VI - „Danke Max." (Max)

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Wir schauten uns um und wussten nicht wo die anderen waren.

„Warum sind wir auch stehen geblieben?", rief Luca und schaute mich an.

„Du hast mich doch festgehalten!", sagte ich. „Du wolltest doch mit mir reden. Jetzt sind alle weg."

Er schaute beleidigt zur Seite. Dann drehte er sich um, und ging den Waldweg weiter.

„Schwachsinn, die sind nicht weg. Die haben sich wohl nicht in Luft aufgelöst?", rief er raus. Ich ging ihm nach. Umdrehen konnte ich nicht, da ich schon jetzt den Weg nicht mehr wusste, und alleine stehenbleiben wollte ich auch nicht. Ich lief einige Meter hinter ihm. Plötzlich blieb er stehen. Dann drehte er sich um. Er schaute mich etwas verwundert an. Luca kam immer dichter. Er stand knapp vor mir. Ich konnte den Atem spüren, es wurde noch gruseliger als vorher. Er legte seine Hand um meine und drehte sich wieder um. Dann ging er Hand in Hand mit mir los. Wobei es eher Hand um Hand war und wir gingen auch nicht. Zu mindestens ich nicht. Er zog mich mehr hinter sich her.

Wir kamen an einer kleinen Abzweigung an. Im dunklen Gebüsch stand jemand. Ich konnte ihn nicht so gut erkennen, doch seine Stimme war deutlich zu hören.

„Könnt ihr beide mir mal erklären, wo ihr bis eben wart?", rief Herr Schnait eher unfreundlich. „Wir äh...", fing Luca an und wusste nicht was er sagen sollte. „Luca, es ist nicht sinnvoll mit deinem ohnehin schon schlechten Auftreten, dir auf der Klassenfahrt solche Dinge einzufangen. Ich glaube, ich sehe mich da gezwungen da noch einmal ein Gespräch mit deinen Eltern zu veranlassen."

Luca schluckte und schaute leicht hilflos um sich. Ich wusste nicht, worum es hier ging und was das Problem war, aber ihm gefiel es gar nicht. Und es machte mich auch glücklich zu sehen, wie er seine Strafe bekam. Schließlich war es ja seine Schuld. Wäre er nicht stehengeblieben, hätten wir die anderen nicht verloren.

„Und ich glaube aus deiner Zusatzqualifizierung für das Studium wird dann auch nichts mehr. Ich denke nicht, dass der Universität eine solche Bewertung passt.", drohte er. Es wirkte jetzt schon eher unfair. Aber mir egal, umso besser für ihn. Dann fängt er nicht noch an, irgendetwas gegen mich zu verwenden. Dann weiß er wenigstens, dass es Konsequenzen hat.

„Also, was war jetzt so schlimm, dass du zurückgeblieben bist?", fragte Herr Schnait wieder. Doch irgendwie gefiel mir was nicht. Warum fragte er nicht mich? Warum nur Luca. Ich hätte doch genauso gut Luca davon abhalten können...

„Ich äh...", fing Luca stotternd an. „Er hat mir geholfen, nachdem ich vorhin umgeknickt bin.", fing ich an. In diesem Moment löste sich der Blick von Herr Schnait und er schaute das erste Mal seit Beginn des Gesprächs auf mich. Luca ebenso.

„Wir sind dort etwas weiter hinten gegangen, und ich bin umgeknickt. Luca hatte es gesehen und half mir auf. Doch ich konnte dann nicht mehr so schnell gehen und alle waren weg. Es tut mir leid."

Max?

Ja?

Was machst du hier gerade? Warum verteidigst du ihn? Was hat er gemacht? Stimmt, dich festgehalten, so dass ihr die anderen verloren habt. Gut, und jetzt verteidigst du ihn dafür? Kannst du mir das mal erklären?

Meine Gedanken wurden von unserem Klassenlehrer unterbrochen. „Nein Max, dass macht doch nichts. Du kannst doch nichts dafür." Er schaute hoch zu Luca.

„Hm, Glück für dich.", sagte er und drehte sich um.

Wir folgten ihm, bis wir an der Lichtung ankamen. Alle anderen machten Bereits ihre Würstchen warum und unterhielten sich. Wir standen neben einem der Tische, auf dem die Getränke standen. Meine Deutschlehrerin kam an, und fragte mich ob es mir gut geht, oder ob mein Fuß stark schmerzen würde.

„Nein, danke. Es geht schon. Ich denke, ich komm wieder gut zurück.", entgegnete ich ihrer Frage. Dann lächelte sie Luca und mich an. Nach einem Nicken drehte sie sich wieder um.

Daraufhin spürte ich, wie jemand meine Hand umfasste.

„Danke Max."

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