Snapes netten Tage

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Hermine Grangers Sicht

Verdutzt begebe ich mich in den Unterricht.

Was hat Fred damit gemeint? Aus welchem Grund haben die beiden mich angezwinkert? Es ist nicht möglich mit Snape eine ordentliche Konversation zu führen ohne, dass er einem Punkte für sein Haus abzieht. Dieser Lehrer ist mir richtig suspekt.

Unmotiviert betrete ich den Raum meines nächsten Unterrichts und erblicke meine alten Freunde. Ron stupst Harry an und zeigt mit seinem Kopf in meine Richtung. Harry sieht zu mir und verdreht seine Augen.

Seufzend setze ich mich auf den freien Platz ganz vorne, neben Terence Higgs. Dieser hat während meines ersten Schuljahres die zweite Klasse besucht und hat das letzte Jahr wiederholen müssen, wodurch wir in einem Jahrgang gelandet sind.

Ohne einen Ton von mir zu geben öffne ich mein Schulbuch und lese planlos irgendwelche Seiten.

„Bist du noch immer wütend, dass ich die Phiole bekommen habe?", höre ich Harrys Stimme zu meiner rechten.

Ich hebe meinen Kopf und blicke dem Gryffindor in sein Gesicht.

Versucht er nun ernsthaft mich zu provozieren? Möchte er mit seinem Erfolg angeben? Nicht umsonst nennen ihn alle ‚Der Junge der überlebt hat'. Bei diesem Namen ertrinkt er bestimmt im Ruhm. Harry wäre in seinem ersten Jahr gestorben, wenn ich nicht an seiner Seite gewesen wäre.

„Hast du nichts zu sagen?", fragt Harry und alle Gryffindors lachen schadenfroh.

Ich grinse ihn an und meine: „Wenigstens habe ich meinem Haus Punkte eingebracht. Du hast mit dieser Phiole nur dir selbst geholfen."

Seine Blicke verhärten sich und er knurrt: „Deinem Haus? Du siehst dich nun wirklich als eine von denen?"

Bei seinen letzten Worten zeigt er auf die Slytherins und blickt mir entsetzt ins Gesicht.

Vielleicht hätte ich auf meine Wortwahl achten müssen. Doch was passiert ist, ist passiert.

Ich nicke und bitte in einem unhöflichen Tonfall: „Kannst du deinen Ruhm für dich behalten und mich in Ruhe lassen?"

„Noch heute Morgen hast du geweint, weil wir dich abserviert haben", erinnert mich Harry an die heutigen Ereignisse.

„Es ist lächerlich jemanden für etwas, was er nicht getan hat, zu bestrafen", meine ich und wende meinen Kopf erneut nach vorne.

In diesem Moment taucht Snape auf und alle Schüler verstummen.

„Ich möchte keine Fehltritte in meinem Unterricht", befiehlt der Professor in einem ernsten Ton. „Ist jemand in diesem Raum in der Lage mir den Unterschied zwischen einem Fluch und einem Gegenfluch zu erklären?"

Unerwartet zeige ich auf und gemeinsam mit mir Parvati Patil. Wir blicken uns an und in ihren Augen liegt Selbstüberzeugung. Tatsächlich nimmt Snape sie vor mir dran, obwohl ich in Slytherin bin.

„Ja, Miss Patil?", nimmt er die Gryffindor dran.

Diese wirft mir einen letzten Blick zu und grinst spöttisch. „Flüche sind Zaubersprüche, welche Unheil anrichten. Gegenflüche hingegen nehmen den Flüchen ihren Effekt."

„Falsch", zischt Snape und ein Grinsen taucht auf meinen Lippen auf. „Was hätte ich denn auch von einer Gryffindor erwartet?" Er wendet sich zu mir. „Ja, Miss Granger?"

Ich bemerke, dass meine Hand noch immer oben ist und antworte: „Es gibt keinen Unterschied. Wie in Wilbert Slinkhards Buch ‚Theorie der magischen Verteidigung' erklärt wird, sind beide eine magische Schädigung des Opfers." Alle im Raum halten den Atem an. „Das Wort ‚Gegenfluch' ist doch bloß eine billige Ausrede für einen normalen Fluch." Ich betrachte Snape, welcher mich neugierig ansieht. „Beispielweise könnte ich einen der drei unverzeihlichen Flüche auf jemanden hetzen und dann sagen, dass es sich hierbei nur um einen Gegenfluch handelt."

„Richtig, Miss Granger.", spricht Snape und mustert mich zufrieden. „Zwanzig Punkte für Slytherin, wegen hervorragender Leistung."

Ich grinse siegreich, doch im nächsten Augenblick fällt mir auf, was ich hier eigentlich mache und sofort vergeht mir die Freude am Ganzen.

An einem Tag hat das Haus der Schlangen vierzig Punkte ergattert! Das ist doch nicht möglich!

Nach der Stunde kommen Ron und Harry zu mir. Beide betrachten mich mit hasserfüllten Augen. 

Jedoch haben sie mir keine andere Wahl gelassen. Ich brauche keine Freunde, die mich einfach so verlassen, wenn ich mir einen Fehltritt erlaube.

„Du hast dich deutlich schnell mit den Schlangen angefreundet", meint Harry in einem genervten Ton.

Ich seufze, aufgrund meiner schlechten Laune und fauche: „Was hätte ich deiner Meinung nach machen sollen? Dir kann es ja auch niemand Recht machen. Krieg dich wieder ein. Bloß, weil du der berühmte Harry Potter bist, musst du dich hier nicht so aufblasen!"

„Was?", knurrt Harry und seine Mundwinkel zucken vor Wut.

„Du hast mich richtig gehört!", rufe ich laut. „Du hättest deine letzten fünf Jahre nie überlebt, hätte es mich nicht gegeben!"

„Und doch bin ich hier", faucht Harry und bewahrt die Ruhe.

Ich schiebe mich zwischen den beiden hindurch und spreche: „Dann viel Glück weiterhin."

Mit diesen Worten verlasse ich den Raum und begebe mich in eiligen Schritten in einen leeren Gang. 

Wären die beiden Weasley-Zwillinge noch an der Schule, dann hätte ich wenigstens jemanden.

Stattdessen verbringe ich meine Zeit alleine an diesem Ort und ziehe die Knie verbittert ein.

„Soll ich dich noch immer in Ruhe lassen?", höre ich Dracos Stimme und vergrabe mein Gesicht hinter meinen Haaren.

Genau er hätte jetzt nicht hier sein sollen.

MisfitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt