenlos ist? Nun, denke an eine Schlange. Was siehst du? Ein hinterlistiges Tier, dessen Anwesenheit dir bloß schaden kann? Doch, lasse dich nicht blenden...