-'44'- Letzter Stock

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P.o.V Ardymon

Es klopfe an meiner Zimmertür und ich bekam sofort Panik, weil ich nicht wollte, das Tommy überhaupt Zeit mit mir verbrachte. Geschweige denn mit mir in einem Raum ist. Irgendwie schon komisch, dass dieser Bastard diese Zeit nicht nutzte. Ich hatte Angst und blinzelte öfter hintereinander, ehe ich dann zögerlich ja sagte.

Meine ganze Angst viel von mir ab, als ich T's blaue Haare sah. Luna stand hinter ihm und lächelte mich an. ,,Ohne Mist, ich merk schon, wie trocken meine Kehle ist. Das Abendessen in diesem Dreckshaus hier, wird der reinste Shit, ich sehs schon kommen. Wir müssen noch mal zum Supermarkt, irgendwas holen, mir jetzt egal, ob die uns mit Alc erwischen.", jammerte T und ich lachte, Luna stimmte zu. Also packte ich so viel, wie in meinem Rucksack reinpasste, hinein und wir gingen noch mal kurz hoch zu T. Ich wollte unmöglich so viel bei Tommy lassen, wer weiß schon, was er mit meinen Sachen alles macht.

Wir fuhren mit dem knarrenden Fahrstuhl langsam hoch und betraten die dritte Etage. Sie sah nicht anders aus, als die zweite. Die dunkelblaue Tapete ging an der Oberseite der Wand schon leicht ab und die Lüftungen produzierten zu viel Wärme. Was mich aber nicht dazu verleitete, meinen Pullover auszuziehen. Es standen ein paar Pflanzen rum, die eindeutig zu wenig gegossen wurden. Taddl's Zimmer war weiter hinten und hatte ein großes Fenster. Luna und ich standen draußen und beobachteten, wie er ein paar meiner Sachen aus meinem Rucksack nahm und unter seinem Bett neben dem Schrank verstaute. Dann gingen wir los.

Es war erst 19:00 Uhr, wir sollten um acht wieder da sein, zum Essen. Als wir aus dem Hotel heraustraten, genoss ich die frische kühle Luft, die um mein Gesicht wehte, denn ich wusste nicht, ob ich die ganze Nacht dort drinnen schlafen konnte, es roch nach Gasheizungsablüftungen und das verstörte mich. Ich hatte keine Lust auf die nächsten Tage. Wir gingen über die Ampel, die Straßenbahn fuhr vorbei und wir beobachteten uns alle in dem Streifen, der uns spiegelte. Wie heute morgen beim Bus.

An der anderen Straßenseite erkannte ich schon den Namen eines Supermarktes aufleuchten und wir warteten, bis die Ampel grün wurde. Da das wie immer viel zu lange dauerte, rannten wir bei rot. Luna nahm sich einen Einkaufswagen und stellte schon ein mal Cornflakes hinein, da sie die als tägliche Ration brauchte. Ich lächelte, als T mit Sojamilch ankam. Die letzten Tage waren schön gewesen, obwohl sie strange waren, aber sie waren schön und was ist das dann für ein Leben, wenn es ist komisch ist?

Wir gingen zur Getränkeauswahl. Leider gab es hier keinen hochwertigen Cognac, nur Liquor für sieben Euro. Der musste auch gehen, immerhin ging es nur darum, dass Alkohol enthalten war. Luna griff dann aber doch zum Bier. Ich wusste nicht richtig, warum wir das brauchten, doch ließ ich die zwei einfach machen. Ich beneidete sie ein bisschen um ihre enge Freundschaft. Ich hatte keine Geschwister, und das war auch gut so, nur machte es mich irgendwie traurig, glückliche Menschen beim Lachen zuzusehen.

Weil du weißt, dass du nie so glücklich sein wirst, wie er.

Ich ignorierte es, wie die letzten Tage auch und fragte mich, ob T wirklich so glücklich war, wie es immer schien. Ich mein, das kann auch alles nur eine Sicht der Perspektive sein. Ich werde mich selbst nicht belügen, obwohl es ein Risiko sein wird, die Wahrheit herauszufinden. Denn es gibt einen Raum im Herzen, der sich nie füllen lässt. Es kann sein, dass er auch so stark verletzt wurde, nur machte es mir mittlerweile wenig aus, wie sehr ich kaputt ging, ich merkte es kaum. Ich denke, Liebe ist sowieso nur ein Trick des Verstandes, sowas gibt es nicht wirklich.

Als wir bezahlt hatten, gingen wir wieder raus. Der Himmel wurde dunkler und es war deutlich kälter, als wir unsere neuen Zigaretten und das Bier in meinem Rucksack verstauten. Viel redeten wir nicht, denn das Schweigen ist eine Tugend.

Aufgeregt war ich schon, als ich T anschaute und dann Luna und wir wieder das stickige Hotel betraten. Angst hatten wir schon, da das erst der Anfang unseres Plans war.

Das Essen war eklig, es gab Schnitzel mit Pommes und wir standen so schnell auf, wie wir gekommen waren. Wir waren irgendwie verdächtig.

Luna reichte mir eine Packung Marlboros, als wir aus der Sichtweise der Lehrer waren und T steckte mir ein paar Kaugummis in die Arschtasche und grinste mich an. Ich wurde rot. Wir fuhren mit dem Fahrstuhl ganz nach oben in den letzten Stock. Da, wo keiner war, außer wir.

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