Kapitel 36

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Zuerst wusste ich nicht, ob ich es wirklich machen sollte, doch nun war mir klar, dass es sein musste.

Vorsichtig klopfte ich an die Tür und hielt den Atem an. 

Innerlich wünschte ich mir, dass keine Antwort kommen würde und ich mich verkriechen könnte, aber das war natürlich nicht der Fall.

"Herein!", kam es von der anderen Seite.

Scheiße.

Plötzlich fand ich meine Idee extrem dumm und undurchdacht. Wie bin ich nur auf den Gedanken gekommen? Ich hatte doch bloß den Kuchen aufgeräumt und da-

"Jane?"

Quietschend fuhr ich zusammen und wich etwas zurück. 

Jiyong stand an der nun offenen Tür und schaute mich mit gerunzelten Augenbrauen an. Im Hintergrund saßen die anderen in Sesseln und schauten interessiert zu uns. Seungri grinste schief.

Mir wurde bewusst, wie komisch das alles rüberkommen musste und wurde unangenehm rot. 

"Alles in Ordnung?" Nun klang er besorgt und versuchte irgendetwas in meinem Gesicht zu erkennen.

Ich verpasste mir innerlich eine Ohrfeige und riss mich zusammen. 

Jetzt war es zu spät. Jiyong kannte mich zu gut, um zu wissen, dass ich niemals ohne einen Grund stören würde.

"Äh...Also...Können wir mal kurz sprechen?", fragte ich etwas unsicher. Als wüsste ich nicht mal, was ich hier mache.

Sofort schoss seine rechte Augenbraue hoch und ließ meine Hand zucken. Doch sein Mund war schlauer und ließ die arrogante Bemerkung wo sie herkam.

"Natürlich.", sagte er also und schloss die Tür hinter sich.

Zusammen gingen wir in ein anderes Zimmer, was anscheinend als Bibliothek diente. Außer drei etwas alte Sofas bestand der Raum nur aus Regale voller Bücher. Wieso hatte ich ihn noch nie gesehen?

"Was willst du mir sagen?", kam es direkt von Jiyong. Er lehnte ziemlich sexy an einem Regal. Seine langen Beine überkreuzt und die hochgeschobenen Ärmel zeigten seine Tattoos. Dazu waren noch sein Haare etwas durch-

"Jane? Du kannst mich auch wann anders anstarren."

Wie konnte man so arrogant und perfekt zugleich sein?

"Ich weiß.", antwortet ich und fummelte an meinem Oberteil herum. Jiyong schnaubte belustigt auf. Ich ignorierte es und holte kurz Luft. Jetzt oder nie. "Ich glaube, Hanbin möchte mich umbringen."

Stille.

Vollkommene Stille.

Nach einer gefühlten Ewigkeit blicke ich auf, nur in dunkle Augen zu blicken, die mich förmlich durchbohrten.

"Du glaubst?"

"Ja...Er hat es gesagt, aber wer weiß, ob er es wirklich so meinte...", stotterte ich hervor. Plötzlich fühlte ich mich total unsicher.

"Hanbin hat zu dir gesagt, dass er dich tot sehen möchte?"

"Ja..."

"Wann?"

"Im Krankenhaus."

"Wann im Krankenhaus?"

"Als du weg warst."

"Herrgott! Jane! Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen!", explodierte Jiyong plötzlich.

Und ich konnte es ihm nicht einmal übel nehmen. Die Person die ihn liebte, erzählte ihm, dass die Person die er sein Leben anvertraute, sie umbringen wollte. Das war mehr als scheiße und somit ein guter Grund zum explodieren.

Also erzählte ich ihm alles, was passiert war und gesagt wurde. Die ganze Zeit ließ er mich nicht aus den Augen. Jiyong sagte nichts und ließ mich aussprechen. Bis es wieder still wurde. Ich stand erneut total unsicher dran und wusste nicht was ich machen sollte.

In mir tobte ein Sturm, der aber irgendwie nicht die Oberfläche durchbrach. Er wütete und tobte, aber blieb nur im Untergrund. Was sich extrem seltsam anfühlte, als wäre ich unter ständigen Druck. Ich wollte so etwas nicht fühlen. Ich wollte weinen und schreien, weil das so gemein und unfair war, aber das ging nicht. Einfach so.

"Wieso bist du nicht früher gekommen?", fragte er aus direkter Nähe. 

Jiyong stand nun vor mir und strich mir vorsichtig über die Wange. Ich erschauderte und realisierte zugleich, wie lange wir uns, wegen dem Stress nicht mehr richtig berührt hatten. Wir wir nur noch im Schlaf beieinander waren und sonst ständig getrennt.

"Ich hatte Angst...Was passieren könnte. Zwischen euch. Zwischen uns. Wer weiß, ob er das ernst gemeint hatte? Ich bestimmt nicht. Ich kenne ihn nicht gut genug."

"Ich werde mit ihm reden."

"Aber dann wird er wissen, dass ich es dir erzählt habe." 

"Natürlich. Und Gnade ihm Gott, wenn er dich dann noch anfasst, Jane." Schon wieder diese Arroganz. Jedoch  diesmal nur, um die Angst zu verstecken. Er hatte tatsächlich Angst.

Wie ernst war das ganze?

"War das alles?", fragte er mich und scannte mein Gesicht.

Kurz überlegte ich, bis mir etwas einfiel.

"Nein", sagte ich und presste mich an ihn. Sofort berührten meine Lippen seine und wie automatisch, griff Jiyong in mein Haar.

Pure Hitze durchfuhr mich und jede Stelle die er berührte prickelte angenehm. Es war zwar der absolut falsche Zeitpunkt, um rumzuknutschen, aber wir hatten es beide deftig nötig. Was man auch spüren konnte.

Jiyong drehte sich mit mir und drückte mich an ein Buchregal. Es quietschte leicht und ich hatte für einen kurzen Moment die Angst, dass Bücher runterfallen könnten. Bis Jiyong mich erneut küsste und somit auf sich fokussierte. Seine Hände waren überall und ich konnte seine Körperwärme spüren. 

Es ging eine Weile hin und her, bis jemand hinter uns sich räusperte und mich höllisch erschreckte. 

Jiyong knurrte und sagte etwas leise. Wahrscheinlich ein Fluch. Er ließ von mir ab, nur um den Störenfried mörderisch anzustarren. 

Es war Taeyang.

Dieser schaute unbeeindruckt zurück, doch man konnte sehen, dass ihm es nicht passte, das hier gesehen zu haben. 

Ich blickte natürlich extrem beschämt auf den Boden.

"Was?", knurrte Jiyong etwas lauter.

"Jemand hat angerufen.", sagte sein Freund ruhig.

"Jemand?"

"Aus Japan."

Mein Blick schoss hoch. Sofort schaute ich zu Jiyong, der unsicher zu seinem Freund schaute.

"Was ist passiert?"

"Sie haben uns auch da angegriffen. Mino war dabei."

Ich nahm jedes Wort wahr, genauso wie Jiyong und wir beide verstanden sofort.

Und ich schwöre, dass mein Herz zerbrach, als ich den verzweifelten Blick voller Panik und Angst bei Jiyong sehen konnte.

"Er befindet sich gerade im Krankenhaus. Genau jetzt müsste er operiert werden. Es sieht aber schlecht aus."

Fight Me, Baby || G-DragonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt