Kapitel 15

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"29.8.", sagte ich als ich wieder bei ihr war.
"Von was redest du?", fragte sie möglichst unschuldig.
"Der Tag an dem dein Bruder starb."
Sie sah mich geschockt an, dann schaute sie auf ihre Hände die in ihrem Schoß lagen und schwieg wieder. Ihr Schweigen war geradezu eine Qual für mich.
"Eure Eltern sind vor einem Jahr gestorben, kurz nachdem dein Bruder Volljährig wurde. Vor einem Monat hörte ein Passant in einer eher verlassenen Gegend einen Schuss und gleich darauf rannte ein Mädchen aus einer kleinen Gasse und er hörte wie Motor Geräusche sich entfernten. Als er in die Gasse sah, fand er dort deinen Bruder vor. Tot. Und die Beschreibung des Mädchens passt ganz zufällig auf dich. Aber du warst nicht aufzufinden. Die Polizei hat dich überall gesucht, aber du warst weg."
In der Zwischenzeit tropften Tränen auf ihre Hände. Ich kniete mich vor ihren Stuhl und legte meine Hände auf ihre.
"Jessica... Was ist passiert...?", fragte ich sie mit sanfter Stimme.
"Ich hab bei einer Freundin gewohnt, sie wusste nichts davon... Aber nachdem ich beim Juwelier die Kette holen war...", erzählte sie mir und begann immer mehr zu heulen.
"Sie haben dich gefunden, oder?", fragte ich, legte meine rechte Hand an ihre Wange und Strich mit dem Daumen ihre Tränen weg. Sie nickte leicht.
"Ich hab ihnen immer wieder gesagt das ich niemandem etwas gesagt hab und tausend mal versprochen nicht zur Polizei zu gehen, aber sie haben mich nicht gehen lassen... Und..."
Sie stoppte und sah mich geschockt an, bevor sie aufsprang und einen Schritt von mir weg ging.
"Jessica, was ist denn los?", fragte ich verwirrt.

Das Mädchen Im Wald Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt