-'67'- Orientierungslosigkeit

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P.o.V. Taddl

Ich mag das, wenn Augen rot sind. Ich wünschte mir, Ardian würde seinen Verstand wiederfinden, würde zu mir, dem, der am besten zu ihm passt, ihm aus allem heraushelfen kann, wieder zurückkommen. Er würde über die Brücke rennen, auf mich zu und würde mich umarmen, sich um meine Knie werfen. Er würde tränenüberströmt sein und mich um Verzeihung bitten. Er würde an seiner Lippe die Haut abreißen, bis sie bluten würde und er würde sich übers Gesicht kratzen, auf den Boden stürzen. Ich würde ihm die Hände wegreißen, sie festhalten. Ihm in die Augen schauen, ihn bitten, für mich aufzuhören. Er würde nicht weitermachen. Ich weiß nicht ganz, mit was er nicht weitermachen würde, mit seinem Leben oder mit der mentalen Selbstzerstörung. Ich wusste es nicht. Doch er würde es für mich tun.

Wie falsch du doch liegst.

Versuchte mir etwas einzureden, wo ich genau wusste, dass ich falsch lag. Ich musste irgendwas tun, damit er wieder zu sich selbst finden würden. Mein ganzes Leben drehte sich wieder um ihn, meine vergangenen Lebensabschnitte ignorierte ich und das half mir. Ich musste nicht mehr so oft an Blue denken und kam aus diesem Loch wieder heraus. Es hatte sich alles anders entwickelt, als es grundlegend sein sollte, aber wir waren zu einem jeweils besseren geworden. Jemand brauchte mich, jemand wollte mich, jemand liebte mich. Und ich liebte ihn auch. Tat ich das? Ja.

Ich wusste nicht einmal mehr ganz, wo wir waren, wo er hingelaufen war. Ich fühlte mich, wie in einer Wolke, drehte mich im Kreis, doch wusste nicht, wo er hingelaufen war. Ich wusste nicht, ob ich mir selber glauben sollte. Ich will ihn einfach nicht verlieren, diese viel Stunden und Minuten, die wir miteinander verbracht hatten, war das alles umsonst? Ich kickte einen Stein zur Seite und raufte mir die Haare. Es war doch alles dasselbe. Ich wusste nicht mehr weiter.

Alle waren im selben System gefangen, keiner sah einen Ausweg. Vielleicht müsste man nicht dagegen ankämpfen, anders zu sein, sondern es einfach tun. Ohne richtigen Anschluss ist es doch eigentlich egal, wohin du gehst, oder? Vielleicht sollte ich einfach laufen, einfach laufen, auf der Hoffnung nach meiner eigenen. Trotzdem sah ich wieder kein ende, als ich mich auf die Suche nach ihm machte. Ich sah einfach kein Ende.

Ich auch nicht.

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