Kapitel 16

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Überrascht von der fast tropischen Aussicht starrte ich aus dem großen Fenster.

Ich konnte Wälder, Berge und Felsen, sowie das Randgebiet, einer mir unbekannten Stadt erkennen.

Wir waren tatsächlich gleich in der Früh zum Flughafen gefahren, um dann nach Japan zu fliegen. Dort hatte Jiyong, nämlich neben unzähligen Hochhäusern, Clubs, Bars und Boutiquen, auch mehrere Ferienhäuser. Zumindest hatte er dieses protzige Ding so genannt. Wir waren ziemlich spät angekommen, da es recht abgelegen und hoch lag, doch die Natur hatte etwas Beruhigendes.

Ich war glücklich, dass er dieses hier ausgewählt hatte und nicht das Apartment in Tokyo, von dem mir Bobby erzählt hatte.

Hinter mir schepperte es etwas und ich drehte mich zu der Lärmquelle um. Es war einer von Hanbins Jungs. Ich kannte seinen Namen noch nicht, doch er schien recht ruhig zu sein. Auch verehrte er Hanbin und Bobby über alles. Zumindest konnte man es an seinen Augen sehen, wenn er die beiden sah.

"Ihr Gepäck", stammelte er etwas unbeholfen.

Tatsächlich standen da drei Koffer, die nur für mich waren. Jiyong hatte mir gesagt, dass sie mir gebracht werden und die Bediensteten sie dann aufräumen würden. Schließlich waren sie dafür da. Wer und wann das sein sollte, hatte er jedoch nicht erwähnt, bevor er in sein Zimmer verschwunden war. Er musste nämlich dringend jemanden anrufen.

Als ich jedoch dem Jungen seine Wortwahl wahrnahm, hob sich etwas ungewollt meine Augenbraue.
Sein Gesicht färbte sich rot, als er meine Verwunderung bemerkte.

"Du kannst mich auch mit "Du" ansprechen", sagte ich und zwang mich leicht zu lächeln.

Das schien ihn aber noch mehr zu verwirren.

"Aber Hanbin meinte, ich solle distanziert bleiben", murmelte er eher zu sich selbst.

"Hanbin kann mich mal", rutsche es mir heraus. Sofort schossen die zwei dunklen Augen zu mir hoch. In ihnen war deutlich der Schock zu erkennen – und Belustigung.

Anscheinend war es nicht gewohnt, dass man so von seinem Boss sprach.

"Es tut mir leid. Ich sol-"

"Nein, passt schon. Manchmal kann er schon ein Idiot sein", unterbrach mich der Junge etwas eifrig und lächelte leicht.

Die Röte in seinem Gesicht blieb zwar, doch nun hatte die Unterhaltung einen anderen Unterton erhalten. Seine Haltung zu mir schien noch distanziert zu sein, doch seine Stimme trug eine bestimmte Wärme in sich. Die sicherlich nicht an mich gerichtet war.

"Kann es sein, dass du ihn magst? Sehr sogar?" Eigentlich wollte ich nicht fragen. Schließlich ging mich das Ganze nun wirklich nicht. Geschweige denn, dass ich eine Antwort erwartete.  Bevor er jedoch antworten konnte, verwandelte sich sein Gesicht in das Ebenbild einer Tomate. 

Sofort bereute ich meine Offenheit.

"Wirklich, ignoriere mich einfach! Ich denke nicht besonders viel na-"

"Ist es so offensichtlich?", fragte er mich wieder und kam auf mich zu. Er knetete unbeholfen seine Finger. Dabei wich er meinen Augen aus. Das Gespräch schien ihm nicht ganz zu gefallen, doch genauso wie ich, trieb ihn etwas an weiterzusprechen. 

Nun kam ich kurz ins Stocken. Wie sind wir jetzt in diese Situation geraten, obwohl er nur die Koffer bringen sollte? Ach ja, stimmt. Ich war zu neugierig.

Ich löste meine verschränkte Arme und suchte nach den richtigen Worten.

"Na ja ... du schaust ihn, wie auch Bobby, ziemlich oft und intensiv an. Sowas fällt einem auf, wenn man nichts zu tun hat. Und er, also Hanbin, verhält sich gegenüber dir etwas ... sanfter?" Hilfesuchend schaute ich ihn an.

Fight Me, Baby || G-DragonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt