Tim ließ sich am Abend extra viel Zeit im Stall. Erst erschien er ewig nicht zum Essen, sodass Molly sich zu sorgen begann, ob er ihr nicht bald von den Knochen fiel, dann ging er nochmal hinüber und als er eine Stunde später endlich zurück kam, schloss er sich noch lange Zeit im Bad ein. Ich wusste nicht, ob er hoffte, dass ich um diese Zeit bereits schlief oder was er sonst damit bezwecken wollte. Aber ich hatte mir fest vorgenommen, meine Feigheit noch heute zu überwinden und Tim zu sagen, dass ich seine Flirtversuche nicht guthieß und nicht an ihm interessiert war. Es würde ihn sicher verletzen, aber ich wollte auch nicht von ihm verletzt werden, indem er mich zu gewissen Sachen zwang.
Als er unser gemeinsames Zimmer betrat, kam mir ein seltsamer Geruch von ihm entgegen. Kein Alkohol, der roch anders wie ich von meinem oft sturzbetrunkenen Vater wusste. Es war etwas beißendes, scharfes, das mich die Nase rümpfen ließ. Igitt, was war das denn?
„Hmpf, warum bist du noch wach, Stegi? Du solltest längst schlafen!", brummte Tim in die Dunkelheit. Seine Stimme klang abfällig, als hätte er mich bei etwas verbotenem erwischt. Ich schluckte betroffen, aber mein Entschluss stand fest. Wir mussten das schnellstmöglich klären und ich konnte ja nichts dafür, dass er plötzlich versuchte, mir aus dem Weg zu gehen!
„Tim, ich wollte dir noch etwas wichtiges sagen. Hätte ich vorhin schon, aber da war ich total überfordert gewesen. Ich will nicht, dass wir uns küssen! Du bist mein Freund und wie ein Bruder für mich und das soll bitte so bleiben."
Das Licht wurde eingeschalten und obwohl Tim es sofort dimmte, musste ich kurz die Augen vor der Helligkeit zusammen kneifen. „So hast du am Teich aber nicht ausgesehen, Stegi", erwiderte er und starrte mich an, während ich mich aufsetzte. Was sollte das denn jetzt heißen? „Ich war überfordert, das habe ich dir doch gesagt!", verteidigte ich mich.
„Nein. Du wolltest das auch. Und jetzt tust du so, als hätte ich dir Unrecht getan. Das ist nicht nett von dir."
Ich bemerkte, wie meine Unterlippe zu zittern begann. Tim irrte sich, und zwar gewaltig! Aber wie sollte ich ihm das klar machen, wenn er mir widersprach und sowas dämliches unterstellte? „Ich stehe nicht auf Jungs!", versuchte ich es nochmal mit Nachdruck, obwohl meine Stimme beim Sprechen bebte. „Ich will das nicht! Und du machst mir Angst!"
Gegen das Deckenlicht sah ich ihn beinahe spöttisch eine Augenbrauen heben. „Du hast Angst vor mir? Wieso das denn?", fragte er und kam näher. Nein... Was auch immer mit Tim los war heute, d-das konnte doch unmöglich er selbst sein! Hektisch versuchte ich, mich unter der Bettdecke freizustrampeln und vor ihm zu flüchten, doch er war schneller als ich und stemmte seine Fäuste so auf die Matratze, dass meine Beine unter der straff gespannten Decke gefangen waren. Als ich seine Hände mit meinen wegstemmen wollte, kniete er sich stattdessen aufs Bett und pinnte meine Arme gegen die Wand hinter mir. Ein undefinierbares Lächeln huschte über sein Gesicht: „Dabei hast du meine gruselige Seite noch gar nicht kennen gelernt!"
„Bitte, nicht! Hör auf Tim!", flehte ich ihn mit Tränen in den Augen an, aber er war nicht mehr zu bremsen. Er rutschte näher, stieß mit seinem Kopf nach vorne und drückte mir einen stürmischen Kuss auf. Je weiter ich versuchte, ihm auszuweichen, desto ruppiger wurden seine Anläufe. Dachte er wirklich immer noch, das hier würde mir irgendwie Spaß machen? Dass ich ihn darum mit meinem Verhalten gebettelt hatte? Das war doch völlig krank! Tim war krank!! All die Wochen hatte er sich mit mir so gut gestellt und mein Vertrauen gewonnen, nur um mich jetzt so dermaßen zu hintergehen...
Tims Druck um meine Handgelenke wurde stärker, er presste sie über meinem Kopf zusammen, bis er sie mit einer Hand festhalten konnte. Dann setzte er sich mit seinem gesamten Körpergewicht auf meine Beine und begann, mein Hemd aufzuknöpfen; Das alles schaffte er, ohne unseren erzwungenen Kuss zu unterbrechen oder mir die Chance zum Protest zu geben. Er sollte das lassen! Was auch immer er da gerade vorhatte, ich wollte das nicht! Ich wollte das nicht!! Aus Mangel an Worten versuchte ich Tim das durch Jammern und Rütteln klarzumachen, aber er ließ nicht locker und zerrte den Stoff von meiner Brust hoch zu meinen Armen.
Im nächsten Moment löste der Junge seine Lippen von meinen, aber nur um mir sofort die freie Hand vor den Mund zu pressen. „Jaah, so gefällt mir das schon besser", murmelte er mit rauer Stimme, den Blick auf meinen nackten Oberkörper gerichtet. Seine Augen glänzten pervers, während meine sich mit Tränen füllten. Warum interessierte ihn einfach nicht, was ich hierbei fühlte? Warum war er plötzlich so vollkommen anders?
Mit einem Ruck zog Tim meine Arme nach links, sodass ich mein Gleichgewicht verlor und rücklings auf meine Matratze fiel. Tim riss ich an meinen Handgelenken mit mir und ohne auch nur eine Sekunde zu verschwenden, machte er sich über mich her, zog feuchte Küsse über meine Haut und leckte die Konturen meiner Rippen nach. Im ersten Augenblick kroch mir ein Schauer durch meinen Körper und ich stöhnte zitternd auf, doch dann strampelte ich weiter, um Tim von mir herunter zu kriegen und zu zeigen, dass ich das hier nicht etwa genoss. Er bekam davon nicht einmal etwas mit, er atmete nur heftig zwischen seinen Küssen hindurch und ich spürte, wie mir nach und nach ein harter Gegenstand in Tims Hose gegen meine Beine drückte. Sein-! Mir entwich ein würgendes Geräusch vor Angst. Wenn ich hier nicht wegkam, würde Tim mich dann...?
Nein! Alles, nur das nicht! Der Gedanke verlieh mir ungeahnte Kräfte und mit einem gedämpften Aufschrei gelang es mir, meine Hände aus dem eisernen Griff zu befreien. Bevor Tim reagieren konnte, stieß ich ihn mit meinen Armen und Knien gleichzeitig in Richtung Bettkante und der dumpfe Aufprall bestätigte mir, dass ich es geschafft hatte. Ich hatte ihn abgewehrt! Blind kam ich auf die Füße, sprang über Tim am Boden hinweg und floh aus dem Zimmer.
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Zeig mir was Leben ist! (#Stexpert)
FanfictionMein Leben bei meiner schrecklichen Familie war nicht länger auszuhalten, also bin ich abgehauen, mitten in der Nacht, ohne Ziel und nur mit dem Wunsch, woanders von vorne anzufangen. Dass ich dadurch meine Bestimmung, meine Zukunft und einen echten...