Kapitel 3

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MAYA

Bin ich mit jedem in meinem Leben im reinem? Wann habe ich meinen Eltern das letzte Mal gesagt, dass ich sie liebe? Oder habe ich meinem Bruder jemals offenbart, wie stolz ich auf ihn bin? Unzählige Fragen kreisen in meinem Hirn umher, währendessen pumpt mein Herz, so schnell wie noch nie, mein gesamtes Blut durch meinen zitternden Körper. Mir ist eisigkalt und trotzdem schwitze ich wie ein Schwein, wie ein Schwein, welches gleich geschlachtet wird. Ich spüre eine unbeschreibliche Angst, die alle Glücksgefühle, die ich in meinem Leben bis jetzt verspürt habe, auslöscht. Gnadenlos auslöscht.

"Oh Gott, Maya der Amokläufer!", zischt Jolina mit zusammengekniffenen Augen und drückt meine Hand mit einer massiven Kraft zu. Ihr Gesichtsausdruck verschlägt mir die Sprache. Ich weite nur meine Augen und gucke mit Befürchtung, dort einen befaffneten Menschen zu sehen, zur Tür. Es ist ein Schüler, oder doch ein Lehrer? Vielleicht auch ein irrer der aus der Psychiatrie ausgebrochen ist. Die Ungewissheit ist wohl das beklemmenste and dem ganzen Alptraum.

Diesmal ergreift meine Freundin die Initiative und zieht mich ruckartig in Richtung Herrentoilette. Nein! NEIN! Wir entfernen uns wieder von unserem Ziel. Obwohl wir so nah dranne sind. Nur noch einige Schritte. Doch das Risiko will Jolina nicht eingehen. Der Mörder könnte jeden Moment hier auftauchen. Dean. Ich spüre ihn. Ich weiß, dass er genau in diesem Augenblick an mich denkt, auf mich wartet und vollkommen verzweifelt ist.
Sofort schießen mir Tränen in die Augen. Werde ich ihn wieder sehen?

Hastig stürmen wir ins WC. Sofort versuche ich so leise wie nur möglich die Tür hinter uns zu schließen. Beim Knarren der Tür, verziehe ich mein Gesicht. FUCK! Ich bete zu Gott, dass der Amokläufer es nicht gehört hat. Schritte. Langsame, schwere Schritte.

Jolina greift sich aussichtslos ins Haar und weint stumm. Wir reden nicht. Schweigend sehen wir uns an. Wir beide wissen, was der Andere jeweils denkt. Ich liebe dich auch, Jolina. Du bist die Beste Freundin die man sich nur wünschen kann, es tut mir wahnsinnig leid, dass ich dir das verheimlicht habe. Ich bin stolz auf dich. All das weiß sie.
Der Gestank nach Urin steigt mir in die Nase, hier drauf zu gehen, wäre schrecklich.
Mitlerweile sitzen wir in verschiedenen Kabinen. Egal wie lange, wir uns hier schon aufhalten, das Zittern, das Herzrasen, hört einfach nicht auf. Mit gefalteten Händen, bete ich immer weiter. Ohne Pause, bitte Gott um Vergebung all meiner Sünden. Ich liebe Dean, so sehr. Ich werde es nicht überleben, wenn ihm etwas zustößt. Was tut Jolina? Sie ist nicht wirklich religiös aber ich denke, sie wird auch beten und dabei Tränen vergießen genau wie ich.

Auf einmal reißt mich ein lautes Geräusch aus meinem Gebet. Ich zucke rasant zusammen. Dabei halte ich die Luft an. Er ist hier. Ich spüre diese gefährliche Anwesenheit. Unüberlegt greife ich mir still die widerliche Klobürste und halte sie schützend vor meinen Körper. Es ist zwar keine wirklich bedrohliche Waffe aber besser als garnichts. Ich hocke auf der Toilette, sodass der Amokläufe meine Füße nicht sieht. Daran muss Jolina auch denken, sie wird daran denken. sie ist die schlauere von uns Beiden. Sie muss einfach. Ich befürchte, dass er unseren rasenden Herzschläge hören könnte. Aus Beklommenheit, ringe ich nach Atem.

"Ich habe sie gekillt... Sie ist tot. Mausetot. Frau Burkhart. Ich habe die Schlampe erschossen..." Eine eisige Jungenstimme. Diese heisere Stimme kommt mir bekannt vor, doch es gelingt mir nicht, diese jemanden zuzuordnen. Ich schmecke die Magensäure, mir kommt die Kotze hoch. Schlagartig halte ich mir die Hand vor den Mund. Frau Burkrhart, meine früherer Mathelehrerin, ist tot. Tot. Ihre Familie wird sie nie wieder sehen. Mein Magen zieht sich zusammen, der Schmerz ist brutal.

"Warum? Warum konnte sie mich nicht einfach in Ruhe lassen? Ich habe sie gewarnt. Sie ist selbst Schuld, denn keiner kann und keiner wird mich aufhalten. Ich bin die Gefahr... Ich muss mich rächen...", spricht er zu sich selbst. Wie ein Irrer versucht er seine furchtbarenTaten schön zu reden. Ich versuche mich so gut wie möglich auf diese Stimme zu konzentrieren, um alles zu hören und sie ebenfalls zu erkennen.
"Zwei neuntklässer, die habe ich auch abgemurkst. Sie waren zur falschen Zeit am Falschem Ort...Das Blut klebt nicht an meinen Händen. Die Anderen sind Schuld... ", murmelt er ausdruckslos...

Love Lesson (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt