-'48'- Wasser

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Ihr müsst euch warm anziehen, damit ihr euch ausziehen könnt, weil es heiß wird. Sehr heiß. Zum verbrennen. Ja ich weiß, meine Adern sind auf HDR reudig, but, egal. Sie sollen einfach Ardys Handgelenke symbolisieren. Ignoriert den fetten dunklen Streifen auf der Pulsschlagader.

P.o.V. Ardymon

Wir gingen langsam die Steintreppen des Bahnhofes wieder hinunter, um auf die normale Straße zukommen. Hier unten war es nass, an der Seite des Durchgangs waren kleine Pfützen entstanden, in die man nicht reinschauen konnte, da sie so schmutzig waren und sich von dem anderen Müll hier unten nicht mehr richtig absetzen konnten. Die alten Lampen flackerten, der Wind strich über die Fahrpläne, die auch durchnässt waren. Der Hall unserer schweren Schritte verfolgte mein Gehör wie ein Echo, das immer wieder wiedergegeben wurde. Es schien mir, als wären Schritte hinter uns, doch als ich mich umdrehte, war der Durchgang verlassen und leer, wir waren die einzigen. Unsere Schritte wurden schneller, wir waren verloren in der Angst, hinter uns wäre jemand. Schauten uns ständig um, doch da war niemand, es war gruslig. Wir liefen die Treppe zur anderen Seite wieder hoch und konnten endlich wieder atmen.

Ich schaute T ängstlich an, doch er nahm meine Hand und wir gingen einfach weiter. Es war noch Tag, doch dort unten beim Durchgang kam es mir so vor, als ob die Sonne verschwunden war.

,,Was wollen wir heute noch machen?", fragte ich T ungeduldig und musterte seine kleinen Sommersprossen, die seine Nasenspitze zierten. Er schaute gerade aus, wie die Tauben am kleinen See von einer alten Frau gefüttert wurden. ,,Wir suchen uns einfach ein Hotel und Essen, haha." Er drehte seinen Kopf mit seinem schiefem Lächeln zu mir und ging weiter. Ich folgte ihm und vergrub meine Nase in meinem Pulloverkragen, da es doch noch kalt war.

,,Ardy, hör mir zu, wir können offen miteinander reden, du kannst mir sagen, wenn dir irgendwas nicht passt und du wieder nach Hause willst, dann bring ich dich direkt vor deine Haustüre.", sagte er und schaute mich mit großen Augen an. Die Farbkonstellation jagte mir jedes Mal einen Schauer über den Rücken. Innen waren sie von hellen grauen dicken Strichen durchzogen, die ins äußere immer blauer wurden. Ich vergaß zu antworten, weil ich zu fasziniert von dieser Perfektheit war, trotzdem schaffte ich es irgendwie doch zu nicken.

Wir gingen weiter, es regnete und wir hatten keinen Schirm. Liefen durch das Strassengewirr Münchens, welches unsere Füße vollkommen durchnässte. Ich hatte keinen Hunger und wir versuchten, einfach einen Schlafplatz zu suchen oder etwas, in dem wir uns aufwärmen konnten. Heute wollte Taddl eh nicht zurück nach Köln, dann müssten wir nachts durchfahren und dazu waren wir zu müde.

Wir kamen ins Zentrum und gingen durch die großen Hallen, um nicht mehr nass zu werden. Das Hotel muss nicht perfekt sein, es soll nur eine Schlafmöglichkeit für uns darstellen. Wenig später fanden wir dann eins.

Als wir hereinkamen, stand vor uns die Rezeption, rechts waren die Aufzüge, links ging es zum Frühstücksbereich. Ich folgte Taddl einfach und ließ ihn machen, er war in solchen sozialen Sachen eh besser als ich.

,,Guten Tag, ich hätte gerne ein wunderschönes Zimmer für mich und meinen hübschen Freund hier"-er zog mich an der Hand neben sich und legte einen Arm um meine Schulter, grinste mich an-,,für eine Nacht, mit einer schönen Aussicht." Woher er den Mut hernahm, fragte ich mich wahrscheinlich noch bis übermorgen, aber musste trotzdem kichern. ,,Bezahlen Sie Bar oder mit Karte?", fragte uns die junge Frau, die uns freundlich musterte. ,,Natürlich mit Karte. Aber können wir das morgen machen?" Fragte Taddl selbstbewusst und spielte mit seinem Blick. Sie nickte und übergab uns die Schlüssel. Wir stürmten einfach so auf den Fahrstuhl zu und beachteten die Blicke der anderen Gäste gar nicht.

Wir hatten Aussicht über die ganze Stadt, als der Fahrstuhl langsam immer höher ging und schließlich zwei Stockwerke vor Schluss anhielt. Ich hatte mich an der kühlen Stange festgehalten und wäre gleich umgekippt, so müde war ich, wenn T mich nicht gehalten hätte. Durch meine halboffenen Augen sah ich nur den groben Umriss der Inneneinrichtung des Hotels. Sie war ordentlicher als ich gedacht hatte. Ich will nicht wissen, wie viel Thaddeus morgen dann bezahlen muss. Bei seinen regelmäßigen Schritten wurde ich immer mehr eingeschläfert. Er schloss die Tür auf und legte mich aufs Bett ab.

Ich driftete weg, hörte noch, wie Badewasser eingelassen wurde. Irgendwann hörte ich gar nichts mehr, spürte nur die weichen Kissen, die unter meinem Gewicht nachgegeben hatten und ich einfach in ihnen versunken bin.

Ich wachte wieder auf, es war inzwischen dunkel. Irgendwas war neben mir, ich wusste nicht was, als ich die Augen mehr und mehr öffnete und schließlich Taddl erkannte. ,,Hast du mich die ganze Zeit angeschaut?", fragte ich leise und wollte es eigentlich nicht wissen, da die Vorstellung ziemlich gruslig war. Trotzdem nickte er. Vorsichtig hob er mich hoch und meine Beine hingen schlaff an mir hinunter, während er mich durch eine große weiße Tür schleppte und mich wieder langsam auf die Füße stellte. Ein warmer Duft erfüllte das Zimmer und ich sah in die Badewanne, die mit Wasser gefüllt war und die Rosen darin einen großen Einfluss auf meinen benebelten Geist hatten. Ich konnte es riechen. Taddl ging wieder heraus. Ich war verwirrt, sollte ich mich einfach ausziehen und dann da rein gehen? Und wenn er meine Narben sieht? Ich dachte nicht viel nach, sondern machte einfach. Ich stand nackig vor der Wanne und wollte gerade hineinsteigern, da ging die Tür wieder auf.

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