Die Wahrheit rückt näher

3.2K 185 14
                                    

Draco Malfoys Sicht

Daphne steht mit einem überzeugten Blick uns gegenüber und versucht die Lage zu analysieren. Ihre Augen wandern auf Hermines Tagebuch und daraufhin zu unseren Gesichtern.

„Draco Malfoy", spricht sie meinen Namen schelmisch grinsend aus. „Ich hätte nie erwartet, dass du vor meiner Zimmertür stehen wirst und dies mit einem Tagebuch. Gehört der etwa dir?"

„Nein, natürlich nicht!", gaffe ich sie an. „Außerdem lässt du es so klingen, als wären wir seit Jahren die größten Feinde."

Daphne zuckt mit den Schultern und meint: „Ich interessiere mich für die Dramatik."

Sie drückt ihre beiden Hände gegen den Türrahmen und blickt paranoid von einer Seite auf die andere. Nach kurzer Zeit genehmigt sie uns den Eintritt.

In ihrem Zimmer ist keine andere Slytherin. Daphne schließt die Tür und dreht sich grinsend zu uns um. Blaise und ich betrachten die Verrückte verwirrt.

„Solltest du nicht bei einem Treffen mit Pansy sein?", fragt sie mich und verengt ihre Augen zu Schlitzen.

Ich schlucke und erinnere mich erneut daran, dass die beiden Mädchen enge Freundinnen sind.

Doch plötzlich verfällt Daphne ins Lachen und die Situation wird immer unlogischer.

Sollte sie nicht eher wütend sein, dass ich ihre Freundin versetzt habe? In was für einer seltsamen Schule befinden wir uns?

„Du hast doch nicht wirklich gedacht, dass Pansy Interesse an dir hat?", spricht sie und kichert bei jedem dritten Wort.

Ich ziehe die Augenbrauen zusammen und frage mit einem Blick auf Blaise: „Was meinst du damit?"

„Nun, Pansy liebt dich nicht", verrät sie und wischt sie dich Tränen aus dem Gesicht.

Ist das ein Scherz? Ich finde es nämlich nicht witzig.

„Du lügst doch!", rufe ich und funkle Daphne wütend an.

Sie schüttelt den Kopf und setzt sich auf ihr Bett. Daphne überkreuzt ihre Beine und verschränkt die Arme vor der Brust.

„Du hast sie schließlich nicht geliebt", beginnt das Mädchen und zuckt mit den Schultern. „Also sollte es dich nicht weiterhin belasten."

Es geht hauptsächlich darum, dass ich verwirrt bin, weil Pansy ununterbrochen in meiner Nähe ist und es immer andeutet.

Blaise wedelt mit der Hand und spricht: „Wir brauchen deine Hilfe wegen diesem Tagebuch."

Er zeigt auf das Buch in meiner Hand und ich werfe es Daphne zu. Diese fängt es geschickt und blickt auf die erste Seite.

Mit ihrem Finger fährt sie über das Blatt und versucht es nicht zu zerknittern.

„Es ist bloß verschlossen", erklärt Daphne und zeigt uns die Rückseite dieses Buches. „Seht ihr dieses Schlüsselloch? Findet den Schlüssel und die Seiten werden wieder beschrieben sein."

Hermine ist eindeutig viel zu klug für unsere Verhältnisse.

Bloß wo könnte sich der Schlüssel befinden? In Hermines Zimmer werden wir ohne Probleme eintreten können, doch wie schnell finden wir den notwendigen Gegenstand? Wieso kann sie ihr Tagebuch nicht unbewacht lassen, damit ich es augenblicklich lesen kann? Was versteckt sie?

„Kannst du uns nicht dabei behilflich sein?", frage ich nach und beobachte sie nachdenkend.

Daphne schüttelt den Kopf und zischt: „Ich habe Besseres zu tun!"

„Es geht hier um Hermine!", erinnere ich das Mädchen daran. „Möchtest du etwa nicht wissen, weshalb sie nach sechs Jahren in Slytherin gelandet ist?"

