-'52'- Zug

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Ich habe vor einiger Zeit, 2 Minuten, eine Meditationsapp auf meinem Display wiederentdeckt. Ich sag euch, es ist so geil, mit Flussgeräuschen im Hintergrund zu schreiben, oha, ich bin verliebt. Natürlich in Lacuna, aber egal.

P.o.V. Ardymon

Es machte mich traurig, wie ich damals gewesen war. So ohne Rücksicht auf einerseits Verluste und andererseits auf mein Leben. Auf mein Wesen, was ich widerspiegelte und es sah so schlecht aus. Mein Wesen sah damals so unheimlich schlecht aus, ich konnte gar nicht glauben, wie ich so ein Mensch sein konnte. Ich habe mir die Wunden an den Armen immer wieder aufgekratzt, habe niemanden meine Probleme anvertraut, habe mich trotzdem durch alles, was halbwegs laufen konnte und einen Arsch hatte, durchgeschlafen.

Ich schaute T an. Schaute in seine blauen Haare, seine blauen Augen, die die Skyline musterten und die Lichter, die sich in seinen Augen erkennen ließen. Welchen Einfluss er auf mich hatte, war für mich unbegreiflich. Ich konnte es gar nicht glauben, dass alles nicht besser war, doch irgendwie besser war, als es schlecht war und schlecht war. Ich war immer nach dem Motto 'Alles ist scheiße, wo sind die Gleise?', doch es war, als würde T mich in einen Zug setzen, der zwar von den Gleisen nie wegführt, doch trotzdem ein Mindestabstand enthält, der mich und die Gleise trennt. Ich konnte immer den Klang hören, den Klang meines Zerbrechens. T war wie ein Zug aus weiter Ferne, der mich abholte, als zu viele Monster auf dem Bahnsteig standen. Er war wie ein Piepton, der mich aufweckte, der den Zug abfahren ließ. Er war mein Ticket und mit ihm konnte ich überall hinfahren, ohne das mir schlecht wurde. Als ich über diese ganzen Metaphern nachdachte, standen wir gerade wirklich am Bahnhof und warteten auf unseren Zug, der uns nach Köln bringen sollte. Den Rest der Woche lassen wir uns krank schreiben und werden die Aufgaben zu Hause erledigen. Als ob einer von uns Lust auf eine Parallelklasse hat.

Wir standen unter einem Dach, da es langsam angefangen hatte, zu regnen. Sogar T war wie Regen, der vermischt alle Farben, obwohl es nicht bunt wird, wenn man alle zusammen mischt. Es wird braun, braun wie scheiße, doch wenn man diese ganzen Pickmentierungen beachtet, leuchten sie alle. T war wie der Regen, da er kleine kraftlose Sträucher wachsen lässt und ihnen den Sinn des Lebens schenkt. Ich wusste echt nicht, was los war, ich suchte die ganze Zeit nach Vergleichen, fand sie dann in Taddl und das machte mich glücklich. Es machte mich so unheimlich glücklich, hier mit ihm zu stehen und seine Hand zu halten und einfach zu glauben, dass alles wieder gut werden würde.

Grelle Lichter kamen aus der Ferne und ein Zug hielt laut knarzend vor uns. Die Türen gingen auf und ich umwickelte meinen zitternden Körper mit meinem Parka. Es war gar nicht richtig kalt, doch der Wind war hartnäckig.

Wir stiegen in den Wagon ein und rollten unsere Koffer durch die verschiedenen Abteile. Es war nicht schwer einen Platz zu finden, da es Mittwoch Vormittag war und die meisten auf Arbeit waren. Wir setzen uns in eins und stellten unsere Koffer auf die Ablage, bevor wir uns einrichteten. Um die sieben Stunden Fahrtzeit könnte man dazu nehmen, das würde ich schaffen, in T's Armen und meiner Musik in den Ohren.

Der Kontrolleur stempelte unsere Karten ab und ging weiter, so dass ich es mir auf T's Schoß bequem machen konnte, während er mir durch die Haare fuhr. Meine ganze Aufmerksamkeit lag auf dem Rütteln des Zuges, so dass ich gar nicht bemerkte, wie ich einschlief.

Eine Stunde später wachte ich wieder auf, doch ich war allein. Meine Musik hatte aufgehört, das schien zu bedeuten, dass mein Batteriezustand nicht sehr blendend war. Ich kramte nach T's Handy, um meine Mutter kurz anzurufen. Ich klickte mich durch seine Kontaktliste durch, es waren nur fünf Kontakte dort. Ich wunderte mich, warum er so wenige hatte. Scrollte mich durch alle durch, bis ich zu einem kam, der mir unbekannt vor kam.

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