P.o.V. Taddl
Wo sollte ich überhaupt anfangen? Wie sucht man denjenigen, der nicht gefunden werden will?
Ich fuhr aus der Einfahrt auf die große Straße, die zur Brücke führte.
Ich machte mir zum ersten Mal richtig Gedanken um ihm. Wer war er? Ich kannte ihn nicht. Weil ich es für besser fand. Für wen? Warum? So oft ich es schon gesagt hatte, ich hatte ihn längst von mir gestoßen. Aber ich denke, alles, mit dem ich irgendwas wieder gut machen würde, würde nichts bringen. Würde er mich denn dann überhaupt an sich heran lassen? Ich hatte keine Antwort auf alle meine Fragen. Ich hatte keine Antwort auf mein Leben.Ich war gerade losgefahren, noch nicht wirklich irgendwo hin. Ich stand an der Hauptstraßenampel, wollte schauen, ob er auf der anderen Seite der Brücke war. Auf der anderen Seite der Brücke, mit einem Fluss ohne Sterne.
Ich weiß nicht, ich konnte meine Gedanken nicht sortieren, sie schwirrten in meinem Kopf herum. Ich öffnete das Fenster und legte meinen Arm darauf, während ich langsam über die Ampel fuhr.
Heute war viel los, es waren viele Autos unterwegs. Sie rasten an mir vorbei, ohne Richtung, ohne Ziel. Ihr Licht blendete mich, das Licht der Gesellschaft blendete mich. Obwohl sie nicht perfekt ist. Alle zerfressen sich gegenseitig. Warum wurde ich wegen Blue zu so einem Monster? Warum ließ ich mir das eigentlich gefallen?
Langsam verzweifelte ich an meinem Verhalten. Ich will nicht mehr grundlos traurig sein.
Viel zu spät merkte ich, das ich mich schon wieder zu viel mit ihrer Wenigkeit beschäftigt hatte und sie mich schon wieder so abgelenkt hatte, dass ich fast verreckt wäre.
Ich fuhr um die Ecke und sah vor lauter Licht kein Schatten mehr. Es wurde alles ganz hell, ich sah einen Ausweg, aus diesem Chaos.
Ich wollte nie sterben, hatte nie Selbstmordgedanken gehabt. Aber ich habe mir immer gesagt, wenn es irgendwann passiert, dann passiert es. Ich wollte mich nicht wehren. Wie konnte ich auch. Ich hab die Kontrolle verloren, über meinen Körper, meine Gedanken. Sie spielten verrückt, schienen zu explodieren, es zerriss meinen Kopf.
Ich blieb lange einfach nur so liegen. Ich hatte kein Gefühl für Zeit. Kein Gefühl für Schmerz. Mein Kopf war leer, so wie das, was ich sah. Vor meinen Augen war nichts. Ich hörte nichts, ich sah nichts, ich dachte nichts, ich fühlte nichts. Meine Sinne waren wie ausgeschalten. Alles, was da war, war eine endlose Farbe, die ich nicht definieren konnte, sie war nicht zu hell, aber auch nicht zu dunkel.
Zwei grüne Augenpaare tauchten vor meinem Blickfeld auf, als ich den größten Schock meines Lebens erlebte. Nein, es dürfen nicht diese Augen sein.
Alles machte Sinn in meinem Kopf und ich konnte klar denken. Ich hatte einen Autounfall mit Ardian. Ardian Bora, zu dem ich gerade eigentlich fahren wollte. Ich sah ihn im Auto liegen, er starrte mich durch die Scheibe an. Mit diesen unglaublichen grünen Augen. Ich wollte ihn nicht unwissend lassen, er soll die Wahrheit erfahren. Ich will seine Wahrheit erfahren.
Nein, das darf nicht sein. Ich schrie. Ich schrie nicht existierende Wörter, die in meinem Kopf doch einen Sinn machten. Er war der Grund, warum ich etwas ändern wollte, aber wenn er nichts mehr für mich machen kann, kann ich es auch nicht mehr.
Nein, das darfst du nicht denken. Blue's Gedanken strömten in meinen Kopf, ihr Gesicht erschien plötzlich vor meinem Sichtfeld und es ließ mich stocken. Es ließ mich eindeutig einfrieren. Ich hatte vergessen, wie sie eigentlich aussah, aber diese Abbildung brannte sich wie tausend Nadelstiche in meinen Kopf. Sie macht alles wieder kaputt. Sie wird alles kaputt machen. Und ich schrie. Ich schrie nicht existierende Wörter, die in meinem Kopf plötzlich keinen Sinn mehr machten.
Ich riss die Augen auf, irgendwas klemmte an meiner Schulter. Der Gurt des Sitzes schnürte mir die Luft zum Atmen ab. Was war passiert? Lebe ich denn überhaupt noch? Blaue Lichter, zu helle Stimmen, die schrien. Alles wurde mir zu viel. Ich war plötzlich nicht mehr in dem farblosen Raum, sondern wieder in der realen Welt.
Es war dunkel. Ich konnte nichts erkennen. Rot, Dunkelgrün, schwarz vermischten sich und ich riss die Autotür auf. Suchend schaute ich auf die Fahrbahn. Ich humpelte zu Ardian's Auto, in der Hoffnung, dass es noch nicht zu spät sei. Dummer Gedanke, einerseits hoffte ich so sehr, dass er noch lebte, aber andererseits war es in meinem Kopf so unheimlich still, ich hörte nur ein Surren, Gedanken wie ausgeschaltet. Ich kramte mich durch die verkrustete Oberfläche seines Seitenfensters, als ich merkte, wie er mich ansah.
,,Aaaahhh, pui pui pui. Fass mich nicht an, Hurensohn, leck mich doch."
Er krächzte diese sinnlosen Wörter, wie ein Todesurteil. Ich hiefte ihn irgendwie aus dem Auto, meine Wahrnehmungen wurden immer schwächer. Ich hielt seinen leichten Körper an mich gedrückt, so als wollte ich ihn nie loslassen. Er fing an, um sich zu schlagen, aber ich gab nicht auf und streichelte seinen Kopf. Wenn wir hier beide irgendwie noch überleben wollen, dann müssen wir uns gegenseitig helfen. Er kuschelte sich an meine Brust, obwohl er sich davor noch gewehrt hatte. Langsam fing ich an zu schluchzten.
,,Es tut mir so Leid, Ardymon."
Egal, was du tust, an deinen Fingern wird für immer sein Blut kleben bleiben.
Die Tränen waren mir ausgegangen, aber ich weinte innerlich mehr als zuvor.
,,Dir muss gar nichts mehr leidtun."
Das Flüstern kam so unerwartet, wie der Satz danach.
,,Schau dir die Sterne an."
Seine Stimme brach ab, als ich den Himmel in seinen Augen suchte. Und ja, er war so schön, ich konnte mich nicht losreißen. Mit einer zittrigen Bewegung hob er eine Hand und schob sie mir unters Kinn, drückte es hoch.
,,Nicht ich, du Trottel, da oben."
Ein leichter Schweißfilm bildete sich auf seinen Lippen, als ich langsam den Kopf hob. Sie sind so weit weg, und doch kann man sie genau erkennen. Jeder hat seine eigene Geschichte, sein eigenes Geheimnis. Ich wollte mich von der Galaxy losreißen, aber sie zog mich in ihren endlosen Bann. In der Ferne nahm ich Blaulicht wahr. Als ich wieder zu Ardian schaute, hatte er die Augen geschlossen.
Fuck.
Und das einzige, was ich spürte, waren meine Knie, die auf dem Boden aufschlugen und alles immer dunkler wurde.
Ja gut, so viel dazu, ich bin so stolz auf mich, dass ich es wieder mal geschafft habe, etwas hochzuladen. Fragt einfach, wenn ihr Fragen, zur Handlung oder den Charakteren habt.
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Illusion
FanfictionIst Liebe bloß eine Illusion? Egal, ob es eine Illusion oder Einbildung ist, wenn man glaubt, dass es Liebe ist, dann ist es auch so. {Ich bin jeder meiner Charaktere & irgendwie doch keiner}