Daphne steht auf und knurrt: „Zuviel Interesse könnte euch ins Verderben stürzen!"

Mit ihrem rechten Zeigefinger zeigt das Mädchen zu der Zimmertür und faucht: „Jetzt verschwindet!"

Woher kommt denn dieser Wandel? Vorhin hat sie noch normal geredet und gelacht. Jetzt ist sie am Brodeln. Ich werde Mädchen nie verstehen.

Im Gemeinschaftsraum setzen wir uns auf die Couch vor dem Kamin und seufzen erschöpft aus. Blaise reibt sich die Augen und gähnt müde.

„Ich muss noch Hausaufgaben machen", erwähnt er. „Wir müssen McGonagall morgen einen Aufsatz abgeben."

„Ich habe den schon längst erledigt", meine ich und blicke erneut zum Kamin.

Blaise zieht die Luft ein und fragt ungläubig: „Ist die Themenstellung nicht schwer?"

Ich schüttle den Kopf und erkläre: „Sobald du dich damit auseinandersetzt, wird es dir auch viel einfacher vorkommen."

Blaise nickt und läuft zu unserem Zimmer. Ich starre weiterhin die Flammen an und überdenke die ganze Situation.

Es ist bloß ein Tag vergangen und trotzdem herrscht in dieser Schule das pure Chaos. Wann werden wir uns für das Trimagische Turnier anmelden dürfen?

Die wichtigste Frage ist, ob ich daran teilnehmen soll. Schließlich hat mir Hermine eine Verabredung versprochen.

„Worüber denkst du nach?", ertönt plötzlich Hermines Stimme neben meinem Ohr.

Ich zucke zusammen und werfe einen Blick auf das Mädchen. Auf ihren Lippen ist ein glückliches Lächeln und sie setzt sich neben mich.

Ich antworte: „Nun, ich beobachte das Feuer."

Hermine rückt zu mir und blickt ebenfalls in dieselbe Richtung.

Sie fragt neugierig: „Und was soll das bringen?"

Ich meine sarkastisch: „Nun, ich habe mir gedacht, dass ich den philosophischen Hintergrund des Feuers dadurch verstehen kann."

„Was?", möchte Hermine verblüfft wissen.

Ich lache lauthals los und verstumme, sobald ich Hermines mörderische Blicke sehe. Im selben Moment rennen zwei Erstklässler in den Gemeinschaftsraum und werfen mit einem Gegenstand herum.

„Fang ihn!", ruft der eine und schießt.

Doch anscheinend hat dieser Junge keine Zukunft als Jäger, da er Hermines Hinterkopf trifft. Der Junge weitet seine Augen und bemerkt, dass ich ebenfalls anwesend bin.

„Draco, es tut mir leid!", entschuldigt der Erstklässler sich ängstlich.

Ich wedle mit der Hand und zische: „Haut ab, bevor ich meine Meinung ändere und euch die Köpfe abreiße!"

Die Jungen rasen aus dem Gemeinschaftsraum und ich konzentriere mich auf Hermine.

„Alles in Ordnung, Granger?", frage ich und lege meine Hand auf ihre Schulter.

Urplötzlich zuckt sie zurück und faucht: „Greif mich nicht an, Malfoy!"

Was ist denn jetzt los? Vorhin ist sie doch nett zu mir gewesen und jetzt versucht sie hier die Beleidigte zu spielen?

„Was treibt ihr hier für ein Spiel?!", kreischt Hermine und fasst sich gegen den Kopf. „Das ist nicht normal. Irgendwas ist hier faul!"

„Was ist los?", frage ich und versuche die Ruhe in Person zu sein.

Augenblicklich stehe ich auf.

Hermine hebt warnend die Hand und zischt: „Halt dich fern von mir!"

„Nun sag mir, was los ist!", knurre ich.

Hermine blickt in die Leere und macht mir noch mehr Angst. Ich schreite auf sie zu und lege meine Hände auf ihre Schultern.

„Hermine", spreche ich ihren Namen aus.

Sie blickt zu mir und flüstert: „Draco, hilf mir!"

MisfitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt